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Kenntnis des Bauplans des menschlichen Lebens, damit kennt man aber noch nicht dessen<br />

Umsetzung, seine Software. Deren Erforschung ist heute eine Aufgabe der Proteomik<br />

(Fachbereich der Bioinformatik). Sie erforscht die Veränderungen der Proteine in der Zelle<br />

(des Proteoms); d.h. deren dynamische Vorgänge (im Gegensatz zum statischen Genom);<br />

Beispiel: Raupe, Puppe und Schmetterling haben das gleiche Genom, aber ein<br />

unterschiedliches Proteom). Welche Interaktionen in einer Zelle ablaufen, ist noch<br />

weitgehend unbekannt, vor allem die Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Genen<br />

und ihr Gesamteinfluss auf den Stoffwechsel. Die Vielfalt des Lebens wird erst durch das<br />

Zusammenspiel der Proteine in einer Zelle bestimmt.<br />

Zur Zeit besitzt man nicht einmal ein Konzept für das Verstehen der vielen Daten. Wenn man<br />

davon ausgeht, dass der Mensch wahrscheinlich bis zu 1. Mio. verschiedener Proteine besitzt,<br />

so kann man ermessen, wie weit entfernt man noch vom Verständnis ihres Zusammenspiels<br />

ist. Auf die Proteomik baut die Systembiologie, die dann nicht mehr von der einzelnen Zelle<br />

ausgeht, sondern von deren Zusammenwirken in ihrer Vielzahl in einem Körper unter<br />

bestimmten Umwelteinflüssen.<br />

Alle unsere Körpervorgänge werden von Proteinen gesteuert. Sie bilden das hochkomplexe<br />

Netzwerk auf dem unsere Existenz beruht. Wir begreifen es in seinem Zusammenwirken erst<br />

in seinen Anfängen. Jeder Außeneinfluss auf unseren Körper wird wahrgenommen und hat<br />

seinen Einfluss, bzw. Folgen (sei es das Licht, das Wasser, unsere Arbeit oder unsere<br />

Nahrung). Wie diese jeweils auf uns wirken, wissen wir in den seltensten Fällen, zumal sie<br />

bei jedem Menschen verschieden sein können. Zurzeit befinden wir uns noch in einer Epoche<br />

von Versuch, Erfolg und Irrtum, und der Gartenbereich ist „nur“ eine große Welt des<br />

Angemutetseins, - des Angemutetseins, weil er uns stoffwechselmäßig mit den<br />

Hintergrundvoraussetzungen unserer Evolution korrespondieren lässt. Über die Proteomik<br />

und die Systembiologie wird es eines Tages vielleicht möglich sein, den einst diffusen<br />

Ansätzen der Lebensreformbewegung einen gemeinsamen rationalen Hintergrund zu geben.<br />

Zur Zeit können wir uns nur auf einer mittleren Orientierungsebene an der Welt orientieren,<br />

auf die hin wir uns wahrscheinlich biologisch entwickelt haben, eine Welt, von der wir<br />

glauben, dass sie deshalb am ehesten unserem inneren Stoffwechselgleichgewicht entspricht.<br />

Wir wissen heute ziemlich sicher, das wir über unser Verhalten und unsere Umwelt auf<br />

unseren komplexen Proteinhaushalt (und damit eher oder später auch auf unsere Gene)<br />

Einfluss nehmen können. Wir bestimmen damit sozial über unsere Kultur in der Zukunft auch<br />

unser Erbgut (einige 100 Jahre werden dafür vielleicht ausreichen). Da es sich dabei<br />

langfristig um eine Generationenfrage handelt, ist dies für den heute lebenden Menschen zwar<br />

relativ unbedeutend, wohl aber ein ethisches Problem in Hinblick auf die Folgen unseres<br />

heutigen Tuns.<br />

Gesichert ist der Einfluss der Umwelt auf die Moleküle in unseren Genen. Über sie werden<br />

deren Informationen verschieden zugänglich. Besonders im Hippo<strong>ca</strong>mpus (zuständig für die<br />

Gedächtnis- und Lernvorgänge) entstehen durch die Umwelteinflüsse Methylierungsmuster,<br />

molekulare Spuren im Gehirn. Dies erfolgt besonders in der frühen Entwicklungsphase. Wir<br />

vermuten, dass die DNA in den Zellen um Histone (Eiweiße) gewickelt ist und dort von den<br />

Zellen durch den Anbau einer Acetylgruppe an diese beeinflusst wird. Die Steuerung der<br />

Zellen erfolgt wahrscheinlich über das Aufwickeln oder Abstoßen. Eine Folge davon ist, dass<br />

sie damit gezielt aktiviert werden können (dies ist nur in einem abgewickelten Zustand<br />

möglich). Düfte scheinen auf dieses An- und Abschalten über das Gehirn einen Einfluss zu<br />

haben. Wir können in unserem Alltag auf diese epigenetischen Hintergründe nur Einfluss<br />

nehmen über unsere<br />

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