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englischen Gartengestaltung eine verstärkte Orientierung an ästhetischen Kriterien haben und<br />

in Deutschland verstärkt von den Standortbedingungen der Pflanzen ausgehen.<br />

Der Reformgarten strebte eine neue, engere Verbindung zur Natur an. Eine Möglichkeit<br />

bestand in einem naturnahen, pflanzlichen Umfeld, d.h. über den Rückgriff auf dessen<br />

wichtigste phylogenetische Reizelemente. Kennzeichnend für das 20. Jh. wurde die<br />

Integration der natürlichen Vegetation, d.h. in erster Linie der Stauden in den Garten. Mit<br />

ihrer Hilfe erreichte der Stimmungsgarten eine neue Qualität und wurde in der Nachfolge des<br />

Landschaftsgartens auch auf einer kleineren Fläche möglich.<br />

Das vielleicht wichtigste Merkmal des Reformgartens war die Verwendung von Stauden als<br />

Ausdruck eines neuen Naturverständnisses und Lebensgefühls. In den zuvor von Gehölzen<br />

dominierten Gärten (Landschaftsgärten) war jetzt „Licht“ und „Besonnung“ gewünscht.<br />

Die Stauden übernahmen jetzt<br />

- raumbildende Funktionen,<br />

- raumstrukturierende Funktionen,<br />

- ästhetische Aufgaben.<br />

Und gaben damit den verschiedenen Gartenräumen ihre jeweils beherrschenden<br />

charakteristischen Stimmungen. Zusammengestellt wurden sie nach<br />

- bestimmten Farben (z.B. je nach Gartenraum),<br />

- Jahreszeiten (z.B. Frühling, Vorsommer, Spätsommer),<br />

- Arten.<br />

Der psychosoziale Hintergrund dieser Entwicklung war<br />

- die Ablehnung der damals beginnenden Technisierung der Lebenswelt,<br />

- eine Flucht ins Irrationale und damit<br />

- der Versuch an eine verklärte Vergangenheit anzuknüpfen (z.B. an alte<br />

romantisierte (Bauern-)Gärten mit einem üppigen Pflanzenwuchs).<br />

Im frühen Reformgarten (frühes 20. Jh.) wurden Stauden sogar in den Nutzgarten integriert.<br />

Er galt damals als eine Möglichkeit sich an frischer Luft zu betätigen. Stauden sollten in ihm<br />

- den Nutzgarten verschönern,<br />

- als Schnittblumen zur Verfügung stehen,<br />

- einen räumlichen Abschluss bilden (z.B. zum Gemüsegarten),<br />

- Spalierobstwänden vorgelagert werden (die Renaissance diente dafür als<br />

Vorbild).<br />

Unsere heutigen „Bauerngärten“ („Cottage“-Gärten in England) sind aus diesem<br />

Lebensgefühl heraus entstanden. In dieser Form hat es sie vorher nie gegeben. Erst jetzt<br />

entstand der Wunsch nach derem ästhetischem Gesamteindruck.<br />

Die Anlage einer Staudenrabatte galt jetzt als die schwierigste Aufgabe in der Gartenkunst.<br />

Ihre Gestaltung wurde zu einer ästhetischen Komposition. Viele Maler schufen ihre<br />

bekannten Gärten (z.B. Monet, Nolde). Gertrude Jekyll gestaltete als Malerin nur noch Gärten<br />

und dort besonders ihre berühmten Staudenrabatten. Man sah jetzt neu<br />

- die Schönheit der Einzelpflanze,<br />

- die Farbwirkungen in ihrer Lichtabhängigkeit (innerhalb eines Tages oder<br />

des Jahresverlaufs),<br />

- die Stellung der Einzelpflanze in ihrer Benachbarung (ein Gesichtspunkt,<br />

der stark von der japanischen Gartenkunst beeinflusst wurde. Er ging u.a.<br />

in Foersters „Kontrapunktische Listen“ ein).<br />

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