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Ruhe und Entfaltung, Dauer und Vergänglichkeit, Zartheit und zähe Kraft, müdes Welken und<br />

jugendfrische Auferstehung am wunderbarsten zur Erscheinung gelangt“. Lichtwark hatte<br />

bereits 1894 die mangelnde ästhetische Qualität der Gärten seiner Zeit kritisiert. Im Rahmen<br />

der Lebensreformbewegung wurden sie zu einer neuen Inspirationsquelle (z.B. für Monet in<br />

Giverny, für Liebermann am Wannsee, Nolde in Seebüll). Eine Eigentätigkeit der<br />

Garteninhaber an der Ausgestaltung des Gartens wurde erwartet (dies besonders von Migge<br />

und Maasz). Sie war besonders für die Staudenverwendung wichtig. Zuvor hatte bereits<br />

Camillo Schneider (1910) die Abnahme dieser Eigentätigkeit als Ursache für den Verlust am<br />

Verständnis der Gartenschönheit beklagt.<br />

Der neue Garten war aus einem neuen Naturgefühl und der Idee eines Gartens als eines neuen<br />

Wohnraumes, Lebensraumes entstanden. Man übertrug das häusliche Raumprinzip auf den<br />

Garten (der Garten als „Raum zum Wohnen und Leben“). Zunächst stellte man sich gegen ein<br />

Nachahmen der Natur und sah sich als Teil der Architektur (Muthesius, Behrens) und teilte<br />

den Garten wie ein Haus in Einzelräume. Lange und die Bornimer Schule brachten ihn dann<br />

wieder zurück zur Natur. Das gestalterische Problem der damaligen Zeit war die Trennung<br />

des formalen (hausnahen) Bereichs von dem naturnahen. Lange hatte es dadurch gelöst,<br />

indem er aus Vorbildern aus der Natur künstlerische Pflanzenbilder werden ließ. Dabei ging<br />

er vom Stimmungsvermögen der verschiedenen Pflanzengesellschaften aus und interpretierte<br />

diese neu, indem er sie durch neue Pflanzen mit vergleichbaren Standortansprüchen ergänzte<br />

und dadurch den Gartenwert solcher Partien auf einen längeren Zeitraum ausdehnte.<br />

Ein Kennzeichen des frühen Reformgartens waren seine verschiedenen Räume (z.B.: Rosen-<br />

und Blumengarten, Küchen- und Obstgarten und verschiedene Sondergärten wie Stein-,<br />

Heide-, Sumpf- oder Wassergarten). Über die Blumengärten schrieb Maasz (1925): Dass „die<br />

Pflanzenwelt, insbesondere die Blüten- und Farbenreiche, .... eigentlich erst dann zur<br />

schönsten und imposantesten Geltung (komme), wenn sie in Massen vereint zu<br />

Sonderabteilungen zusammengefasst wird“. Er steigerte die ästhetische Wirkung seiner<br />

Blütenpflanzen, indem er sie konzentrierte. Dabei orientierte er sich bei seinen Leitthemen<br />

u.a. an den Farben und Standortansprüchen.<br />

Die einzelnen Sondergärten wurden je nach der Raumsituation des Hauses, den<br />

Lebensgewohnheiten der Besitzer oder den jeweiligen Standortbedingungen<br />

aneinandergereiht oder miteinander verschachtelt. Beliebt waren der Blumen- und<br />

Rosengarten vor dem Wohnzimmer und der Kräutergarten in Küchennähe.<br />

Durch den Garten von Foerster wurde der Senkgarten als Sondergarten allgemein bekannt<br />

(angelegt 1912). Er war bereits als solcher schon vorher von Robinson beschrieben worden<br />

und stellte über eine gewisse Geländeabsenkung eine besondere Form einer Raumbildung dar.<br />

Seine Vorteile waren seine Möglichkeiten der Staudenpräsentation (niedere unten, höhere<br />

oben, dadurch erreichte man eine gesteigerte Raumwirkung und ideales Steingartenmotiv,<br />

besonders bei der Verwendung von Posterstauden).<br />

Allgemein beliebt im frühen Reformgarten waren Treppen, Terrassen, Mauern und Hecken.<br />

Mit Hilfe von Stauden sollte ihnen ihre architektonische Strenge genommen werden. Mit<br />

ihnen erhoffte man sich eine üppige Blütenfülle und einen lang andauernden Blütenflor. Man<br />

versuchte dies Problem durch die Zusammenfassung der Arten und Sorten in<br />

Jahreszeitengruppen zu lösen (z.B. durch Frühlings- und Herbstrabatten).<br />

Nach unserem Verständnis befinden wir uns noch immer in der Zeit des Reformgartens, der<br />

Zeit, in der der Garten zu einem neuen Wohnraum wurde mit allen seinen reformbetonten<br />

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