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Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

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mit ihren Kompromissen, ihrer Flucht ins Detail, dem Heimweh nach dem Vorgestrigen und<br />

dem Kult des Niedlichen. Zur gleichen Zeit hat Otto Valentin eine Tendenz zur Überladung<br />

und zu einer falschen Romantik beanstandet. Für ihre Weiterentwicklung kann auch eine<br />

kleine Berufsgruppe es sich nicht leisten, wenn sie nur eine Grundhaltung toleriert.<br />

Zurzeit scheint es in der Landschaftsarchitektur folgende Tendenzen zu geben:<br />

- eine Neigung zu abstrakten minimalistischen Entwürfen.<br />

(sie decken in der Regel den sinnlichen Gehalt nicht ab, der für die Gartenkunst<br />

kennzeichnend ist und von den Menschen hier auch innerlich gesucht wird).<br />

- eine bewusste Verfremdung als Ergebnis intellektueller Überlegungen. Sie<br />

besitzt kaum einen emotionalen Hintergrund (bzw. kann dieser von Außen-<br />

stehenden nicht erkannt werden).<br />

- Es wird zu wenig in „Räumen“ gedacht.<br />

- Die Pflanze, als ihr wichtigstes raum- und emotionsbildendes Element, wird<br />

zunehmend weniger verwendet. Der Hintergrund hierfür sind einerseits die oft<br />

fehlenden Pflanzenkenntnisse und andererseits die Flucht vor der<br />

„Unberechenbarkeit“ des lebenden Materials.<br />

- Einer Forderung nach verstärktem ökologischem Denken. Dahinter verbergen<br />

sich oft<br />

< finanzielle Gründe der öffentlichen Hand,<br />

< fehlende Pflanzenkenntnisse im Berufsstand.<br />

Allgemein kann man in Bezug auf die Natur unter den Naturfreunden zwei Problemgruppen<br />

beobachten:<br />

- die engagierten Idealisten, die die Natur gar nicht kennen, die nur<br />

verinnerlichten Wertvorstellungen folgen, deren Hintergründe sie aber nicht<br />

hinterfragen.<br />

- die vom Schutz der Natur sprechen, aber genau genommen nur persönliche<br />

Interessen zu Lasten anderer Bevölkerungsgruppen vertreten (z.B. einen<br />

Straßenbau in ihrer Wohnhausnähe zu verhindern suchen. Aus ihrer Sicht<br />

vielleicht ein berechtigtes Interesse. Die Natur als Argument wird hier in der<br />

Regel aber nur missbraucht).<br />

In vielen Fällen mag es sinnvoll sein, die Natur den Aktivitäten der Menschen folgen zu<br />

lassen. Denn bei all seinem Tun wird sie stark genug sein, ihn im Falle seiner<br />

Selbstzerstörung zu überleben.<br />

Der moderne Mensch ist das einsame Individuum. Bereits 1948 sagte Gustav Ammann<br />

(Schweizer Gartenarchitekt): „Es ist, als ob der heutige Mensch im Garten alles jenes suchen<br />

würde, was er in seiner sonstigen Geschäftigkeit nicht zu realisieren vermöchte. Es ist die<br />

Flucht vor sich selber und Ausdruck eines „paradiesischen Zustandes“, wenn man es so<br />

nennen darf“. Er konnte in seiner Zeit noch nicht die phylogenetischen Hintergründe kennen,<br />

aus denen heraus diese Sehnsüchte kommen. Es ist für den modernen Menschen in seiner<br />

Einsamkeit für seine Gesundheit geradezu schicksalhaft, sich auf die Suche nach seinem<br />

„Paradies“ zu begeben.<br />

Ein Garten ist sozusagen unsere Leinwand für eine Umsetzung unserer Träume und<br />

Sehnsüchte. Er kann die Übertragung unserer inneren Paradiesvorstellungen in die Welt des<br />

Realen sein, eine Verwirklichung von Bildern, die tief in uns ruhen, die Umsetzung einer<br />

persönlichen Utopie. Dies ist in keinem anderen Lebensbereich so gut möglich wie hier: Eine<br />

Rückkehr in die naturbezogene Welt, aus der der Mensch kam, umgesetzt in eine<br />

Architekturutopie und damit einen Kulturausdruck. Unser Problem dabei ist nur, dass wir<br />

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