25.10.2013 Aufrufe

Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

das gewissen Etwas, die emotional-geistige Substanz, die das Mehr an Kunst ausmacht und<br />

die wir z.B. bei den schlichten Gärten der japanischen Teezeremonie bewundern können.<br />

Heute hat sich die Landschaftsarchitektur in Deutschland zu einer reinen<br />

Ingenieurwissenschaft entwickelt. Ihre Fakultäten konkurrieren mit den anderen technischen<br />

Studiengängen. Für die Kunst verbleibt in ihr kaum noch Raum. Wie gering das gegenwärtige<br />

Ansehen der Gartenkunst in unserem Land ist, zeigt das Beispiel, dass es hier zurzeit keine<br />

einzige monatliche erscheinende Gartenzeitschrift mit einem gewissen Niveau gibt, die ihre<br />

Beiträge aus der Kunstperspektive aufzeigt.<br />

Letztlich steht die heutige Landschaftsarchitektur vor der Frage, wie lange sie noch den<br />

Spagat zwischen Gartenkunst und Ingenieurbiologie, zwischen phylogenetischer Ästhetik und<br />

„Wissenschaft“ weitermachen will. Nicht, dass es in ihr nicht für beide Bereiche<br />

Berührungspunkte gibt, doch ist deren geistige Ausrichtung eine jeweils völlig andere. Sollten<br />

die jetzigen Hochschulen die Gartenkunst nicht wieder als eine eigene Kunstdisziplin<br />

einführen können (wie dies im Ausland durchaus der Fall ist), dann wäre wieder ein eigener<br />

Studiengang an einer Kunstakademie zu überlegen (wie er einmal von Mattern für Kassel<br />

angedacht worden war. Evtl. mit einer vorangegangenen Meisterprüfung in der<br />

Gartengestaltung). Das Problem der an einer Universität ausgebildeten Gärtner ist, dass deren<br />

Arbeiten allein Kopfgeburten sind (Kunst erwächst dagegen aus dem Bauch) und sollten sie<br />

sich einmal zu Gartenkünstlern entwickeln, dann geschieht dies im Rahmen einer<br />

persönlichen Weiterentwicklung als Autodidakt (wie es ehrlicherweise auch Kienast von sich<br />

sagte).<br />

Bei der erfolgten Ausdehnung des Berufsfeldes Gartenkunst zur Freiraumplanung ging es<br />

zunächst allein um eine Ausweitung möglicher Aufgabenfelder und damit die Einbindung<br />

neuer Auftragsmöglichkeiten, d.h. letztlich allein ums Geld. Die geistig-inhaltlichen Fragen<br />

blieben davon zunächst unberührt. Die eigentliche Gartenkunst wurde dabei zunächst an die<br />

Seite gedrängt und dann weitgehend vergessen, obwohl, wenn es je eine Notwendigkeit für<br />

sie gegeben hat, sie diese heute besitzt - unabhängig von ihrem augenblicklichen niedrigen<br />

Niveau und dem noch geringeren Wissen von ihr in der Öffentlichkeit.<br />

Die heutige wissenschaftliche Landschaftsarchitektur ist der Kuckuck im Nest der<br />

Gartenkunst bzw. Gartenarchitektur (einer kleinen Berufsgruppe, die nicht die Kraft besaß,<br />

sich gegen die Umorientierung zu wehren. Heute ist die Gartenkunst praktisch aus ihrem<br />

eigenen Nest geworfen worden). Bei positiver Einstellung ihr gegenüber zählt man sie heute<br />

im günstigsten Falle zu den „angewandten Künsten“ und beruft sich in der Ablehnung dabei<br />

gerne auf Migge, ohne dessen kunsthistorischen Hintergrund mit zu benennen (eine solche<br />

Position war in seiner Zeit gegenüber allen Künsten weit verbreitet, man braucht dabei nur an<br />

Maler wie Mondrian, Bildhauer wie Tatlin zu denken). Gleichzeitig hat man allerdings keine<br />

Schwierigkeiten die Arbeiten von bekannten Künstlern zur Gartenkunst zu zählen. Man denke<br />

nur an Finlay, de Saint-Phalle oder Horn.<br />

Die heutige Landschaftsarchitektur ist in eine Vielzahl von Tätigkeiten zersplittert, so dass es<br />

schwer fällt, ihr einen konkreten Arbeitsbereich noch zuzuschreiben. Der BDLA (Bund<br />

Deutscher Landschaftsarchitekten) spricht in seinem Berufsverständnis allgemein von<br />

„Verantwortung für den Zustand unserer natürlichen Lebensgrundlage und deren<br />

Wechselspiel mit sozialer und geplanter Umwelt“.<br />

Das bedeutet, dass er sich nicht mehr als ein Verband von Gärtnern sieht, sondern sich für alle<br />

Außenräume verantwortlich fühlt. Das Besonders durch die Hannoversche Schule<br />

geschaffene neue Berufsverständnis nach dem 2. Weltkrieg hat zwar die beruflichen<br />

197

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!