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Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

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- Phantasielandschaft (Dürer),<br />

- Ideallandschaft (17/18. Jh.):<br />

+ heroische Landschaft,<br />

+ idyllische Landschaft,<br />

+ Arkadien (nach Mythen der Antike).<br />

- psychologischen Ausdruck von Stimmungen (Symbolismus, nach 1885).<br />

Im Sinne der heutigen Kunst will der moderne Mensch (gegen seine phylogenetische<br />

Befindlichkeit) kein Abbild des Paradieses mehr schaffen. Er lehnt es vordergründig als eine<br />

mythische Vorgabe oder eine unreale Setzung ab, schafft aber seinen Garten im Sinne seiner<br />

psychischen Beschaffenheit, d.h. im Sinne seiner biologischen Vorgaben und der in ihm sich<br />

eingeschriebenen sozialen, kulturellen Auseinandersetzungen (Diskurse). Damit gelangt er zu<br />

den gleichen Ergebnissen, nur dass er für sich ein altes archetypisches Symbol ablehnt.<br />

Die Kunst ist weitgehend eine Welt der geschaffenen Annahmen, der Fiktionen. Ihre moderne<br />

Realität ergibt sich aus ihrer Funktion als Suchende, im höchsten Sinne als Sinnsuchende. Ihre<br />

eigentliche Freiheit liegt in der Wahl des Weges zu dieser Fiktion. Ein Garten ist letztlich ein<br />

solcher Weg und seine Paradiesvorgabe sein Ziel.<br />

Ein Garten ist die Gleichgewichtswelt eines auf ein Individuum bezogenen Ökosystems.<br />

Irgendwo repräsentiert er den Traum von einer heilen Welt, umgeben von einem irdischen<br />

Jammertal aus Zwängen, Krankheiten, Katastrophen und Kriegen. Jeder kann in seinem<br />

Garten seine Utopie von seinem Dasein verwirklichen - sei es im Sinne Epikurs, einem Leben<br />

in Zurückgezogenheit, um dadurch den höchsten Lustgewinn zu erfahren oder im Sinne der<br />

Stoa, einem Leben in Übereinstimmung mit der Natur, um über die Tugenden die letzten<br />

Weisheiten zu erfahren. Die Nichtübereinstimmung mit der Natur sei eine Form der<br />

Selbstzerstörung, bzw. die einer Krankheit der Seele.<br />

Ein Garten ist immer zweierlei. Einerseits ist er ein realer Ort, andererseits ist er der<br />

umgesetzte Ausdruck einer Sehnsucht. Vielleicht kann nur etwas ein Paradies sein, was man<br />

verloren hat. Dabei ist es relativ leicht, sich eine Atmosphäre zu schaffen, die einen in eine<br />

paradiesische Stimmung versetzt: Man braucht sich nur an einem warmen Sommerabend mit<br />

Duftpflanzen zu umgeben und in der Nähe einen plätschernden Brunnen zu haben<br />

(wahrscheinlich phylogenetisch bedingt). Letztlich reduziert sich unsere Suche nach dem<br />

Paradies zu einer Suche nach dem Schönen (und damit sind wir wieder bei einem Anliegen<br />

der gesamten Kunst bis zur Modernen, bzw. bestimmter Formen von dieser).<br />

Jeder von uns lebt im Gefängnis seiner Träume. Sie bestimmen sein modernes Menschsein<br />

und sind das Ergebnis seines Stoffwechsels, d.h. seiner genetischen, vorzeitlichen und<br />

sozialen Erfahrungen. Ihr Ergebnis ist seine Einmaligkeit aber auch seine Einsamkeit. Um<br />

letzterer zu entfliehen, zieht er sich immer wieder in sie zurück (auf den ersten Blick ein<br />

Paradox) und träumt von Geborgenheit und Glück. Und den Inhalt dieser seiner Welt der<br />

Geborgenheit nennt er das Paradies, und dessen irdische Verkörperung ist der Garten, der<br />

Garten, weil er darin zunächst die Welt seiner genetischen Urerfahrungen festmachen kann..<br />

Damit kann er zum bedeutendsten Gestaltungsbereich seines Lebens werden. Über den<br />

Versuch der persönlichen Vermenschlichung eines Ortes, kann dieser zum Ausdruck höchster<br />

Humanität werden. Welche Kunstdisziplin kann schon von sich behaupten, dass ihr<br />

Hauptthema die Schaffung eines Paradieses sei?<br />

Störend an diesem Bild eines Paradieses ist die Zeitdimension, d.h. am Ende der Tod. Zur<br />

Natur gehört aber auch immer der Verfall (wie er letztlich auch jedem anderen Kunstwerk<br />

innewohnt, dort manchmal nur bezogen auf längere Zeitspannen). Und dieser Verfall ist als<br />

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