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marktmäßige Verwertbarkeit der Arbeiten. Ein Garten ist immer nur ein begrenztes<br />

Konsumgut. Selbst bei einem Gemüsebeet muss ein Eigner sich vor dessen Beerntung selber<br />

einbringen, und es bleibt an einen Ort gebunden.<br />

Ein Nachteil der Gartenkunst ist, dass sie sich nicht im Blickfeld der Kunstkritik befindet,<br />

einerseits weil sie zu wenig hochwertige Arbeiten bietet und zum anderen weil die<br />

Kunstkritiker zu wenig von ihr verstehen und sie damit als Kunstdisziplin auch nicht ins<br />

Blickfeld der Medien gelangen kann. Darüber hinaus gibt es für sie keinen börsenartigen<br />

Markt, der mit ihrer Hilfe große Gewinne versprechen kann<br />

Die gesamte Situation im Kunstbereich erinnert z.Z. stark an den Pariser Literatentreff im<br />

Café Voltaire (1890), als man sich für die Lyrik des jungen Stefan (Etienne) George<br />

begeisterte, obwohl ihn niemand von den Anwesenden verstand, da niemand deutsch konnte.<br />

Wichtig war für die Anwesenden nicht sein Werk, sondern allein der Umstand, dass man für<br />

seine eigenen Gedanken einen vermeintlichen Repräsentanten glaubte gefunden zu haben. Im<br />

Bereich der Gartenkunst besitzen wir z.Z. keine Sprache, um uns dort auch einzubringen zu<br />

können - von einer gemeinsamen Sprache ganz abgesehen. Aber ohne eine Sprache ist eine<br />

Kultur, ein Kunstwerk nicht möglich. Die Verneinung der Gartenkunst als Kunstdisziplin ist<br />

letztlich nichts anderes als der Ausdruck ihrer augenblicklichen Sprachlosigkeit. (dass es<br />

sprachlich auch anders geht, hat innerhalb einer kurzen Zeit die deutsche Weinwirtschaft in<br />

einem anderen Kulturbereich bewiesen).<br />

13. Gartenerscheinungen<br />

Ein Garten kann die verschiedensten Aufgaben übernehmen und je nach Interessenlage, den<br />

verschiedensten Kriterien folgen: z.B.<br />

- formalen: Ein Naturgarten wird kaum einer architektonischen<br />

Linienführung folgen können.<br />

- inhaltlichen: Jemand, der eigenes Gemüse ziehen möchte, dürfte ihn kaum<br />

allein mit Blumen füllen.<br />

- funktionalen: Wer Kinder hat, dürfte in der Regel deren Spielbedürfnisse<br />

berücksichtigen.<br />

Ein Garten unterscheidet sich von den anderen Künsten dadurch, dass er neben einer<br />

Raumkonstante verstärkt auch eine Zeitkonstante besitzt, dass in ihm immer auch Prozesse<br />

ablaufen. Er ist ein Handlungsort, der aber zugleich auch auf andere Orte verweist (z.B.<br />

immer auf die psychische Befindlichkeit seines Besitzers, Auftraggebers, Schöpfers, aber<br />

auch auf dessen Erinnerungen, Träume und soziale Zwänge). Ein Weg durch einen Garten ist<br />

ein Erzählstrang, der aber auch für den Betrachter ein Einbindungsweg zu dessen<br />

Erinnerungen und Erwartungen ist.<br />

Gegenüber öffentlichen Anlagen hat der private Garten den Vorteil, dass dort mit dem<br />

Scheitern einer Anlage anders umgegangen werden kann. Es fehlt der öffentliche Druck, der<br />

alles auf einen unverbindlichen Konsens ohne eine eigene Aussage reduziert. Im Gegenteil,<br />

das Scheitern kann hier die Wege zu neuen Ansätzen leichter einleiten.<br />

Von ihrer Funktion her können wir die Gärten sehen als<br />

- Repräsentationsräume,<br />

- ästhetische Räumen (z.B. „Weiße Garten“),<br />

- Symbolräume,<br />

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