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Vitruv (84 – 27 v. Chr., ?) verlangte von einem Baumeister, dass er sich in der Musik<br />

auskenne. Über sie bekäme er ein Verständnis für Harmonie, Proportionen und das<br />

Gleichmaß (Eurythmie). Er schrieb (im 3. <strong>Buch</strong> über Architektur):<br />

„Proportion besteht darin, dass in jedem Falle sowohl für die Teile eines Gebäudes als<br />

auch für das Gänze eine bestimmte Maßeinheit gilt, wodurch das System der<br />

Symmetrie in Kraft tritt. Denn ohne Symmetrie und Proportion kann kein Tempel<br />

einen ordentlichen Plan haben; das heißt, er bedarf einer genauen Proportion nach Art<br />

eines wohlgeformten menschlichen Körpers“.<br />

Für Augustinus (354 – 430 n. Chr.) stellte dann die Architektur ein Abbild der ewigen<br />

Harmonien dar, die als „musi<strong>ca</strong> mundana“ das Weltall durchwanderten.<br />

In der Renaissance entstand dann eine enge Verbindung von Musik und Architektur.<br />

Besonders für Alberti (1404 – 1472 n. Chr.) stimmte die Schönheit der Proportionen in der<br />

Architektur mit dem Zahlensystem der Musik überein. Er verlangte für die Schönheit eines<br />

Bauwerkes:<br />

- „Harmonie und Zusammenklang aller Teile, die dort erreicht wird, wo nichts<br />

zugefügt, nichts weggenommen und nichts verändert werden kann, ohne dass das<br />

Ganze beeinträchtigt wird“.<br />

Die Schönheit der Architektur entstände durch<br />

- „eine gewisse Übereinstimmung und einen Zusammenklang der Teile zu einem<br />

Ganzen gemäss einer bestimmten Zahl, Proportion und Ordnung, so wie es das<br />

absolute und oberste Naturgesetz fordert“. Die Zahlen, die dies bewirkten, seien die<br />

Zahlen, die den Ohren so angenehm sind.<br />

Unter Zurhilfenahme der musikalischen Gesetzmäßigkeiten entwarf Alberti die Fassade des<br />

Palazzo Rucellai (1455, Florenz). Hier vereinigte er alle Intervallverhältnisse zu einer<br />

kunstvollen Architekturkomposition.<br />

(Es gab auch den umgekehrten Weg, dass die Proportionen der Architektur als Notenwerte<br />

auf die Musik übertragen wurden. So bei der Motette „Nuper rosarum flores (1436,<br />

Guilleaume Dufay), die für die Einweihung des Florentiner Doms dessen Proportionen<br />

aufnahm).<br />

Diese „kosmischen Gesetzmäßigkeiten“ verkümmerten später zu einem starren System von<br />

Proportionsregeln (ausgehend von den Vitruvschen Säulenordnungen, die dieser vom<br />

menschlichen Körper abgeleitet hatte). Aber immer wieder hat es Vergleiche zwischen den<br />

Strukturen von Musikwerken und der Architektur gegeben. Besonders oft beim Werk von<br />

Bach (z.B. der „Kunst der Fuge“). Erst mit Beginn des 18. Jhs. wendet sich die<br />

Architekturtheorie auch anderen Kunstdisziplinen zu. In den Klassifikationsmodellen der<br />

Kunst in der Philosophie des deutschen Idealismus kannte man zwei Kunstsysteme. Das eine<br />

Mal ging man von einem „Organismusmodell“ (u.a. Schelling) aus, bei dem alle anderen<br />

Künste aus der Architektur und der Musik hervorgingen (die Musik stand darin für das<br />

Subjektive, Flüchtige, die Architektur für das Objektive, Bleibende), das andere Mal von<br />

einem „teleologischen Modell“ (u.a. Hegel, Schopenhauer), in dem die Künste sich von einem<br />

Roh-Materiellen zu einem Geistig-Immateriellen entwickelten. Am Ende des deutschen<br />

Idealismus wird die Architektur dann als Raumkunst gesehen. Der neue Bezugspunkt zur<br />

Musik wird der Rhythmus der Raumgebilde (bzw. für die Musik deren architektonischer<br />

Aufbau).<br />

Über das Verhältnis von Musik und Architektur haben viele Künstler und Philosophen<br />

nachgedacht:<br />

- Leibniz: Musik ist ein unbewusstes Rechnen der Seele.<br />

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