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phylogenetischen Anlagemuster im Subjekt. In unserer Hochkultur ist sie zum Luxus jenseits<br />

einer primären Bedürfnisbefriedigung geworden.<br />

Dass wir die Gartenkunst in breiten Bevölkerungskreisen nicht als Kunstdisziplin sehen, liegt<br />

an dem Umstand, dass wir in unserer Kultur dafür in unseren Gehirnen keine<br />

Wahrnehmungsmuster ausgebildet haben. Z.Z. werden diese von den Künsten gestellt, für die<br />

es einen „Markt“ gibt, die einen - wie auch immer gearteten - kommerziellen Gewinn<br />

versprechen. Da die Gartenkunst den einzelnen Menschen in seinen Bedürfnissen zunächst<br />

auf sich selbst zurückwirft, spielt sie z.Z. in der Öffentlichkeit zwar keine Rolle, für das<br />

einzelne Individuum kann sie aber im Zentrum seiner Beschäftigung und Auseinandersetzung<br />

mit sich selbst stehen.<br />

Die Ausbildung der neuronalen Muster in unserem Gehirn ist die wichtigste Aufgabe der<br />

Erziehung. Sie helfen uns bei unserer Orientierung in unserer Umwelt und der Befriedigung<br />

unserer Bedürfnisse. Das geringe aktuelle Ansehen der Gartenkunst als Kunstdisziplin führte<br />

dazu, dass solche Muster sich gar nicht erst entwickeln können.<br />

Unsere „Realität“ ist die für uns von unserem Gehirn geordnete Welt. Wir werden in sie<br />

hineingeboren und dann auf sie hin sozialisiert, geformt. Dabei verinnerlichen wir unsere<br />

Kultur und denken, fühlen und kommunizieren durch sie. Sie ist sozusagen unser<br />

„Realitätsmodell“, das wir nach der Geburt in unserem Gehirn übernehmen und an dem wir<br />

innerlich unsere Kultur mitgestalten. Sie ist der Filter, durch den wir unsere Welt sehen.<br />

In den letzten 500 Jahren hat sich die Wahrnehmung unserer Umwelt radikal verändert.<br />

Während früher z.B. die Natur unser Zeitempfinden bestimmte, ist es heute die Uhr. Während<br />

früher die (auch von Göttern) belebte Natur unseren Raumbezug bestimmte, ist es heute der<br />

abstrakte Kulturraum, sei es als kultivierte Landschaft oder urbanisierte Architektur. Als<br />

moderne Menschen können wir uns aus dieser Dimensionsverschiebung nicht befreien. Es ist<br />

aber eine Frage, wie diese Veränderungen auf den phylogenetisch nicht veränderten<br />

Menschen sich auswirken, auf einen Menschen, der biologisch für eine ganz andere Umwelt<br />

geschaffen wurde. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass eine Einflussnahme nicht stattfindet und<br />

damit, dass diese aus einer biologisch für ihn fremden Reizwelt nicht auf seinen<br />

Feinstoffwechsel erfolgt und damit der Hintergrund vieler seiner psychischen Störungen ist.<br />

Jedes Ich-Bewusstsein ist an die Grenzen seines Körpers gebunden und sein Außenbezug auf<br />

die in ihm sich befindenden Wahrnehmungsgrenzen. Das Ergebnis ist das Erleben und die<br />

Erfahrung einer individuellen Umwelt. Dazu gehören das persönliche Wahrnehmen von<br />

Reizen und die Reaktion darauf. Dieses Erleben nimmt wiederum auf uns Einfluss. Es löst in<br />

uns biologische Vorgänge aus, die uns dann wiederum verändern, in der Regel zunächst kaum<br />

bemerkbar, im Laufe der Zeit aber in Richtung einer positiven (oder evtl. negativen) Tendenz<br />

in unseren Körpervorgängen. Jedes Erleben hat einen biologischen Hintergrund und wirkt<br />

sich biologisch aus. So z.B. auch die Gartenarbeit.<br />

Heute erleben wir die Natur nur noch weitgehend über die Medien und setzen uns für sie im<br />

Sinne unserer digital erfahrenen Bildwirklichkeiten ein. Die natürliche Welt, die tatsächlich<br />

lebende Natur ist uns dabei völlig fremd geworden. Wir kennen nur noch eine in die Kultur<br />

überführte Natur und sind voller Sehnsucht nach einer uns biologisch entsprechenden. Tief in<br />

uns brauchen wir für sie kein kulturelles Erklärungsmodell, wie wir es sonst für alle Bereiche<br />

unserer Zivilisation benötigen. Die tatsächliche Natur kann man nur über die „Situation“<br />

erleben, wie sie in einem Garten der Fall sein kann (für den dann abstrakt auch nur ein<br />

Blumentopf zu stehen braucht).<br />

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