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Von der Kunst wird erwartet, dass sie ihre jeweilige Gesellschaft auf ihre Weise zu neuen<br />

Orientierungswerten anregt, sie zu neuen Wahrnehmungsparadigmen führt und damit hilft,<br />

einen jeweiligen Zeitgeist in eine in die Zukunft weisende Richtung emotional und geistig<br />

vorzubereiten. Wobei die „Freiheit“ der Kunst zwar ein Ideal ist, ihre phylogenetischen<br />

Vorgaben und die darauf einwirkenden Umwelteinflüsse aber die eigentlichen treibenden<br />

Kräfte sind.<br />

Der Hintergrund jeder ästhetischen Wahrnehmung ist deren Aufnahme über unsere Sinne.<br />

Ausschlaggebend für die Kunst als solche sind dabei ihr geistiger Gehalt und die Form, in der<br />

dieser gebracht wird. Für die Gartenkunst bedeutet dies, dass bewusst oder unbewusst<br />

überhaupt ein geistiger Gehalt vorhanden ist. Ein in Form gebrachter, emotional unterlegter<br />

Inhalt ist Kunst, ein in eine arbeitende Form gebrachter rationaler Inhalt ergibt Technik (dabei<br />

gehören die Arbeiten z.B. von Jean Tinguely auch zu Kunst, weil er die Technik nicht für eine<br />

Arbeit sondern das Spiel einsetzt). Alle Ästhetikuntersuchungen im Grünbereich besitzen eine<br />

gewisse Oberflächlichkeit, weil sie deren phylogenetischen Anteil nicht vom<br />

kulturabhängigen trennen, nicht den ererbten von dem der Sozialisation. Und für beide<br />

benötigte man die Kenntnis deren jeweiliger Bandbreite und Schwerpunktbereiche und zum<br />

anderen im Kulturbereich die tatsächliche Kenntnis über Möglichkeiten der Einflussnahme,<br />

bzw. der Erziehung bei einem unterschiedlichen genetischen Potential.<br />

Unsere Gesellschaft billigt der Kunst einen privilegierten Ausnahmezustand zu. Viele<br />

möchten deshalb ein Künstler sein. In Ermangelung einer klaren, allgemein anerkannten<br />

Definition was Kunst überhaupt ist, wird heute jeder kreative Mensch als ein solcher<br />

bezeichnet, oft sogar gegen seinen Willen. Manchmal würde man ihm gerechter, wenn man<br />

von ihm als Akteur, Autor oder Werktätigem sprechen würde. Dies gilt besonders für viele<br />

zeitlich begrenzte Aussageformen, wie z.B. Aktionen, Installationen oder Improvisionen, die<br />

überall aus den verschiedensten Gründen entstehen und sich nach den Gruppen der beteiligten<br />

Akteure, aber auch den Zielen und der Dauer unterscheiden. Im Bereich der Gartenkunst<br />

gehören dazu:<br />

- die Natur als Medium (in Anlehnung an die Naturkunst und Land-Art),<br />

- die Natur als Prozess,<br />

- die Veränderung eines Ortes für eine begrenzte Zeit (z.B. als „temporärer“<br />

Garten),<br />

- der Garten als Rauminstallation.<br />

Jeder Garten lebt aus seiner Identität heraus, in der Malerei bestimmt von Farben und Linien,<br />

in der Gartenkunst vom Gestaltungsort und seinen Gestaltungselementen. Er will eine<br />

bestimmte Aussage machen (oft unbewusst) und nicht nur ein Abbild von etwas sein. Damit<br />

entscheidet letztlich seine geistige Dimension in einem großen Umfang über seinen Wert.<br />

Die heutige Kunst ist letztlich Intuition, die man nur begrenzt erlernen kann, die man in<br />

seinem Inneren besitzt. Man muss sich ihr gegenüber nur öffnen. Sie muss bei einem<br />

gesunden Individuum als Teil seiner emotionalen Welt zum Rationalen, zum Sachlichen<br />

hinzukommen. Letztere allein schaffen nur funktionale Lösungen, die emotional niemanden<br />

positiv erreichen. Wenn wir „große“, formbetonte Gärten sehen wollen, fahren wir nach<br />

Italien, wenn wir „schöne“, farbige Gärten sehen wollen, fahren wir nach England. Beides<br />

könnten wir in Deutschland auch haben, auch wir besitzen dafür die pflanzlichen<br />

Voraussetzungen, doch fehlen uns dafür in der Regel die Pflanzenkenntnisse.<br />

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