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Einfachheit erreicht. Da es auf den ersten Blick, oberflächlich gesehen, keine<br />

Spannungsbereiche zwischen den Grundelementen gibt, werden sie als angenehm, als<br />

ästhetisch schön empfunden. (Winkelmann sprach deshalb bei der Harmonielehre, bezogen<br />

auf die griechische Kunst, von der „stillen Einfalt und edlen Größe“). Für Michelangelo war<br />

das Entscheidende das „Richtige Maß“, später für die Gebrüder Grimm „die Verbindung von<br />

einzelnen gleichzeitig angeschlagenen Tönen zu einem wohlklingenden Ganzen“. Dies ist ein<br />

Bild, das sich sehr gut als eine erste Grundforderung auf einen Garten übertragen lässt.<br />

6. Die Proportionen<br />

In jedem Garten bleibt der Mensch das Maß und bei jedem Garten als Kunstwerk die<br />

Umsetzung seiner inneren Bedürfnisse das Ziel. Die von jedem Menschen geschaffenen<br />

Dinge sind in der Regel auf ihn selber bezogen und sollen deshalb von seinen Körpermaßen<br />

ausgehen. Früher wurden die Maßeinheiten auch direkt von seinem Körper abgeleitet. Die<br />

ältesten uns bekannten fand man in einer Grabkammer in Ägypten (Memphis, <strong>ca</strong>. 3000 v.<br />

Chr.). Fast alle Kulturen der Vergangenheit und viele Künstler (u.a. Leonardo da Vinci,<br />

Michelangelo, Dürer) haben einen solchen Kanon besessen. Die Maßverhältnisse für unsere<br />

Zeit stammen von Adolf Zeising (dt. Ästhetiker, 1810 – 1876), der den gesamten<br />

menschlichen Körper mit Hilfe des Goldenen Schnittes zu erfassen versuchte und einer<br />

ähnlichen Vorgehensweise von Le Corbusier bei seinem „Modulor“ (rote Reihe: ausgehend<br />

von einer Körpergröße von 183 cm; blaue Reihe: ausgehend von der Fingerspitze einer<br />

erhobenen Hand mit 226 cm).<br />

Proportionen geben immer „angenehme“ Größenverhältnisse für unser Auge an. Einst waren<br />

sie abgeleitet von den Intervallen der Musik, bezeichnen sie in der Architektur das Verhältnis<br />

von Breiten, Höhen und Tiefen in ihrem Verhältnis zu einander und in ihrer Beziehung zum<br />

Gesamtbauwerk, in der Gartenkunst in ihren Tiefen, Breiten und Höhen, die sich ständig<br />

verschieben können, da es sich weitgehend um ein lebendes, ein sich weiterentwickelndes<br />

Gestaltungsmaterial handelt.<br />

Die Proportionen geben ein angenehmes Verhältnis der einzelnen Teile zum Ganzen an (das<br />

Ebenmaß). Sie gehören neben der Harmonie, der Symmetrie und der Rhythmik zu den<br />

Grundbedingungen des Schönen. Dabei sind die Unterschiede zwischen ihnen fließend:<br />

- Die Unterschiede zur Symmetrie (in der Antike oft synonym gebraucht):<br />

Sie beruht nicht auf einem rationalen Verhältnis wie die<br />

Proportionen (allerdings hat es immer Versuche gegeben, sie<br />

auch auf mathematische Formeln zu bringen: u.a. den<br />

Goldenen Schnitt).<br />

- Der Unterschied zur Harmonie:<br />

Die Proportionen beziehen sich auf Mengenverhältnisse, nicht<br />

auf deren Qualität.<br />

- Der Unterschied zum Rhythmus:<br />

Die Proportionen beziehen sich auf die räumliche Beziehung<br />

der Elemente unter einander (nicht auf die zeitlichen).<br />

Wahrscheinlich besitzen alle Menschen ein ererbtes Proportionsgefühl, doch können die<br />

verschiedenen kulturellen Bezüge innerhalb bestimmter Grenzen darauf Einfluss nehmen. Die<br />

Erklärungen für die Ursachen dieses Wohlverhaltens sind verschieden. Danach beruhen sie<br />

- auf einem biologischen Trieb nach Übersicht.<br />

- auf dem Bestreben komplexe Zusammenhänge leichter zu erfassen.<br />

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