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kaum aufgeschlossen sind. Sie halten in der Regel nur an kulturell verinnerlichten Bildern<br />

fest. Obwohl sie auf viele Missstände berechtigt hinweisen, ist für unsere zivilisatorische<br />

Weiterentwicklung eine Trennung der phylogenetischen Naturbezüge und dieser kulturellen<br />

Anschauungen bewußtseinsmäßig zwingend notwendig. Die einen können wir biologisch in<br />

unserem Menschsein kaum ändern, die anderen müssen wir vor einer kulturellen Erstarrung<br />

bewahren.<br />

Die Naturgärtnerei bedeutete einst einen weitgehenden Verzicht auf die Ästhetik zugunsten<br />

der Ökologie. Da wir die Welt um uns aber immer nur wertend erleben können, d.h., sie<br />

immer auch ästhetisch sehen, bedeutet eine solche Grundhaltung nur das Umsetzen einer<br />

bestimmten ideologischen Haltung. In jeder Gartenkunst geht es immer auch um eine Balance<br />

des Verhältnisses von Natur und Kultur im Verständnis einer bestimmten Zeit, bzw. der des<br />

jeweiligen Gartenkünstlers. Und bei der jeweils jüngsten Gartenkunst geht es zudem um das<br />

Verhältnis der Sicherung des Identitätsstiftenden, des Traditionellen und zugleich der<br />

Befreiung vom überkommenden Erstarrenden. Immer wenn wir von „Natur“ sprechen, haben<br />

wir ein in uns verinnerlichtes ideologisches Bild vor Augen. Und wegen dieses ideologischen<br />

Hintergrundes ist es so schwer, sich über sie zu verständigen, da dies regelmäßig durch einen<br />

subjektiven Bezug zu Missverständnissen führt. Jedes Naturerlebnis ist auch das konstruktive<br />

Ergebnis eines von einer bestimmten Kultur geformten Gehirns.<br />

Wir erleben heute die Natur als einen Sehnsuchtsträger und ihren Mangel als einen Verlust.<br />

Unsere Bedürfnisse, bzw. unsere Suche nach ihr begleiten uns ständig bei den Versuchen der<br />

Stadtflucht, bei unseren Wander- und Urlaubszielen und sogar bei der Dekoration unserer<br />

Wohnräume. Vielen Menschen wird sie erst bei der Gegenüberstellung von Technik in ihrer<br />

Wesenseigenschaft bewusst. Zur heutigen Moderne gehört es, die Natur und die Technik in<br />

Einklang zu bringen, sie nicht mehr in ihrem Gegensatz zu zeigen, sondern die letztere in<br />

natürliche Abläufe zu integrieren. Daneben muss für die Natur in der Gartenkunst eine<br />

Sprache gefunden werden, die nicht im Gegensatz zu der der Technik steht. Wir müssen beide<br />

Bereiche in unserem Leben in Einklang bringen.<br />

Die Natur ist besonders durch zwei Eigenschaften gekennzeichnet: die eines ständigen<br />

Wandels und im biologischen Bereich, die des Todes. Mit beiden ist es schwer, in einem<br />

Garten umzugehen. In den bildenden Künsten versucht man hier mit ästhetischen Strategien<br />

zu arbeiten. Besonders in der modernen Kunst ist der Verfall und der Tod ein wichtiger<br />

Gestaltungsinhalt. Für die Gartenkunst gilt dies nur begrenzt, obwohl beide als<br />

Gestaltungsobjekte sie fundamental betreffen. Es scheint mehr als nur eine kulturelle<br />

Verinnerlichung zu sein, dass man alles Kranke, alles Abgestorbene in einem Garten zu<br />

entfernen versucht. Das latent Lebensbedrohende scheint im Gartenbenutzer eine gewisse<br />

innere Abwehr dagegen zu entwickeln. Anders ist es mit kulturellen Todessymbolen (z.B.<br />

Ruinen). Sie werden als ein kulturelles Element wahrgenommen und nicht als ein Stück<br />

Natur.<br />

Die Natur besitzt eigentlich eine einfache Sprache, wenn man ihre Gesetze akzeptiert. In<br />

einem Garten, ausgehend von seinem Entstehungsort, erfordert es nur einen klaren,<br />

kraftvollen Raum und entsprechende in den Proportionen stimmige Formen. Es kommt auf<br />

die Bewusstheit beim Umgang mit der Natur und dem Material an. Das jeweilige<br />

harmonische Ergebnis ist dann das angestrebte Paradies. Im Garten wird die Natur als<br />

Lebensraum den Bedürfnissen des Menschen angepasst. Man kann zwar in ihn die<br />

Wandlungskräfte der Natur einbeziehen, trotzdem wird man dabei immer von einem<br />

synthetischen Naturbild ausgehen, da man sie tatsächlich nur noch in den seltensten Fällen<br />

kennt.<br />

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