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Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

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spazieren und schütteln den Kopf über die ersten lärmenden<br />

Schulklassen, die unmotiviert zur Scheffelterrasse trollen”.<br />

Im nächsten Satz kommt dann die Intention der Autorin, weshalb<br />

sie sich in anderen Texten vehement gegen die Rekonstruktion<br />

dieses Gartens wendet: “Der Heidelberger Schlossgarten gehört zum<br />

Stadtleben”.<br />

Das ist zweifellos richtig, aber er ist auch, wie sie selber in ihrem<br />

<strong>Buch</strong> indirekt sagt, ein Kulturdenkmal, das der ganzen Menschheit<br />

gehört.<br />

- Man kann dieses Kulturdenkmal heute gerne als eine “Fiktion”<br />

ansehen und dabei verschweigen, dass dies in seiner Zeit weitgehend<br />

fertiggestellt war. Man kann weiter verschweigen, dass der jetzige<br />

Ruinenzustand primär ein Denkmal des reaktionären deutschfranzö-<br />

sischen Völkerhasses ist, ein Denkmal darüber, was uns Frankreich<br />

einst kulturell angetan hat. Man muss nicht sagen, dass alle<br />

denkmalpflegerischen Arbeiten an zeitgenössische Wertvorstel-<br />

lungen gebunden sind und in diesem Fall einem Paradigmenwechsel<br />

um 1900 folgen. Vorher wurde stark historisierend nachempfunden.<br />

Fehlendes wurde gemäß den damaligen Vorstellungen ergänzt, um<br />

ein “vollständiges” Bild vom Gewesenen zu erhalten. Nach 1900<br />

legte man dagegen einen besonderen Wert auf das Konservieren<br />

verbliebener Dokumente. Einer der Hauptvertreter dieser neuen<br />

Richtung war Dehio gewesen. Doch bezog dieser seine Aussagen<br />

nicht auf die gärtnerischen Anlagen. Davon verstand er nichts. Er<br />

war Historiker. Ihm ging es primär um das eigentliche Heidelberger<br />

Schloss, um das Bauwerk. Die heutigen Architekturpaläste über<br />

alten Ruinen werden in der Baugeschichte, d.h. nach dem nächsten<br />

Paradigmenwechsel auch nur als Denkmäler unserer heutigen<br />

Architekten und nicht als Nachweise unserer vorange-<br />

gangenen Vergangenheit gelten.<br />

- Es gibt keine historischen Gärten, die als solche keine vollständigen<br />

Rekonstruktionen darstellen. Allerdings nicht in einem Arbeitsgang,<br />

sondern in vielen “unauffälligen” Teilschritten. Die heutige<br />

Gartendenkmalpflege hat die Aufgabe übernommen, die Ausführung<br />

dieser Teilschritte zu überwachen. In Heidelberg würden bei einer<br />

Rekonstruktion die Teilschritte allerdings fortfallen, weil der Garten<br />

dann in einem Arbeitsgang fertiggestellt würde.<br />

Ein Polemisieren gegen seine Rekonstruktion übersieht, dass er bei<br />

seiner Fertigstellung einer der bedeutendsten deutschen Gärten sein<br />

würde. Vielleicht finden die Heidelberger Hausfrauen dann eine andere<br />

Strecke für ihre Fitness-Runden. Es geht hier nicht um eine<br />

Heidelberger Tradition, sondern um eine historische europäische<br />

Gartentradition, die sich immer auf diesen Garten berufen hat. Es gibt<br />

weltweit kaum eine “Geschichte der Gartenkunst”, in der das Bild von<br />

Fouquier nicht veröffentlicht ist.<br />

Ein Garten als Kunstwerk ist mit Werken anderer Kunstdisziplinen nicht vergleichbar, da er<br />

immer auch lebende Elemente beinhaltet, deren Existenz zeitlich begrenzt ist. Ein Erhalt<br />

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