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370<br />

(einschließlich ihrer Beziehung zur Umgebung und der<br />

Teilräume untereinander).<br />

3. Dem verstärkten Versuch den Räumen und Teilräumen eine<br />

Unverwechselbarkeit zu geben.<br />

(z.B. durch Kleinarchitekturen, Skulpturen, Vasen oder<br />

vegetativen Höhepunkten).<br />

4. Die Beschränkung (Reduzierung) der Materialien, Farben<br />

und Pflanzenarten zugunsten einer verstärkten Einheitlich-<br />

keit (klar lesbare Grundstrukturen).<br />

5. Der Weg von einer kurzzeitigen Farborientierung zu einer<br />

möglichst das ganze Jahr bestehenden Ästhetik.<br />

(d.h., möglichst auch im Winter. Mit Hilfe von Strukturen<br />

und Texturen, u.a. dem verstärkten Einsatz von Immer-<br />

grünen).<br />

6. Der Weg von einer das ganze Jahr vereinnahmenden<br />

Gartenarbeit zu teilweise extensiven Gartenflächen.<br />

(einer Verbindung von intensiv gestalteten Flächen und sich<br />

graduell selbst überlassenen).<br />

Seit seinen Anfängen war der Reformgarten ein Refugium der persönlichen Gesunderhaltung<br />

und Regeneration gewesen. Ende der 70er Jahre steigerte sich dann der Wunsch zu einer<br />

radikalen Antithese zum Wohle der Natur. Die persönliche Gesundheit wurde in<br />

Abhängigkeit zu der Gesundheit der umgebenden Natur gesehen. Jeder Garten sollte nach<br />

Möglichkeit in ein Biotop umgewandelt werden. Später blieb davon nur ein gesteigertes<br />

Umweltbewusstsein, ein geschärfter Blick für unsere Naturabhängigkeit und deren Probleme<br />

zurück. Heute will der Garten als Gartenkunst eine geistige Aussage lesbar machen und<br />

daneben in reformgärtnerischer Tradition dem Spiel, der Arbeit und dem Müßiggang dienen.<br />

Mit dieser Aufgabennennung hatte einst Kienast die Forderungen des Reformgartens auf den<br />

kürzesten Nenner gebracht.<br />

Kunst erleben wir als Übertragung eines emotionalen Inhalts (z.B. eines sakralen) in einen<br />

Raum oder auf ein Medium oder modern, als emotionale Veränderung von Sehgewohnheiten<br />

(z.B. durch Verfremdungen). Mit ihrer Hilfe lernen wir einen Raum neu zu sehen. Er wird ein<br />

anderer. Er verliert seine enge Bindung an seine Funktionalität. In einem Garten wird er zum<br />

Ausdruck der kreativen Möglichkeiten ihres Schöpfers. In ihm wird nicht nur mit Elementen<br />

der Kunst gearbeitet. Er ist selber Kunst. Vielleicht, bei näherer Betrachtung, sogar ihre<br />

wichtigste Disziplin.<br />

Ein Garten entspricht einer Symphonie. Jeder seiner Teile besitzt eine eigene Dramaturgie,<br />

die sich über Szenen (Bilder) aufbaut und als Ganzes zu einer Aussage verschmilzt. Im<br />

Gegensatz zur Malerei arbeitet sie mit einem flüchtigen, weil lebenden Werkstoff. Deshalb ist<br />

ein Garten, die Gartenkunst nie fertig im Sinne eines abgeschlossenen Werkes. Entscheidend<br />

für ihn sind die Schlüssigkeit und Durchgängigkeit einer Idee zu einer ästhetischen Aussage.<br />

Allein als Dekorationsträger verbleibt er in der Stellung des Kunstgewerbes. Im ästhetischen<br />

Erleben erfasst man neben dem zur Schau gestellten Bild auch etwas phylogenetisch<br />

Anziehendes neben den Aussagen seiner Kultur (als Zeitausdruck). Das Wahrgenommene<br />

wird im Sinne einer geistigen Position inhaltlich belastet.<br />

Heute wird die Gartenkunst nur selten als Kunstdisziplin gesehen. Sie ist aber die einzige<br />

Disziplin, die uns wieder zum Wesentlichen zurückzuführen vermag, zu unserer Erdung.<br />

Dieser Niedergang war weitgehend verbunden mit einem Verlust des Gefühls für die Form.

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