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Symmetrie und idealer Proportionen als Ausdruck der göttlichen Schöpfung<br />

erreicht werden. Die Welt galt in ihrer Schönheit als ein Kunstwerk des<br />

göttlichen Genius. Alberti berief sich bei diesen Vorstellungen auf Vitruv und<br />

damit auf die Antike. Idealmodelle sollten diese Ansichten untermauern (u.a.<br />

auch für die Gartenkunst).<br />

Man glaubte die „Gesetzmäßigkeiten des Schönen“ in der Natur zu finden. Die Naturstudien<br />

Leonardos haben hier ihren geistigen Hintergrund. Die Kunst vervollkommnete nur diese<br />

Gesetzmäßigkeiten durch ihre Vorstellungs- und Erfindungskraft. Mit dem Interesse an der<br />

Natur entstand auch ein Interesse für die Landschaft.<br />

In dieser Zeit emanzipierten sich die Künstler aus den Zwängen der Zünfte. Sie entwickelten<br />

sich von einem Gottesdiener zu einem selbstbewusst gestaltenden Subjekt. Alberti forderte<br />

deshalb für sie einen hohen Bildungsstand (u.a. Kenntnisse in der Dichtung, Mythologie,<br />

Ikonographie und der Geschichte). Es entstanden Akademien, die die intellektuellen und<br />

wissenschaftlichen Aspekte der Kunst lehrten (Florenzer Akademie ab 1459). Ihre Lehrinhalte<br />

galten bis 1762 und nutzten z.B. als Orientierungsvorbild für die Maler und Bildhauer die<br />

Rhetorik und Poetik. Das darin festgelegte Konzept lautete: „Inventio – compositio –<br />

elocutio“ (Grundkonzept – konkrete Gliederung des Stoffes – detaillierte Ausgestaltung).<br />

Dabei lag der Schwerpunkt des Unterrichts bei der „inventio“, als dem kreativen Aspekt. Ihre<br />

Betonung führte zu einem Versuch der Hierarchisierung der Künste untereinander (Paragone)<br />

und innerhalb der einzelnen Gattungen nach ihrem Darstellungsinhalt (an erster Stelle<br />

Historienbilder, an letzter die Stillleben). Die praktische Ausbildung erfolgte bis ins 19. Jh.<br />

bei handwerklich orientierten Meistern.<br />

Im berühmten Paragone-Streit in Italien (15. u. 16. Jh.) geht es um die Vorrangstellung der<br />

Malerei oder Bildhauerei. Beide hatte man bis dahin nur als Handwerk angesehen (für sie<br />

hatte es deshalb auch keine antiken Musen gegeben). Um 1390 hatte Cennino Cennini für die<br />

Malerei eine Sonderstellung gefordert, weil sie auf einem Schöpfungsakt beruhe und vom<br />

Betrachter geistige Voraussetzungen verlange, um sie zu verstehen. Auch für Alberti war sie<br />

die Mutter aller Künste, weil ihre Regeln auch für alle anderen Künste bindend seien. Er<br />

sprach aber jeder Kunstdisziplin ihre eigenen Zielsetzungen und Ausdrucksformen zu.<br />

Leonardo baute dann auf Albertis Schrift „Della Pictura“ (1436) auf und stellte die Malerei<br />

vor alle anderen Künste, weil die Mathematik, Geometrie und Arithmetik mit ihren großen<br />

Zuverlässigkeiten ihre Dienerinnen seien und das Auge von allen Sinnen die größte<br />

Bedeutung habe. Im Vergleich zur Poesie und Musik leiste sie nicht nur einen unmittelbaren,<br />

sondern auch einen bleibenden ästhetischen Eindruck. Der Maler sei das Verbindungsglied<br />

zwischen Natur und Kunst. Die Bildhauerei sei geringer zu bewerten, weil sie mit einem<br />

größeren körperlichen Aufwand und Schmutz verbunden sei.<br />

Die Bildhauer führten für ihre Arbeiten besonders deren Vielansichtigkeit an (damit deren<br />

Voraussetzung für ihre freie Aufstellung) und die größere Zuverlässigkeit des Tastsinnes<br />

gegenüber dem Auge. Weiter sahen sie die größere Naturnähe ihrer Arbeiten, deren geringere<br />

Vergänglichkeit und ihre Fähigkeit einen eigenen Schatten zu besitzen, während die Malerei<br />

nur mit Illusionen arbeite.<br />

(dieser Streit erregte lange Zeit die Gemüter und wurde erst durch Lessing in seinem<br />

berühmten Laokoon-Aufsatz beendet. Er stellte darin die Unvergleichbarkeit der beiden<br />

Gattungen fest und das sie für einen Vergleich keine gemeinsame Basis besitzen).<br />

In der Renaissance tritt das Individuum zum ersten Mal in das Bewusstsein der Menschen, das<br />

sich ab jetzt an einem humanistischen Gedankengut zu orientieren beginnt. Die Künstler<br />

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