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Die Natur-Kunst ist aus der amerikanischen Land-Art-Bewegung (ursprünglich „earthworks“)<br />

hervorgegangen. Letztere wollte bewusst keine Spekulationsobjekte für ein Besitzbürgertum<br />

liefern und schuf deshalb in den 60iger Jahren gewaltige Erdschöpfungen, die in keine Galerie<br />

hineinpassten und vergänglich waren. Die Arbeiten sollten ein Teil der Landschaft sein, ihre<br />

Räume einen meditativen Charakter besitzen. Man war bewusst gesellschaftskritisch. In<br />

Verbindung mit der Ökologie-Bewegung entstand dann zu Beginn der 70iger Jahre die<br />

europäische Natur-Kunst. Sie will nicht wie die amerikanische Land-Art provozieren, sondern<br />

setzt ihre vergänglichen Arbeiten dekorativ in die Natur. Wichtig ist dabei deren Einfluss auf<br />

die Arbeiten, deren Veränderungen durch die Witterung und das Wachstum, die<br />

Prozessabläufe bei den verwendeten Materialien. Oft erscheinen die Arbeiten wie liebliche,<br />

feinfühlige Spiele. Andy Goldworthy ist in Deutschland vielleicht ihr bekanntester Vertreter.<br />

In der Natur-Kunst wird etwas zum entscheidenden Kunstkriterium, was in früheren<br />

Jahrhunderten immer als Gegenargument gegen die Zugehörigkeit der Gartenkunst zu den<br />

Künsten angeführt wurde.<br />

(heute wird der Begriff „Land-Art“ in der Regel aus werbetechnischen Gründen für jede Art<br />

von Kunst in der Landschaft verwendet).<br />

Die soziale Bedeutung der Gartenkunst besteht u.a. in dem Umstand, dass hier tatsächlich<br />

jeder Mensch zu einem Künstler werden kann. Nicht im Sinne des oft falsch verstandenen<br />

Beuys-Zitats, sondern in dem eines handwerklich und geistig kreativ tätigen Menschen. Dabei<br />

kann man davon ausgehen, dass bei seiner Geburt das kreative Denken noch eine<br />

Grundeigenschaften des Menschen gewesen war. Erst durch seine Erziehung zum Rationalen<br />

im Sinne unserer modernen Leistungsgesellschaft wird es zunehmend zu Gunsten<br />

sprachlicher und mathematischer Fähigkeiten verdrängt. Die menschliche<br />

Informationsverarbeitung verläuft dann zunehmend im kognitiven Bereich. Die wichtigsten<br />

Eigenschaften eines kreativen Menschen scheinen zu sein:<br />

1. Neugierde (zu staunen, etwas in Frage zu stellen),<br />

2. Motivation (Interesse an einem Sachverhalt).<br />

3. Mut (eingefahrene Denkweisen zu verlassen),<br />

4. entspannte Gelassenheit (evtl. Zeit für Tagträume),<br />

5. Glaube an seine Fähigkeiten.<br />

In der Psychologie unterscheidet man zwischen einen konvergenten und einem divergentem<br />

Denken. Dabei richtet sich das konvergente Denken auf das gezielte Lösen eines Problems.<br />

Mit Hilfe eines IQ-Tests ist es sehr gut messbar. Das divergente Denken dagegen arbeitet mit<br />

einer Vielzahl von Lösungen, überwindet dabei oft alte Schemata und findet neue Wege. Und<br />

sie alle können richtig sein. Bis heute ist das divergente Denken nicht messbar. Man versucht<br />

es in der Regel mit Hilfe von sechs Kriterien zu beschreiben:<br />

1. Ideenflüssigkeit (Fähigkeit zu einer Vielzahl gedanklicher Verbindungen),<br />

2. Vielfalt (Fähigkeit viele Lösungen zu finden),<br />

3. Originalität (Fähigkeit neue Lösungen zu finden),<br />

4. Elaboration (Fähigkeit eine Idee zu formulieren und diese bis zu einer Lösung<br />

weiterzuverfolgen),<br />

5. Problemsensitivität (Fähigkeit Probleme zu erkennen),<br />

6. Re-Definition (Fähigkeit Problemstellungen zu verändern).<br />

Auf diese Weise kann jeder Mensch sich „seinen“ Garten schaffen, - und wenn er die Kraft<br />

und den Mut hat, nicht im Bereich der Konventionen zu bleiben -, sein ganz persönliches<br />

Paradies. Keine andere Kunstdisziplin, kein anderer Kulturbereich bietet ihm eine solche, auf<br />

die tiefsten persönlichen Bedürfnisse abgestimmte individuelle Entfaltungsmöglichkeit. Die<br />

Gartenkunst ist innerhalb unserer rationalen Welt der einzige Lebensbereich, der einen so<br />

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