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Zum ästhetischen Wahrnehmen gehört auch ein gewisses Wissen (besonders bei<br />

verschiedenen kulturabhängigen Tiefendimensionen), ein erinnerndes Bewusstsein. Dabei<br />

bauen die ästhetischen Naturerlebnisse stark auf Erwartungshaltungen, auf Symbolen auf<br />

(z.B. die ersten Frühlingsblüher: Wahrgenommen, lösen sie in uns Gefühle aus). Übersteigen<br />

sie die Maßstäbe unserer Sinne, so werden sie für uns nur noch als Idee fassbar (z.B. als das<br />

Meer, Gebirge, der Wald, das Blumenmeer), und wir sprechen vom Erhabenen (nach Kant).<br />

Für unsere Wahrnehmung gehört zur Schönheit das Maß. Obwohl wir die Kunst sowohl über<br />

die Emotionalität wie auch über den Intellekt definieren können, ist beiden Aussagen<br />

gemeinsam, dass ihre Informationen über deren Ästhetik laufen.<br />

Für die Gartenkunst gibt es zwei grundsätzlich verschiedene Herangehensweisen:<br />

1. eine passive, betrachtend-meditative (wie sie besonders in Japan gepflegt wird)<br />

2. eine aktiv-bewegt erlebende (wie sie besonders in Europa gepflegt wird).<br />

Die letztere gliedert sich in der Neuzeit in drei Hauptstilepochen:<br />

- einer formale, architektonische (Renaissance, Barock),<br />

- eine naturalistische, landschaftliche (Landschaftsgarten),<br />

- eine individualistische (hier stehen besonders die biologischen Bedürfnisse<br />

der Menschen selber im Mittelpunkt der Überlegungen).<br />

Vielleicht entspricht die Gartenkunst besonders weiblichen Vorstellungen, weil bei Frauen<br />

das Harmoniebestreben stärker ausgeprägt zu sein scheint. Ihre Gärten sind oft wunderschön,<br />

im architektonischen Sinne aber oft nicht „kraftvoll“.<br />

15. Kompositionsbezüge<br />

Wie in der Musik ist die Gestaltung eines Gartens die Arbeit mit mehreren Motiven (z.B.<br />

einem Haupt- und mehreren Nebenthemen, einem Kernmotiv und mehreren Untermotiven).<br />

So wie die Musik eine Klangarchitektur darstellt, so ist die Gartenkunst eine Raumarchitektur.<br />

Ihre Erstellung ist eine spezifische Form der Komposition (vom lat. componere =<br />

zusammenfügen). Vergleichbar einer Sonate, die mit Hilfe von Klängen ein Drama ohne<br />

Worte zum Miterleben bringt, ein Drama im Wechsel zwischen seinem Hauptthema und<br />

seinen Nebenthemen, erstellt die Gartenkunst ein Drama mit Hilfe relativ statischer, lebender<br />

Bilder. Sie besitzt wie ein Musikstück ein zeitliches Nacheinander (erlebbar beim<br />

Durchschreiten desselben) und ein räumliches Nebeneinander. Der Zeitfaktor wird noch<br />

verstärkt durch das „Erleben“ verschiedener Tages- oder Jahreszeiten und dem ständigen<br />

Wechsel der Beleuchtung.<br />

Anders als in der Musik gibt es bisher für die Gartenkunst keine Kompositionslehre. Ihre<br />

Rhythmen entstehen durch wiederkehrende charakteristische Kombinationen, die in den<br />

Raumkünsten nur als eine Abfolge erlebbar sind (eine Abfolge durch die Bewegung des<br />

Betrachters). Die Gesamtgliederung (Struktur) gibt dem Garten seine typische Gestalt, durch<br />

Wiederholungen und sich überlagernde Linien entstehen Muster. Das Gartenthema kann<br />

dadurch immer wieder neu durchvariiert werden. Bei einer Transformation, einer aufeinander<br />

aufbauenden Variationsreihe, wird dabei ein Element immer weiter verändert. Je stärker das<br />

Endergebnis dann abweicht, umso wichtiger werden die Zwischenstufen für das Erkennen des<br />

Gesamtzusammenhanges. Sequenzen nennt man Transformationen durch immer die gleichen<br />

Eingriffe. Besonders schön wirken oft Wiederholungen, wenn additiv Ähnliches immer<br />

wieder verwendet, immer wieder zum Klingen gebracht wird.<br />

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