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Burle Marx verwendete Pflanzen großflächig wie ein abstrakter Maler mit Farben umgeht.<br />

Sein Vorbild waren die „Fragments en<strong>ca</strong>drés“ von Jean Arp. Er schuf Bodengemälde und<br />

repräsentierte noch den genialen Gartenkünstler. In der heutigen Gestaltung wird dagegen die<br />

Farbe gerne dazu benutzt, um sich von der Form zu befreien. Ästhetisch bleiben diese<br />

Anlagen in ihrer Aussage in der Regel unbefriedigend. Marx hatte in Deutschland kaum einen<br />

Einfluss gehabt.<br />

Seit den 70er Jahren wurde in Deutschland der Naturgarten wieder viel diskutiert. Wie in<br />

allen Gärten bilden auch hier die Pflanzen die Struktur (allerdings nur heimische). Die<br />

Staudenpflanzung wurde von einem sich selbst aussäenden Leitstaudengerüst bestimmt, das<br />

jährlich ein sich ständig veränderndes Pflanzenbild bot. Diskutiert wurden im Gartenbereich<br />

jetzt die Ruderalvegetation (z.B. zur Betonung des Historischen), das Feuchtbiotop, die<br />

Feldhecken oder die artenreiche Blumenwiese. Man forderte eine vom Menschen wenig<br />

beeinflusste Gartenkultur (die im Hintergrund der Mensch oft mit einem großen Aufwand<br />

steuerte).<br />

Allgemein erfordert der Umgang mit Pflanzen große Kenntnisse (wegen der Artenvielfalt und<br />

deren jeweiligen Ansprüchen). In der Regel gewinnt sie der einzelne Gestalter selber erst über<br />

seine Erfahrungen im Laufe der Zeit.<br />

Zu einer guten Gestaltung gehört die Bewusstheit der Maßnahmen (seien sie bewusst<br />

erkennbar oder nicht erkennbar). Im Alltagsgarten werden viele Entscheidungen stark von<br />

einer Kette von Zufällen bestimmt. Man sieht Pflanzen, die einem gefallen, ohne dass man in<br />

diesem Augenblick seine Gartenkonzeption vor Augen hat, man bekommt Pflanzen geschenkt<br />

oder man trifft aus Kostengründen Entscheidungen, die zwar ursprünglich als Provisorium<br />

gedacht waren, dann aber aus den verschiedensten Gründen beibehalten wurden.<br />

8. Eine Garten-„Vision“<br />

Jede neue Kunst wird von einem Paradigmen-Wechsel (Wertewechsel) begleitet. In der<br />

Architektur drückt sich dies über eine neue Ordnung aus, einem anderen Blick auf die Welt.<br />

Dabei ist es in der Gartenkunst unwahrscheinlich, dass ihre Wertvorstellungen im neuen<br />

Informationszeitalter ähnlich weitgehend wechseln werden wie in den anderen<br />

Lebensbereichen. Dagegen spricht die (biologische) Programmierung des Menschen<br />

- in seiner Sexualität und damit in Bezug auf das Schöne in der Kunst,<br />

- in den engen Bereichen seiner Wahrnehmung,<br />

- in seinem von Naturreizen weitgehend abhängigen Feinstoffwechsel.<br />

Genau genommen ist sein gestalterischer Bewegungsspielraum gegenüber der Natur nur sehr<br />

klein (wenn er optimal handeln will). Die Gartenkunst wird deshalb in ihrem Arbeitsbereich<br />

längere Halbwertzeiten in ihren Gestaltungsarbeiten haben, als sie die anderen kulturellen<br />

Lebensbereiche haben. In ihrem Fall kommen zu den kulturabhängigen Wertbindungen ihre<br />

biologischen Naturbindungen.<br />

Die Gartenkunst von morgen wird in der Planung weitgehend digital erfolgen, indem<br />

bestimmte Bauelemente additiv zu einem Gesamtbild zusammengefügt werden. Dabei können<br />

die einzelnen Arbeitsschritte völlig losgelöst vom Gartenort von den verschiedensten Enden<br />

der Erde aus in kürzester Zeit geplant werden. Der Garten wird hier nur für das kurze Dasein<br />

einer Ausstellung oder einer Mode geschaffen. In der traditionellen Gartenkunst konnte er<br />

immer nur mit einem Blick auf Dauer gesehen werden. Das erfordert allein schon die<br />

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