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Kapitel 10: Materialien und Elemente<br />

Gärten sind vielleicht die wichtigsten Projektionsräume der menschlichen Sehnsüchte und<br />

Befindlichkeiten (im nichtsozialen Bereich). Wir erwarten von ihnen Schutz, Erholung,<br />

Anregung und eine unerschöpfliche Inspirationsquelle. Sie versprechen uns jedes Glück auf<br />

Erden. Mit ihrer Umgrenzung schützen sie uns vor der Außenwelt, ihrer rauen Wirklichkeit<br />

und verkörpern eine Welt des Friedens und der Harmonie von Mensch und Natur. Sie sind<br />

vielleicht ein letzter privater Lebensraum (oft viel mehr als der von sozialen Zwängen<br />

beherrschte Wohnbereich). Zugleich sind sie einerseits eine Quelle für persönliche kreative<br />

Energien und andererseits meditative Orte beschaulicher Betrachtung. Sie sind nie mehr ganz<br />

Natur, weder in ihren Details noch in ihrer Farb- und Formenvielfalt. Immer fließt in sie der<br />

Geist ihres Besitzers ein, seiner Ordnungsvorstellungen, bzw. seiner Kultur, mit der er der<br />

Lebenskraft der Natur gegenübersteht. In dieser Dialektik kann sie für ihn zu seinem<br />

wichtigsten Lebensraum werden.<br />

Ein Garten ist ein Kulturergebnis, ist Kunst. Er verkörpert eine Idee, bzw. eine Grundhaltung.<br />

Zu seinen wichtigsten Merkmalen gehört, dass er gegenüber der Natur immer verteidigt<br />

werden muss, er stets auf eine Kontrolle durch den Menschen angewiesen ist. Er verkörpert<br />

einen gewissen Lebensstandard. Früher kannte die gewöhnliche Bevölkerung weder die dafür<br />

nötige Freizeit, noch die Muße, ihn genießen zu können. Erst mit dem gespürten Mangel an<br />

Natur wurde er für sie zu einem Sehnsuchtsobjekt. So hat es nie einen echten Bauerngarten<br />

vor der Zeit der Lebensreformbewegung gegeben. Dieser war zunächst immer eine Projektion<br />

der Stadtmenschen gewesen (in Deutschland besonders ein Ergebnis der romantisierenden<br />

Schriften Lichtwarks über den norddeutschen Biedermeiergarten und in England der Schriften<br />

der Gertrude Jekyll über den „Cottage-garden“. Auch sie und ihr bürgerliches Umfeld haben<br />

selber nie für ihren Nahrungserwerb arbeiten müssen. Die tatsächliche Landbevölkerung war<br />

in früherer Zeit für einen solchen Luxus viel zu arm gewesen). Ein Garten repräsentierte<br />

immer Besitz und die Möglichkeit und Fähigkeit zu einem sinnlichen Erleben der Natur.<br />

Irgendwie war mit ihm nach seinen anfänglich religiösen Bezügen und den damit<br />

verbundenen frühen Statusübertragungen auf die Priesterherrscher Wissen um die Natur und<br />

die Freude, in ihr zu leben, verbunden. Er hatte immer auch einen privaten Bezug, auch wenn<br />

sich dieser nur auf den „gardino segreto“ konzentrierte. Nur in seinem Repräsentationsbereich<br />

bildete er eine Übergangszone zum öffentlichen Bereich.<br />

Die ältesten uns bekannten Gärten waren in Ägypten (<strong>ca</strong>. 2000 Jr. v. Chr.). Sie lagen dort um<br />

zentrale Wasserbecken und –kanäle. Die Perser setzten dann deren Tradition fort, indem sie<br />

ihre Gärten mit Hilfe zweier sich kreuzender Kanäle in vier Teile teilten (ihrem berühmten<br />

„Chahar bagh“, den wir später über die römischen und dann maurischen Gärten in ganz<br />

Europa übernahmen). Durch Nebenkanäle konnten die entstandenen Felder nach dem<br />

gleichen System dann immer wieder neu unterteilt werden (in den Parterres vieler<br />

Barockgärten kann man dieses System noch heute wiederfinden). Zu diesen Gärten gehörte<br />

eine Vielzahl kleiner Springbrunnen, bei denen es besonders auf den Klang des plätschernden<br />

Wassers ankam und eine Fülle von duftenden Blumen, die in Rabatten die Kanäle begleiteten<br />

(noch heute so in der Generalife in Granada). Das heißt, die Gärten bauten in erster Linie auf<br />

den Klang des Wassers, den Duft der Blumen (besonders Rosen) und ein menschliches<br />

Ordnungssystem. Eingefasst wurden sie von einer hohen Mauer und ergänzt durch einen<br />

Pavillon.<br />

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