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stellvertretend für ein Garten- bzw. Kulturdenkmal. Es gibt dann keine Abgrenzungen<br />

zwischen der Gartenkunst und einer profanen Grünanlage, weil es dafür keine<br />

Abgrenzungskriterien gibt. Der Folgestil, der Reformgarten, wird als solcher übergangen,<br />

weil seine Erfassung wiederum durch seine stark individuelle Ausprägung noch schwerer<br />

geworden ist.<br />

Über den Garten bringen wir die Natur über unsere Natur in unsere Kultur. Er wird damit<br />

auch zum Ausdruck des jeweiligen Zeitgeistes. Unsere Mittel dafür sind heute eine abstrakte<br />

Formensprache und moderne Materialien. Allerdings besteht dabei über das, was eine<br />

zeitgemäße gestalterische Aussage ausmacht, eine große Unsicherheit. Einerseits fordert man,<br />

dass dabei die Kultur, die Kultivierung der Natur sichtbar zum Tragen kommen soll,<br />

andererseits will man die Natur gewähren lassen und die Kultur nur über Eingriffe einbringen.<br />

Die Auseinandersetzung gipfelt in der Forderung nach mehr Künstlichkeit oder mehr<br />

Natürlichkeit.<br />

Mit dem zunehmenden Verlust unserer natürlichen Umwelt kommt dem Garten eine<br />

zunehmende Bedeutung zu, sei es als Ort nicht mehr klar fassbarer Sehnsüchte, als Ort voller<br />

Schönheit, der Freude oder auch als der mögliche Ort einer persönlichen Versöhnung mit der<br />

Natur. Er erhält zwar seine Identität durch seinen Gestalter, aber zugleich wird auch der<br />

Gestalter langfristig über ihn geformt. Seine Schwierigkeiten liegen in seinen vielfachen<br />

Grenzen (z.B. denen des Ortes) und, wie in jeder Gestaltungsarbeit, in denen seines<br />

Schöpfers. Mit nur wenigen Mitteln (aus einer unendlichen Fülle) ist durch eine gekonnte<br />

Reduktion das Wesentliche für eine Aufgabe, eine Person oder eine soziale Gruppe<br />

herauszustellen.<br />

Jede Gartengestaltung beinhaltet ökologische, soziale und ästhetische Aspekte, die zu<br />

einander in einer Beziehung stehen. In ihr wird eine neue emotionale, subjektive Welt zu<br />

einem Gesamtkunstwerk mit einer eigenen gestalterischen Sprache zusammengestellt. Sie<br />

schafft reale Ausdrucksformen der menschlichen Beziehung zur Natur. Unser Problem dabei<br />

ist, dass in den letzten zwanzig Jahren unser biologisches Wissen und damit unser Weltbild<br />

sich radikal verändert, für den einzelnen Menschen kaum noch durchschaubar geworden ist<br />

und zurzeit eigentlich noch mehr Fragen stellt, als dass es uns Antworten gibt, so dass wir in<br />

der gestalterischen Umsetzung noch völlig verunsichert sind.<br />

Eine Gestaltung bedeutet, einem Inhalt eine Form zu geben. Auf einen Garten bezogen heißt<br />

dies, seinem geistigen Gehalt eine Form zu geben, wenn er zur Kunst gezählt werden soll. Er<br />

ist dann mehr als eine ernährungstechnische oder eine repräsentative Nutzfläche. Auf die<br />

Frage, wie es um die aktuelle Gartenkunst seiner Meinung nach stände, hatte Kienast (1966)<br />

einmal gesagt:<br />

„Was Gartenkunst heute sein soll, interessiert mich nicht ..... Diese Diskussion führt<br />

mich nicht weiter. ..... Es gibt eine schöne Definition vom Philosophen Hans-Georg<br />

Gadamer, wonach alles Profane nichts mit Kunst zu tun hat. Wenn wir dieser<br />

Definition folgen wollen, gibt es keine Gartenkunst“.<br />

Bei dieser, für ihn frühen Aussage, macht er die Gartenkunst abhängig vom Nichtprofanen,<br />

von ihrem Inhalt. Ist dieser geistiger Art, dann kann er nicht mehr „unheilig“, alltäglich sein.<br />

Später zog Kienast dann dem Begriff der Gartenkunst den des Handwerks vor (womit er sich<br />

in die Tradition des historischen Künstlers stellte), weil diese das Fundament aller Arbeit sei.<br />

Als Kunst sei dann das Mehr zu sehen, geboren aus Kreativität und Erneuerungsbewusstsein.<br />

Für ihn war damit die „Erneuerung der Gartenkultur nicht ein formales, sondern ein<br />

inhaltliches Problem“. Sie bestand danach in deren erneute Sinngebung. Der Garten müsse<br />

danach erneut zu einem Bedeutungsträger werden und unser Bewusstsein schärfen und die<br />

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