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Das Hauptproblem der heutigen Kunstbetrachtung ist der Umstand, dass sich seit gut einem<br />

halben Jahrhundert unter den Sachverständigen im Kunstverständnis ein Paradigmenwechsel<br />

(= vorherrschende Lehrmeinung) vollzogen hat. Inhaltlich hat es nichts mehr mit den<br />

Vorstellungen des bisherigen Bildungsbürgertums gemein, an dem sich unsere soziale<br />

Mittelschicht auch heute noch überwiegend orientiert. Bisher standen das Werk und sein<br />

(genialer) Schöpfer im Vordergrund der Betrachtung, heute ist es das<br />

Kommunikationsangebot. Das Problem, das sich jetzt stellt, ist das Fehlen von<br />

Qualitätsmaßstäben. Man kann zwar für deren Verzicht plädieren, verzichtet dann aber auf<br />

Orientierungswerte, die die Kommunikation als solche eigentlich erst mit Leben füllen. Eine<br />

Kunst ohne Wertmaßstäbe ist letztlich in ihrer Unverbindlichkeit sozial wertlos. Und auch für<br />

ihren Betrachter verliert sie ihren Erlebnisinhalt (da sie keinen Orientierungswert mehr für ihn<br />

besitzt).<br />

Die augenblickliche Kunstdiskussion ist so schwierig, weil es z.Z. im Kunstbereich zwei<br />

verschiedene Grundpositionen gibt, die bei einem flüchtigen Hinsehen kaum<br />

Berührungspunkte miteinander besitzen. Stark vereinfachend kann man sie bezeichnen als<br />

- die Kunst des Schönen (der traditionellen Kunst; der Kunst des Bürgertums;<br />

geistig fundiert in der Philosophie des deutschen Idealismus. In ihrem<br />

Mittelpunkt stehen Fragen der Ästhetik. Das Hauptkriterium ist die<br />

„ästhetische Erfahrung“. Ihre allgemeinen Kriterien sind:<br />

1. Schönheit,<br />

2. Einzigartigkeit,<br />

3. Unverwechselbarkeit,<br />

4. sinnlicher Gehalt,<br />

5. geistiger Gehalt.<br />

- eine Form der Kommunikation (in ihr werden emotionale Weltbezüge zum<br />

Ausdruck gebracht).<br />

Wichtig für die heutige Kunst ist, dass sie medientauglich ist und den Galeristen einen<br />

Gewinn verspricht. Damit ein Künstler von ihnen beachtet wird, muss er nach Möglichkeit<br />

bereits in den Massenmedien präsent sein. Und um das zu erreichen, muss dieser, wie auch<br />

immer, auf irgendeine Weise auffallen. Und dies ist am leichtesten über Tabubrüche oder<br />

Provokationen möglich.<br />

Die moderne Kunst lebt manchmal geradezu von dem Unverständnis, der Ablehnung durch<br />

die Betrachter. Für manche Sammler scheint der bereitete Ärger geradezu ein<br />

Sammelkriterium zu sein. Ihre Immunität gegenüber einer Kritik macht diese Arbeiten<br />

unangreifbar. Wie ein Virus, der nicht aus eigener Kraft bestehen kann, leben sie von den<br />

Aktivitäten ihrer Betrachter, bzw. ihrer Interpreten, denen eine blinde Masse folgt. Ihr<br />

Verdienst ist es oft, aufgezeigt zu haben, zu welchen hermeneutischen Leistungen der Mensch<br />

in der Lage sein kann.<br />

Oft verändert ein Marktwert unseren Blick auf die Kunst. Der Glaube ihres Besitzers damit<br />

einer elitären Gruppe anzugehören, die ihn aus der anonymen Masse heraushebt, lässt heute<br />

oft unvorstellbare Summen für Banalitäten zahlen. Der Konsum ästhetischer Beliebigkeiten<br />

lebt von einer lauten Selbstdarstellung, die an die Stelle des einst diskreten Kunsthandels mit<br />

seinen Gesprächen unter Kennern getreten ist. Kunst degradiert sich zum „Lifestyle“, zu<br />

einem Rahmen eines arrangierten Amüsements. Die Modelaunen eines inneren Kreises<br />

bestimmen dann das Dazugehören. Die einzelne Arbeit muss nur teuer sein, um Anerkennung<br />

zu schaffen. Ungewünschtes wird bewusst von Messen ausgeschlossen. Die Kunst ist in<br />

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