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Bei Nietzsche standen beide Kräfte in einem Wechselbezug. Diese Haltung ging später zu<br />

Gunsten eines einfachen Dualismus verloren. Der Einfluss Nietzsche auf die moderne Kunst<br />

kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Ohne sein Denken wären die Avantgarde, die<br />

Expressionisten oder Surrealisten in den dann entstandenen Formen nicht möglich gewesen<br />

(aber auch nicht die Verherrlichung des Krieges durch Ernst Jünger oder manche Gedanken<br />

im Nationalsozialismus). Er verherrlichte das Schöne als einen Ausdruck des Apollinischen.<br />

Es besaß bei ihm als ein „Schein des Absoluten“ einen die Welt verklärenden Charakter. Es<br />

war in diesem Zusammenhang das erste große Versagen der Gartenkunst gewesen, dass sie<br />

damals ihre dionysische, archetypische Bedeutung nicht erkannt und in ihren Arbeiten hat<br />

umsetzen können (siehe dazu das Kapitel „Lebensreform“).<br />

Impressionismus:<br />

Der Wandel in der Kunstauffassung begann mit der Unzufriedenheit mit dem Überlieferten.<br />

Seine Etappen bis zur Malerei der Moderne waren (beispielhaft gewählt, weil sie unter den<br />

Kunstdisziplinen die bekannteste ist):<br />

- Romantik: Neubewertung des subjektiven Wahrnehmens. Damit wird der<br />

Zerfall der klassischen Kunstvorstellung eingeleitet. Es entsteht eine neue<br />

Beziehung zur Welt.<br />

- Courbets Ausstellung (1855): Sein inhaltlicher und formaler Realismus<br />

verstößt gegen den bestehenden Kanon der Akademien.<br />

- Impressionisten: Neue Farbigkeit und Interpretation rasch wahrgenommener<br />

Eindrücke. Statt der Beherrschung anerkannter Techniken und Regeln wird<br />

jetzt auf Originalität und Innovation gesetzt. Die Kunst wird als Ort des<br />

Individuellen verstanden. Damit besitzt sie hier bereits die Grundhaltung der<br />

Lebensreformbewegung.<br />

Manet: Radikalisierung der Hinwendung zur Gegenwart.<br />

Monet: Motiv verschwindet langsam zugunsten der Farbe (allerdings auch<br />

wegen seiner zunehmenden Altersblindheit)<br />

- Mit dem Aufkommen der Fotographie (ab 1839) und den neuen Erkenntnissen<br />

der Physik verändert sich auch die Wahrnehmung der Welt. In der Kunst<br />

wendet man sich von der Abbildung zur Interpretation der Wahrnehmungen.<br />

Bis zum Impressionismus erfolgte die Bewertung von Kunstwerken durch Akademien (und<br />

hier besonders durch die Pariser). Ihre Ausstellungen (Salons) entschieden weitgehend über<br />

den Erfolg oder Misserfolg eines Künstlers. Sie bestanden aus einer Jury (letztlich einer<br />

Nebenbehörde der Regierung), die die Kriterien für die Bewertung der Arbeiten der Künstler<br />

festlegte. Öffentliche Aufträge und Ankäufe erhielten praktisch nur die von ihr preisgekrönten<br />

Künstler. Da sich die Impressionisten gegen die akademische Malerei stellten, wurden ihre<br />

Arbeiten abgewiesen. Sie organisierten daraufhin ihre eigenen Ausstellungen.<br />

Nach dem Zerfall der Akademien entstand ein eigenständiges Gefüge, die Kunst zu<br />

definieren. Diese Aufgabe übernahmen jetzt der Kunsthandel, die Kunstkritik und die Museen<br />

in einem komplexen Prozess des Abwägens. An die Stelle einer einheitlichen Kunstvorstellung<br />

setzte deren Aufsplitterung ein (bis hin zur heutigen Beliebigkeit). Die Kunst wurde<br />

zu einer nach den Prinzipien der Gewinnmaximierung gehandelten Ware, deren Verständnis<br />

weitgehend nur noch über eine inhaltliche (und interessengebundene) Kunstvermittlung<br />

möglich ist, d.h. ohne einen Vermittler inhaltlich nicht mehr nachvollzogen werden kann. Erst<br />

die neuen Kunstinstitutionen ermöglichten die heutige Autonomie der Kunst. Als solche<br />

erlangte sie für das Bürgertum den Orientierungswert einer Religion mit einem<br />

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