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damit der sozialen Paradigmenfestlegung näher als sie selber. Worüber andere nur forschen,<br />

haben sie im Besitz: - die Natur. Der rationale Zugang der anderen Kulturbereiche zur Natur<br />

ist einem sinnlichen (ganzheitlichen) nur überlegen, wenn man dies akzeptiert.<br />

Das heutige Problem der Gartengestaltung in Bezug auf ihre Stellung zwischen Kunst und<br />

Wissenschaft lässt sich zurückführen auf das Bezugsproblem Gefühl, Romantik und<br />

Rationalität. Dabei vergessen die Anhänger der Rationalität, dass ihrer Gedankenwelt das<br />

Emotionale ihren Entscheidungen immer vorausgeschaltet ist und dieses Emotionale<br />

phylogenetisch sehr viel tiefer angelegt ist als die Rationalität.<br />

Wahrscheinlich gibt es keine Kunstdisziplin deren Zugehörigkeit zu den Künsten nicht<br />

irgendwann in Frage gestellt wurde, wenn man die Geschichte bemüht. Brahms hatte sogar<br />

der Musik ihr Ende angekündigt. Gerne wird Hegel als Gegner einer Kunstdisziplin<br />

Gartenkunst angeführt. Dabei wird übersehen, dass er Romantiker allgemein nur als<br />

„anmaßliche Subjekte“ ansah, d.h., dass er zur Gartenkunst überhaupt keinen Zugang besaß,<br />

da zwischen Romantik und Gartenkunst vom Psychischen her eine enge Beziehung besteht.<br />

So dürfte man z.B. bei der Stellungsnahme zur Musik auch die Haltung eines<br />

Unmusikalischen nicht ernst nehmen. Hegel hatte das allgemeine Ende der Kunst verkündet,<br />

weil er ihr die Fähigkeit zu einer höchsten Wahrheitserkenntnis abgesprochen hatte (die er nur<br />

der Philosophie zubilligte) und sie auf die Vermittlung eines eigenen Wahrheitsbereichs<br />

beschränkte, d.h. den des „sinnlichen Scheinens der Idee“.<br />

Immer wieder muss Migge mit seiner Aussage, dass die Gartengestaltung keine<br />

Kunstdisziplin sei, für ihre Verneiner als Bestätigung herhalten, ihren Kunstbezug in Frage zu<br />

stellen. Es wird dabei aber regelmäßig der Zeitrahmen dieser Aussage nicht miterwähnt, eine<br />

Zeit, in der man das grundsätzliche Ende aller Kunst erklärte, u.a. die russischen<br />

Konstruktivisten mit ihrer Forderung nach dem Abbruch aller Traditionen oder Mondrian für<br />

die Malerei.<br />

Was früher als Kunst zu gelten hatte, bestimmten die jeweiligen sozialen Oberschichten,<br />

später die Kunstkritiker. Dabei stellte sich bei diesen das Problem, dass sie aus Mangel an<br />

Kenntnissen über die Gartenkunst keine Kriterien besaßen, die sie als solche legitimierten<br />

Gärten zu Kunstobjekten zu erklären, bzw. der kleine Berufsstand der Gartenkünstler, da<br />

dieser wiederum keine Theoretiker besaß, diese ihnen nicht liefern konnte. Weil wir heute in<br />

unserer Kultur verlernt haben, einem Garten auch einen geistigen Inhalt zu geben, suchen wir<br />

ihn in diesem auch nicht mehr.<br />

Für das allgemein niedrige künstlerische Niveau unserer Gärten sind hauptsächlich<br />

verantwortlich<br />

- die relativ kleine Zahl der primär wissenschaftlich ausgebildeten<br />

Landschaftsarchitekten (ihre Zahl ist zu klein, um unter ihnen, von<br />

Einzelpersönlichkeiten wie Kienast einmal abgesehen, eine größere<br />

Künstlergruppe finden zu können).<br />

- die Scheu der Architekten vor einer gleichwertigen konkurrierenden<br />

Aussengetaltung.<br />

- Die ablehnende Haltung der Bevölkerung gegenüber einer abstrakt gestalteten<br />

Natur (allerdings oft berechtigt, weil sie eine solche, wenn überhaupt, nur<br />

verkrampft kennengelernt hat).<br />

- Die opportunistische Haltung der Politiker, die deren Haltung aufgreifen.<br />

Heute gilt oft nur das als bedeutsam, was einen Geldwert besitzt. Und was einen Geldwert<br />

darstellt, bzw. darstellen soll, entscheiden in der Regel Interessengruppen, bzw. die<br />

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