25.10.2013 Aufrufe

Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

- erst danach auf ihren ästhetischen Reiz.<br />

Einzelne Pflanzen wurden bestimmten Göttern zugeordnet und begleiteten die kultischen<br />

Handlungen zu ihren Ehren. Düfte sollten Verbindungen zu ihnen, zum „Göttlichen“<br />

schaffen. Pflanzen begleiteten symbolisch die Menschen von ihrer Geburt bis zu ihrem Tode.<br />

Jeder kennt die<br />

- Rose als Symbol der Liebe (einst die Symbolpflanze der Liebesgöttinnen),<br />

- Lilie als Symbol der Unschuld und Reinheit.<br />

Auf einem Gartenfresko im Haus der Kaiserin Livia (Gattin des Kaisers Augustus) sieht man<br />

Granatäpfel, rote Rosen und Margeriten. (die Granatäpfel standen hier für Eheglück und<br />

Fruchtbarkeit). Auch im ganzen Mittelalter wurden die Aussagen der Bilder weitgehend von<br />

der Kombination ihrer Pflanzensymbole abgeleitet. Besonders beliebt waren Veilchen,<br />

Akeleien und wilde Erdbeeren (Veilchen = Symbol der unschuldigen Liebe; Akelei = Symbol<br />

des Heiligen Geistes und der Erlösung nach dem Tode; wilde Erdbeeren = Symbol der Demut<br />

und Keuschheit; evtl. auch bei Betonung des Blattes = Symbol der göttlichen Dreieinigkeit).<br />

Am Anfang der Renaissance (Florentiner) orientierte man sich an den alten Beschreibungen<br />

römischer Gärten. Die Pflanzungen bauten sich wie die Entwürfe symmetrisch auf. Ab der<br />

Mitte des 16. Jhs. löste der <strong>Buch</strong>sbaum die bisherigen kurzlebigen Kräuter ab. Gemusterte<br />

Pflanzungen wurden beliebt. Bramante entwickelte für den Belvedere-Garten seine<br />

Zentralperspektive mit ihrer Achse und den quer zum Hang gebauten Treppenanlagen (das<br />

Vorbild für viele nachfolgende Anlagen in ganz Europa). Zwar veränderte sich der damalige<br />

italienische Garten im Laufe der Zeit, doch sein Pflanzensortiment blieb relativ gleich.<br />

Im Barock erreichte der formale Garten dann seinen Höhepunkt. Zunehmend wurden<br />

eingeführte ausländische Pflanzen verwendet, da den heimischen deren farbliche<br />

Ausdrucksstärke fehlte. Die Pflanzungen wurden zum Spiegel der jeweils neu bekannt<br />

gewordenen Arten. Die seit der Renaissance bestehende Mode der Wunderkammern fand im<br />

Garten ihre botanische Fortsetzung. Ein Höhepunkt des Barockgartens war Versailles wegen<br />

seiner Gigantomanie, aber auch wegen Le Nôtres Gespür für Proportionen.<br />

Im 18. Jh. wurde die Natur dann im Landschaftsgarten zum unmittelbaren Vorbild. Eine<br />

idealisierte Landschaft wurde zum Gestaltungsziel. Die Grundhaltung gegenüber der Natur<br />

hatte sich geändert. Man sah sich nicht mehr als ihr Herr, sondern als ein Teil von ihr. Ihre<br />

großen Gestalten waren in England: Kent, Brown und Repton, in Deutschland: Sckell, Lenné<br />

und Pückler. Im Laufe der Zeit gewann das „Gärtnerische“ Überhand über das Gestalterische.<br />

Mit dem Beginn des 20 Jhs. beginnt die Zeit des Reformgartens. Man versucht auf die<br />

vorangegangenen Entwicklungen zu reagieren. Auf die Mode der Teppich-Beete folgte als<br />

Gegenreaktion zunächst eine architektonische Phase einerseits, begleitet von Pflanzbeeten in<br />

intensiven Komplementärfarben (Repräsentanten in England: R. Blomfield, in Deutschland<br />

Muthesius und Schulze-Naumburg) und eine verstärkt naturbezogene, im gewissen Sinne<br />

konservative, andererseits (Repräsentanten in England Robinson, dessen Gedanken die<br />

Malerin Jekyll in ihre Gartenentwürfe übertrug und in ihren Schriften verbreitete. Sie<br />

kombinierte Stauden mit heimischen Gehölzen, beachtete verstärkt deren Blätter und Blüten<br />

und achtete besonders auf die Harmonie der Farben bei ihren Rabattengestaltungen. In<br />

Deutschland war dies Lange, dessen Gedanken besonders Foerster in seiner züchterischen<br />

Arbeit aufgriff und in seinen Büchern verbreitete. Ihren gestalterischen Ausdruck fanden sie<br />

in der sogenannten „Bornimer Schule“ (Mattern, Hammerbacher u.a.)). Der Reformgarten<br />

war gekennzeichnet von einem neuen Naturverständnis, einer neuen Funktionalität: der<br />

Mensch ist in ihm nicht mehr der Herr über die Natur, nicht mehr ihr bewundernder<br />

486

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!