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2. Der Weg zum heutigen Garten<br />

Am Beginn der Reformbewegung stand die Angst, u.a. die Angst vor dem Verlust der<br />

menschengemäßen Existenzgrundlagen durch die Industrialisierung. An ihrem Anfang stand<br />

der Jugendstil mit seiner Forderung nach einer Rückkehr zur handwerklichen Qualität, die<br />

dann im Werkbund zur Diskussion um die Entfremdung, Individualität und Massenkultur<br />

führte und die dann über die soziale Frage, der Frage nach sozialer Gerechtigkeit im Bauhaus<br />

in unsere heutige globale Industriekultur einmündete.<br />

Im Bereich der Kunst begann die Moderne mit der Kritik an den klassischen und<br />

naturalistisch-illusionistischen Kunstvorstellungen. Fast gleichzeitig entstanden<br />

- der Expressionismus (Fauvres und Brücke 1905, Blaue Reiter 1911),<br />

- die Futuristen (1006),<br />

- der Kubismus (1908),<br />

- die ersten abstrakten Bilder (1910),<br />

- der Dadaismus (1916),<br />

- der Suprematismus (1913, Malewitsch),<br />

- der Surrealismus (1924).<br />

Die Künstler suchten im Sinne der Reformbewegung nach neuen Ausdrucksformen für den<br />

Dialog zwischen Mensch und Umwelt und hinterfragten deren Beziehungen. Man begann mit<br />

neuen Medien experimentell neue Welten hinter der sichtbaren Erscheinungswelt zu<br />

erschließen und verzichtete zunehmend aus Protest gegen die herrschenden Verhältnisse auf<br />

eine persönliche Formgebung. Man verneinte die bisherigen Normen und gab dem Zufälligen<br />

einen besonderen Wert (besonders bei den Dadaisten. Bei den Surrealisten erfolgte dann eine<br />

selektive Auswahl des Zufälligen). Ein Konstruktionsprinzip bildete zwar das Gesamtgerüst,<br />

das Gestaltungsergebnis blieb aber offen.<br />

In der Gartenkunst war die wichtigste neue Idee die Einbeziehung des Gartens in den<br />

Wohnbereich, eine neue Art der inneren Öffnung des Menschen für die Natur. Der Garten<br />

bildete jetzt die grünen Räume des Hauses. Er war mit Hilfe von Achsen symmetrisch<br />

aufgebaut und zielte auf eine repräsentative Wirkung. Die ersten Anregungen zu ihm gingen<br />

in Deutschland von Architekten aus (Muthesius, Schulze-Naumburg, dem Bildhauer<br />

Laeuger). In der Renaissance hatte man bereits die äußeren Gebäudelinien auf den Garten<br />

übertragen, jetzt bezog man auch die Innenräume auf ihn (z.B. den Küchengarten auf die<br />

Küche).<br />

Zunächst zeichnete sich dieser repräsentative Garten durch einen reduzierten Nutzteil aus.<br />

Dies änderte sich nach dem 1. Weltkrieg. Jetzt diente er zunehmend der Selbstversorgung und<br />

als Rückzugsort aus der Alltagswelt. Er hatte seine Rolle als Ausdruck eines großbürgerlichen<br />

Selbstverständnisses verloren. Migge versuchte eine neue Ästhetik mit dem Nützlichen zu<br />

verbinden. Dabei befreite er u.a. die Grünanlagen von ihren bisherigen Schmuckornamenten.<br />

Die Avantgarde hatte inzwischen ihre Radikalität verloren. Die Architektur übernahm die<br />

Führung bei der Gestaltung der Lebensumwelt. Ihre Hauptaufgabe sah sie in einer Lösung der<br />

sozialen Probleme mit Hilfe technologischer Angebote und hoffte dadurch zu einer neuen<br />

Kultur zu gelangen. Ästhetisch sollte sich die Form aus der Funktion ergeben. Damit erwuchs<br />

aus der Funktion rational ein ästhetischer Ausdruck, der dann als solcher nach dem zweiten<br />

Weltkrieg in Deutschland nur im Design (Ulmer Schule) umgesetzt wurde, aber nicht in der<br />

Gartengestaltung.<br />

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