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verstehen ist. Und dafür benötigen wir eine allgemeine Antwort. Man kann sagen, dass<br />

historisch gesehen, die Kunst bis zurzeit um 1900 über mehrere Jahrtausende immer etwas<br />

gewesen war, was in irgend einer Form die „Schönheit“ als solche zum Inhalt gehabt hatte.<br />

Über deren Zuordnung hat es im Laufe der Geschichte verschiedene Paradigmenwechsel<br />

gegeben. Zurzeit haben wir es aber mit einem Bedeutungswandel zu tun, der den<br />

Schönheitsaspekt (oberflächlich betrachtet) als solchen in Frage stellt. Genau genommen<br />

spielen Ästhetikfragen, positiv oder negativ beantwortet, aber auch weiterhin eine Rolle.<br />

Dabei ist es eine Überlegung, ob hier oft nicht nur das Ansehen des alten Kunstbegriffs für die<br />

Vermarktung einer neuen Ware missbraucht wird, die versuchte Trennung der Kunst vom<br />

Schönen nicht eine Fehlentwicklung ist. Für die Gartenkunst ist dies die zentrale Frage<br />

überhaupt, da sie aus ihrem Selbstverständnis heraus nur in der Lage ist, „Schönes“,<br />

Sehnsuchtsinhalte zu schaffen. Sie wird darin von der modernen Evolutionsbiologie bestätigt<br />

(wie im Kapitel über die biologischen Vorgaben unseres Kunstverständnisses ausgeführt<br />

wird). Die Kunst ist danach ein Produkt der menschlichen Auseinandersetzung mit seinen<br />

sexuellen Urstrategien, seinen archetypischen Grundorientierungen in Hinblick auf das<br />

Schöne, das positiv Auffallende. Dieses ist nur emotional fassbar. Dabei ist die Gartenkunst<br />

(unabhängig von ihrer marktwirtschaftlichen Bedeutung) auf Grund der biologischen<br />

Bindungen des Menschen eigentlich seine Zentraldisziplin unter den Künsten.<br />

Für die Gartenkunst der zweiten Hälfte des 20. Jhs. wurden drei bisher nicht genannte<br />

Kunststile bedeutsam:<br />

- Postmoderne,<br />

- Minimalismus,<br />

- Natur-Kunst (amerik. Land-Art).<br />

Bei der Postmoderne wandte man sich gegen den Funktionalismus der Modernen (siehe Bd.<br />

I/Kap. 57). Sie stellten gegen dessen Forderung nach einem funktionalen, einheitlichen<br />

Prinzip das Zusammentragen verschiedenster Elemente zu einem Gebilde. Damit lehnte man<br />

den architektonischen Konsens zugunsten einer heterogenen Vielfalt ab.<br />

Allgemeine Kriterien der Postmoderne waren:<br />

- Die Ablehnung der Rationalität als oberstes Gestaltungsprinzip.<br />

- Eine stärkere Öffnung für emotionale Kriterien.<br />

- Eine stärkere Offenheit für eine soziale Vielfalt.<br />

Architektonische Kriterien waren:<br />

- Nutzung geschichtlicher Elemente als Vorbilder (als Zitat).<br />

- Mischung historischer Motive und individueller Formensprache.<br />

- Der architektonische Entwurf wird nicht mehr von seiner Funktionalität<br />

beherrscht sondern einer erzählenden Vielfalt.<br />

- Damit erhalten Ornamente oder Symbole eine erneute Bedeutung (der in der<br />

Moderne nackte Beton wird verblendet).<br />

- Starke Rücksichtnahme auf örtliche Gegebenheiten.<br />

Der Vorwurf ist:<br />

- Die gestalterische Beliebigkeit der Stilelemente.<br />

Die heutige Postmoderne besteht aus zwei verschiedenen Gruppen:<br />

- Zum einen einer historisierenden, die gerne klassizistische Elemente aufgreift<br />

(u.a. Rossi, Ungers).<br />

- Zum anderen einer futuristischen, die radikal neue Möglichkeiten aufgreift<br />

(Dekonstruktivismus).<br />

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