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- auf einer Verinnerlichung sozialer Normen (Lukàcs).<br />

Geschichtlich beeinflussten die Proportionsgesetze weitgehend unsere europäische Kultur.<br />

- In der Antike sah man in ihnen die kosmischen Gesetze (umgesetzt z.B. in<br />

Vitruvs Architekturlehre).<br />

- In der Renaissance erkannte man in ihnen die Grundlage jeder Schönheit (nach<br />

der Wiederentdeckung der Lehren Vitruvs).<br />

- (im Barock wurden sie kaum beachtet).<br />

- In der deutschen Klassik wurden sie wieder belebt und danach zum Ausdruck<br />

des Klassizismus schlechthin.<br />

- Im 20. Jh. erlangten sie eine zentrale Bedeutung für das Bauhaus und für Le<br />

Corbusier.<br />

Es war auch der Bruch mit den antiken Proportionsgesetzen, der den Beginn eines modernen<br />

Kunstverständnisses einleitete. In seinem berühmten Vortrag am 27.1.1687 vor der A<strong>ca</strong>demie<br />

Fran<strong>ca</strong>ise hatte Charles Perrault bei seinem Loblied auf Ludwig XIV die Antike, das Zeitalter<br />

des Augustus als Maßstab für das Verständnis der damaligen Gegenwart in Frage gestellt. Er<br />

schuf damit die Voraussetzungen, die moderne Kunst in ihrer abweichenden Eigentümlichkeit<br />

und die Kunstgeschichte als eine fortschreitende zu begreifen. Die anschließende<br />

Auseinandersetzung erreichte dann im 18. Jh. in Deutschland ihre Fortsetzung. In diesem<br />

Zusammenhang versuchte man<br />

- sich wieder auf die Antike zurückzubesinnen (Winkelmann).<br />

- die Volkskunst zum letzten Bezugshintergrund der Kunst zu erklären (Herder.<br />

An die Stelle der absoluten Schönheit trat die relative. Die Kunst änderte sich<br />

danach mit ihren Lebensbedingungen).<br />

- Künste auszugrenzen (u.a. die Architektur. Bei diesem Versuch gehörten zu<br />

den Künsten dann nur noch die Malerei, Bildhauerkunst und Poesie).<br />

7. Der „Goldene Schnitt“<br />

Seit der Antike beschäftigte man sich in der Architektur mit dem Problem ästhetisch<br />

ansprechender Proportionen. Solche mögliche Proportionsvorgaben waren u.a.:<br />

- das „pythagoreische Rechteck“,<br />

- das „Quadrat des Heiligen Schnittes“,<br />

- der „Goldene Schnitt“.<br />

Pythagoras gelang es, akustische Zahlenverhältnisse auf einer visuellen Ebene so darzustellen,<br />

dass diese zwar alle harmonischen Intervalle enthielten, die disharmonischen aber ausschloss<br />

(„pythagoreische Rechtecke“). Diese Zahlenverhältnisse ließen sich dann auf<br />

Raumproportionen übertragen. Dies waren:<br />

- Prime = 1 : 1, - Sext = 3 : 5,<br />

- Octave = 1 : 2, - Terz = 4 : 5,<br />

- Quint = 2 : 3, - kleine Terz = 5 : 6,<br />

- Quart = 3 : 4.<br />

Ausgegangen wurde vom griechischen Lambda (auch das Formelzeichen für den Maßstab),<br />

dem Ausgangswert der kosmischen Harmonie. Es wurde gleich „1“ gesetzt. Dieser konnte<br />

dann jeweils verdoppelt (1 – 2 – 4 – 8) oder verdreifacht (1 – 3 – 9 – 27) werden. Nach<br />

Pythagoras verbarg sich dahinter nicht nur das Geheimnis der musikalischen Harmonie,<br />

sondern auch das Geheimnis der universellen Ordnung. Diese antiken Proportionsvorgaben<br />

können wir bis in die Bibel zurückverfolgen. Der Tempel Salomons war 60 Ellen lang, 20<br />

Ellen breit und 30 Ellen hoch (Verhältnis 3 : 1 und 2 : 1). Dieses Wissen führte dazu, dass<br />

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