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Wahrhaftigkeit: Gemeint ist der innere Wert eines jeden Gestaltungselements, der in seiner<br />

vollen „Reinheit“ zum Ausdruck gebracht werden sollte. Eine Vermischung<br />

wirkt in der Regel unbefriedigend. Jedes Kunstwerk lebt von seiner<br />

sicheren Kontrastsetzung. Jeder Werkstoff birgt in sich seine eigenen<br />

Möglichkeiten.<br />

So wirkt - Granit: wuchtig, erdhaft-lagernd.<br />

- Marmor: graziös, aufgelöst.<br />

So spiegelt die Fassade eines Hauses dessen Inneres wieder.<br />

So müssen neue Baustoffe ihren eigenen Eigenschaften gemäß eingesetzt<br />

werden (dürfen andere nicht imitieren: z.B. Beton den Naturstein).<br />

So muss die Natur sicher an ein Bauwerk herangeführt werden. Übergänge<br />

dienen oft nur dem Verwischen einer befriedigenden Überleitung.<br />

So muss jeder Werkstoff seinen Eigenschaften gemäß bearbeitet werden<br />

(dazu gehört auch die Anerkennung seiner Grenzen).<br />

Die Wahrhaftigkeit schließt in einer gestalterischen Arbeit die Lüge aus<br />

z.B.<br />

- das Vortäuschen mehr zu sein als man ist (z.B. ein Werkstoff).<br />

- das Abwerten von Erhabenem, Großem durch den Einbau<br />

kleinlicher Elemente.<br />

Entsprechung (Proportionalität):<br />

In unserem Bewusstsein ordnen wir jeden Gegenstand einem bestimmten<br />

Wert zu. Dadurch entsteht zwischen ihnen eine bestimmte Rangordnung.<br />

Innerhalb einer Arbeit müssen nun die einzelnen Elemente rangmäßig<br />

einander entsprechen. Das Ergebnis ist deren Stilreinheit. Ihre Pflege ist der<br />

Ausdruck persönlicher Kultur. Das Entsprechende meint, dass in einer<br />

Arbeit jeweils „Angebrachte“.<br />

Uns ist heute oft das Gefühl für diesen rangmäßigen Stellenwert einzelner<br />

Pflanzen weitgehend verlorengegangen. Der heutige Niedergang der<br />

Gartenkunst hat darin eine ihrer Ursachen. Man mag heute zwar frühere<br />

Wertzumessungen in Frage stellen, muss dann aber neue Zusammen-<br />

stellungskriterien suchen und dann danach arbeiten. So sind z.B. Edelrosen<br />

und Zierkohl in einem Gesteck Vertreter aus zwei verschiedenen Welten.<br />

Ein Holunderstrauch gehört nach diesem Verständnis nicht vor ein<br />

hochherrschaftliches Gebäude (sehr wohl vor ein bäuerliches Fachwerk-<br />

haus).<br />

Ethische Aspekte haben für die Wahrnehmung von Gartenwelten als innere<br />

Orientierungsinhalte eine entscheidende Bedeutung. Man kann auch als<br />

Kommunikationshintergrund auf sie nicht verzichten. Sie sind die Grundlage unserer<br />

ästhetischen Erfahrungen. Sie bestimmen die Qualität einer Arbeit. Wir orientieren uns heute,<br />

um einer Auseinandersetzung um Qualitätsnormen auszuweichen, weitgehend nur an<br />

quantitativen Werten (statistischen, messbaren), die oft nach Interessenlage manipuliert<br />

werden können.<br />

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