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Man kann heute davon ausgehen, dass alle Versuche, auf das Künstlersubjekt als<br />

schöpferische Institution zu verzichten, gescheitert sind. Während es sich im Mittelalter als<br />

Handwerker noch an festen Regeln und Rezepten orientieren konnte, wird von ihm in der<br />

Neuzeit eine individuelle originale Leistung erwartet. Es gibt kein bedeutendes Werk ohne<br />

einen Schöpfer. Nach den Ergebnissen der neueren Kreativitätsforschung schafft er Neues<br />

durch<br />

- die Verbindung bisher unverbundener Elemente,<br />

- die Abkehr von starren Vorgaben,<br />

- die Offenheit gegenüber Neuem<br />

- eine breite Materialkenntnis.<br />

Gleichzeitig sagt sie, dass jedes Individuum seine spezifischen „schöpferischen Kräfte“<br />

besitzt.<br />

Zum antiken Kunstbegriff gehörte auch die Politik als eine Tätigkeit freier Männer. In der<br />

Neuzeit griff Beuys auf diese Vorstellung zurück. Nach seinem Verständnis sollte jeder an<br />

einer neuen humanen Gesellschaft mitarbeiten. Sein berühmter Satz, „Jeder Mensch ist ein<br />

Künstler“, war ursprünglich allein in diesem Sinne gemeint. Beuys war genau genommen ein<br />

charismatischer Sozialreformer und als solcher passen seine Arbeiten nicht neben diejenigen,<br />

die ästhetischen Kriterien verpflichtet sind. Manches, was er sagte, stand der japanischen Zen-<br />

Kultur nahe. So sein Satz: „Mit Bewusstsein Kartoffeln schälen, ist Kunst“. Man braucht<br />

Beuys persönlich nicht als einen großen Künstler zu sehen, andererseits waren seine<br />

Ansprüche an die Kunst sehr hoch, wenn man von seinen Kreativforderungen ausgeht.<br />

Da die Arbeit eines Künstlers letztlich nicht planbar, delegierbar, teilbar oder bewertbar ist,<br />

entzieht sie sich in großen Bereichen einer objektiven Beurteilung. Man spricht heute gerne<br />

vom „Urheber“ und nicht mehr vom „Schöpfer“ eines Werkes. Im modernen Sinne schafft ein<br />

Künstler in erster Linie nicht mehr ein Werk, sondern vermittelt Wahrnehmungen. Er wird zu<br />

einem Organisator „ästhetischer Prozesse“. Durch Eingriffe, Anregungen, Reflektionen, aber<br />

auch Provokationen schafft er die Voraussetzungen für Gespräche und leistet damit seine<br />

Beiträge zur jeweiligen Kultur. Oft liest man, dass erst eine Öffentlichkeit eine Arbeit zu<br />

einem Kunstwerk macht. Doch hat diese Sicht einen ideologischen, extravertierten<br />

Hintergrund, denn seinsmäßig bleibt eine gute Arbeit unabhängig von der Meinung anderer<br />

immer eine gute Arbeit, bzw. hier ein Kunstwerk. Es ist eine spezifische Sicht, die Kunst von<br />

der Anerkennung durch die Öffentlichkeit abhängig zu machen, die erst künstlich über soziale<br />

Inszenierungen (im medialen Raum seit etwa 1990) geschaffen wurde. Die Gartenkunst kann<br />

zwar diesen Forderungen entsprechen, sie ist aber ihrem Wesen nach, der Schaffung<br />

persönlicher Paradiese, immer auch eine introvertierte Kunst gewesen. Wir kennen den<br />

Giardino segreto (Geheimer Garten) schon seit der Renaissance, idealisiert im Hortus<br />

conclusus (dem „Geschlossenen Garten“, berühmt durch die Marienbilder der Spätgotik).<br />

Sein Bestehen machte ihn unabhängig von der Meinung eines Publikums. Er bleibt immer<br />

eine persönliche Reaktion, eine Antwort in einer Kultur aus einer persönlichen Sicht.<br />

4. Versuch einer Annäherung: Das Werk<br />

Für uns ist Kunst (als ein Ausdruck der Kultur) immer an eine menschliche Leistung, an ein<br />

Werk oder an eine weitergebbare Fertigkeit gebunden. Sie ist damit letztlich immer eine<br />

geleistete Arbeit. Eine Idee reicht dafür nach unserem Verständnis nicht aus. So ist die<br />

Gartenkunst immer an einen Garten gebunden. Erst in der zur Ausführung gelangten Idee<br />

wird diese zu einem Werk, einem Kunstwerk.<br />

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