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damit Bildern festzuhalten, während progressive sich bindungslos allem Neuen öffnen. Das<br />

Problem dabei ist, dass wertunabhängig der Mensch selbst ein Teil dieser Natur ist, sich in<br />

seiner Evolution auf sie bezogen sich entwickelt hat und dadurch zu ihr auch in einem<br />

biologischen Abhängigkeitsverhältnis steht. Er kann als Mensch ohne sie nicht sein. Damit<br />

bekommt er zu seiner gestaltenden, kulturabhängigen Tätigkeit auch eine selbsterhaltende<br />

biologische Aufgabe. Aus diesem Spannungsbereich erwächst ihm hier seine künstlerische<br />

Tätigkeit. Der Gartenkunst kommt damit, wenn man sie als solche sieht, eine einmalige<br />

Stellung zu, deren umfassende Bedeutung nicht hoch genug veranschlagt werden kann.<br />

7. Der „ideale“ Garten, die Paradiesprojektion<br />

Ein Garten ist eine Synthese von Natur und Kultur. In ihm spiegeln sich die<br />

Naturvorstellungen seines Bewohners wieder. Dabei gestaltet der Mensch ihn zwar, er wird<br />

aber zugleich auch von ihm erzogen. Nicht zufällig wurde er zu einem Symbol für das<br />

Paradies. Irgendwo in unserem tiefsten Innern empfinden wir einen Verlust als Bedürfnis und<br />

versuchen, seinen Inhalt im Rahmen unserer Möglichkeiten wieder zu erlangen. Damit<br />

schaffen wir mit der Anlage eines Gartens nicht irgendeine Naturprojektion, sondern ein<br />

Spiegelbild unserer Sehnsüchte und damit unseres Selbst. Der Garten kann so zu „dem<br />

Kunstwerk“ seines Schöpfers werden. Es gibt kein anderes, in das er sich so intensiv mit all<br />

seinen Sinnen einbringen kann.<br />

Es ist dieses Paradies, das in uns schlummert, das wir in einem Garten zu einer Realität<br />

werden lassen. Es ist dieser Traum, der als Garten aus unserer Tiefe ans Licht herausbricht,<br />

unsere Sehnsucht nach einer Welt voller Geborgenheit, die es in der Realität nicht gibt und als<br />

Sentimentalität denunziert werden kann, die aber trotz aller Abwertungen tief in uns ruht.<br />

Der Gedanke vom Garten Eden entstand zunächst in der Wüste, als der Wunsch nach dem<br />

fruchtbaren Ort mit Wasser übergroß war. Er kam dann als Traum vom Paradies wieder auf,<br />

als wir in unseren Breitengraden feststellten, dass wir die einst zu unserem Leben gehörende<br />

Natur begannen zu verlieren.<br />

Der Urgarten unserer europäischen Gartenkultur lag einst in den Wüstensteppen<br />

Mesopotaniens, in denen das Wasser eine existentielle Sicherheit und die Absperrung nach<br />

außen Schutz boten. Als dann in großen Gemeinschaften neue Statussymbole wichtig wurden,<br />

bezeugte ein Garten mit als erster die Macht eines Menschen und darin spielte das Wasser, als<br />

das Wertvollste, das man in dieser Gegend besaß, eine zentrale Rolle. Man begann mit ihm<br />

ästhetisch zu spielen. Die Ideallandschaft des Paradieses scheint einer Savanne zu entsprechen<br />

(siehe Kapitel über die Entwicklung der Sinne). Der jüdische Garten war dann die Abstraktion<br />

eines „Weltgartens“, des Garten Gottes. In den „christlichen Garten“ gingen dann später als<br />

paradiesische Elemente der Rosenhag, der Brunnen in der Mitte des Gartens und der<br />

schattenspendende Laubengang ein. Sie wurden zu Symbolen für das Paradies und zugleich<br />

Projektionen für eine mögliche paradiesische Zukunft. Im Göttinger Barfüßeraltar wird sogar<br />

Christus als ein Gärtner dargestellt.<br />

Im Laufe der Geschichte gab es den Garten als verschiedenste Paradiesvorstellungen: Als<br />

- Hortus conclusus (den völlig in sich abgeschlossenen Garten des Mittelalters,<br />

den gegenüber den Schlechtigkeiten auf Erden abgeschirmten<br />

Ort),<br />

- Baumgarten mit Früchten (Mittelalter).<br />

(In der Renaissance änderten sich die Naturwahrnehmungen)<br />

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