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Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

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die verschiedenen Inhalte ab. Er bezieht sich auf seine Zeit, indem er deren kulturelle<br />

Erscheinungen in seine Arbeit integriert.<br />

Ein Garten erzählt Geschichten, Geschichten, die auf verschiedenen Bezugsebenen erlebbar<br />

sind. In ihm werden alle Sinne angesprochen. Gelungen ist er ein Ort der Poesie, und kein<br />

Romantiker braucht sich von denjenigen, die zu einem solchen Gefühl nicht fähig sind, einen<br />

solchen Bezug abwerten zu lassen.<br />

Der historische Garten war voller Achsen, der heutige besitzt dagegen Tangenten,<br />

Berührungspunkte, über die seine Symmetrien gelesen werden. Sie sind es, die ihm seine<br />

Lebensdauer sichern können. Seine Planungsentscheidungen müssen nachvollziehbar sein.<br />

Die Schwierigkeit in der Gartenkunst ist, dass zum Künstlerischen breite ingenieurtechnische<br />

und botanische Kenntnisse gehören, die es in diesem Dreiklang nur selten gibt. So ist in der<br />

Praxis jeder gezwungen, seinen Weg selber zu gehen und dort anzusetzen, wo er eine dieser<br />

Fähigkeiten besitzt, um sie dann, teilweise einfach über Erfahrungen, zu erweitern. Früher gab<br />

es auch in der Gartenkunst klare Orientierungsvorgaben. Durch ihre Individualisierung wurde<br />

ihre Konsensfähigkeit aber stark erschwert. In den übrigen Künsten hat sich deshalb eine Welt<br />

von Beratern etabliert. In der Gartenkunst mit ihren noch weitgehend unbekannten<br />

phylogenetischen Bezügen gibt es diese bis heute noch nicht.<br />

Als einzige reale Größe für unsere heutigen Planungen hat sich der „Ort“ erwiesen und dort<br />

sein geschichtlicher Bezug. Über ihn kann man rational argumentieren und Bezüge schaffen.<br />

„Bestehendes“ wird freigelegt und ergänzt. Gibt es diesen nicht, dann verwandelt man ihn in<br />

einen sinnlichen Ort, einen skulpturalen bedeutungsvollen Raum oder überträgt ein geistiges<br />

Programm auf ihn. Daraus ergeben sich dann<br />

- eine große Gestaltungsvielfalt (durch die Einbringung auch der persönlichen<br />

und sozialen Bedürfnisse),<br />

- eine Zunahme architektonischer und skulpturaler Elemente,<br />

- eine Zunahme „moderner“ Materialien (Beton, Stahl, Glas, Kunststoffe),<br />

- eine Pflanzung in Reihen oder Gruppen verschiedener Art,<br />

- eine stärkere Beachtung der Farb- und Struktureffekte bei den Blütenpflanzen.<br />

Dieser Garten kann streng architektonisch oder auch „malerisch“, ungebändigt aufgebaut sein,<br />

immer wird er von einem Ort ausgehen und einen Raum bilden.<br />

10. Gartenästhetik<br />

Bis zum 19. Jh. wurde die Ästhetik von der Kunsttheorie mit der Lehre von der Schönheit<br />

gleichgesetzt. Und im Bewusstsein der Bevölkerung ist dies alltagssprachlich auch heute noch<br />

so. Das Schöne steht dabei für<br />

- das Vollendete und Göttliche (Homer),<br />

- die „unsichtbare Harmonie“ (Heraklit),<br />

- das „Gleichbleibende im Wechsel“, die „Einheit im Mannigfaltigen“<br />

(Pythagoras),<br />

- das „Gesetz, das alles Geschaffene durchdringt“, die Harmonia<br />

(über die Proportionen wurde es erfahrbar: so die Pythagoräer),<br />

- eine Ableitung der „Idee des Schönen“ von den konkreten „schönen“ Realien<br />

(Platon)<br />

(d.h. es wird hier zu einer Abstraktion, losgelöst von einer tatsächlichen<br />

Wahrnehmung. Die Schönheit ist hier die zur sichtbaren Gestalt gewordene<br />

Wahrheit. Das hinter ihr stehende unsichtbare Gesetz wird über die Harmonie<br />

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