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Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

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Wohlfühlort zu schaffen, einen Ort, in dem man von den Zwängen seiner Zivilisation befreit<br />

ist und sich erholt, der einem seine innere Sicherheit wieder zurückgibt und der einen das tun<br />

lässt, was man gerne möchte. Der Garten ist ein Ort der persönlichen Selbstentfaltung ohne<br />

den Egoismus der individuellen (und in der Regel banalen) Selbstverwirklichung. Der Garten<br />

Eden war einst ein Ort des Einklangs mit einem Schöpfer, des Einklangs mit uns (als dem Teil<br />

der Natur, der uns am nächsten steht). In einem Garten vereinen wir einen Ort mit unserer<br />

Innenwelt, und dessen gelungene Planung muss deshalb mehr sein als ein rationaler Prozess.<br />

Der Raum<br />

Seit der Antike ist der Raum ein mathematischer und philosophischer Inhalt. (die<br />

mathematische Lehre vom Raum = die Topologie; Topos = Platz, Region). Er war zunächst<br />

etwas vom Menschen Unabhängiges. Am Ende des Mittelalters, mit dem Beginn der Neuzeit<br />

erkannte man seine Abhängigkeit von den Wahrnehmungsqualitäten seines Betrachters und<br />

Kant sah ihn später als eine Form unserer Anschauung. Damit wurde er auch von unseren<br />

inneren Vorgaben bestimmt<br />

- den phylogenetischen Apriori,<br />

- den kulturellen mathematischen und physikalischen Erkenntnissen.<br />

Ohne einen Raumbezug können wir (nach Kant) keine Erfahrungen machen, keine<br />

Vorstellungen gewinnen. Jede unserer Erfahrungen steht in einer Beziehung zu einem Raum.<br />

Dies gilt auch für die Erfahrung unserer Freiheit. Da wir Räume zeitlich gesehen<br />

unterschiedlich erfahren, erfahren wir im Laufe der Zeit z.B. auch unsere Freiheit<br />

verschieden.<br />

Räume sind<br />

- dreidimensionale Darstellungen mit Hilfe von Längen, Breiten und Höhen.<br />

- mathematische Größen:<br />

+ umschlossene Lebensbereiche,<br />

+ „Behälter“ für Objekte, Gegenstände (z.B. Gartenelemente),<br />

+ Gegenstände der geographischen Planung,<br />

+ die bedeutendsten Gestaltungsinhalte der Architektur.<br />

- Bewegungs- und Handlungsbereiche,<br />

- rationale Ordnungsmodelle, zu denen alle Gegenstände in eine Beziehung<br />

gebracht werden können. Das Schaffen dieser Beziehungen zwischen diesen<br />

Gegenständen in der Natur ist die Aufgabe des Gartengestalters, die Schaffung<br />

dieser Beziehungen auf dem Hintergrund eines geistigen, kulturellen<br />

Hintergrundes ist Gartenkunst (abstrakt gesehen).<br />

Daneben gibt es noch den unbegrenzten Weltraum, die Raumzeit mit vier Dimensionen und<br />

nach neueren Theorien (Stringtheorien) Räume mit zusätzlichen Dimensionen.<br />

Heute wird der „Freiraum“-Begriff in der Landschaftsgestaltung auf alle Außenanlagen vom<br />

Hausgarten bis zu den Naherholungsgebieten verwandt und diese zugleich zu einem<br />

rationalen, mathematischen Arbeitsbereich erklärt. Man hat das Gefühl, damit<br />

„wissenschaftlich“ zu sein. Dies ist allerdings nur möglich, wenn man dabei den<br />

geisteswissenschaftlichen Bezug des Begriffs (verbunden mit dem der Freiheit) außer acht<br />

lässt.<br />

Die Kunst des 20. Jhs. wird weitgehend von einer neuen Sicht des Raumes bestimmt. Durch<br />

neue Sehmöglichkeiten und Sehgewohnheiten als neue „Sehfilter“ können die Räume anders<br />

wahrgenommen werden. Neue Objektivierungen und neue Intimitäten werden möglich. Über<br />

die künstlerische Auseinandersetzung wird der „reale“ Raum zu einem neuen spezifisch<br />

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