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den spezifischen Planungsvorgaben wurden auf der Grundlage technischer, sozialer und<br />

ökologischer Kriterien Anlagen geschaffen, die im öffentlichen Bereich manchmal auch<br />

ästhetischen, nichtrationalen Gedanken folgten. „Gartenkunst“ im eigentlichen Sinne ist dabei<br />

in Deutschland selten entstanden (dies z.B. anders in Barcelona).<br />

Seit dem Ende des 19 Jhs., der Lebensreformbewegung, nahm die Natürlichkeit in unseren<br />

Gärten zu. Es wurde ein Stil geschaffen, der wieder an einer natürlichen Umgebung anknüpfte<br />

und der die Pflanzen natürlich wachsen ließ. Es besteht der Eindruck, dass je weiter wir uns<br />

durch unsere Zivilisation von einer natürlichen Umwelt entfernen, wir uns umso stärker<br />

bemühen, sie wieder zu erhalten. Dafür besitzen wir nur zwei Möglichkeiten:<br />

- die Rekonstruktion der natürlichen örtlichen Gegebenheiten.<br />

(dies entspricht einem konservativen Ideal und ist in unserem<br />

Lebensbereich genau genommen nicht möglich. Es gibt bei uns keine<br />

echten vom Menschen unbeeinflussten Naturflächen mehr. Auch unsere<br />

Naturschutzgebiete sind nur historische landwirtschaftliche Kulturinseln).<br />

- die stilisierte Form<br />

(dies kann graduell sehr verschieden sein. In jedem Fall ist sie damit eine<br />

gestalterische Leistung und kann damit auch Kunst sein).<br />

Moderne Anlagen übernehmen viele Anregungen aus der Natur (dabei aus manchen<br />

Lebensbereichen mehr als aus anderen).<br />

Der neue ökologische (naturnahe) Ansatz ist abhängig von dem, was wir als naturnah<br />

verstehen, welche Ausdrucksformen der Natur uns bedeutsam erscheinen. Für uns in<br />

Deutschland sind es die natürlichen Pflanzengemeinschaften und ihre Funktionsweisen (in<br />

England orientiert man sich dagegen stärker an farborientierten Staudenrabatten). Dies führte<br />

bei uns weitgehend zu Pflanzungen, die sich an der Natur orientieren, sie idealisiert<br />

nachempfinden. Damit verbunden ist wieder eine verstärkte Verwendung von Pflanzen mit<br />

Wildcharakter. Dies ist früher auch in England schon früh gefordert worden (zunächst von<br />

John Ruskin (1819 – 1900, in seinen Schriften über Ästhetik), dann von William Robinson<br />

(1838 – 1935)). Unser traditioneller Gartenbau bevorzugt dagegen Pflanzen mit „künstlichen“<br />

Merkmalen, wie gefüllten Blüten oder panaschierten Blättern. Heimische Wildpflanzen<br />

besitzen den Vorteil, dass mit ihnen leichter Verbindungen zur Umgebung hergestellt werden<br />

können.<br />

Ökologisch orientierte Pflanzungen sind dynamische Pflanzungen, d.h. Pflanzungen, sie sich<br />

selbständig in ihrer Zusammensetzung ständig verändern. Dies widerspricht der traditionellen<br />

Gartengestaltung, die von einem feststehenden, dauernden Pflanzenbild ausgeht. Die Pflanzen<br />

in einer ökologischen Pflanzung setzen sich aus verschiedenen Arten zusammen und<br />

verändern ständig ihr Bild durch Wanderungen und durch Selbstaussaat. Dabei dürfen die<br />

Pflanzen sich in ihrer natürlichen Form entwickeln. Um diesen Gärten auch ein stabiles<br />

Formelement mitzugeben, kann man zunehmend eine Entwicklung beobachten, in der<br />

heimische Pflanzen und geometrisch gestutzte Gehölze zusammengebracht werden (z.B. bei<br />

Piet Oudolf). Die Ergebnisse sind oft sehr überzeugend. Andererseits stehen sie zum<br />

Gedanken des reinen Ökologischen in einem Widerspruch.<br />

Der neue Garten geht von der heimischen Vegetation aus und schafft mit ihr ein neues,<br />

gärtnerisches Naturbild. Er stellt im Rahmen unserer Zivilisation ein neues, künstliches<br />

Ökosystem dar, in dem er die heimische Pflanzung für seine ästhetischen und inhaltlichen<br />

Bilder durch nichteinheimische Pflanzen bereichert.<br />

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