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Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

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Lange Zeit strebte man in der Philosophie in seinen Überlegungen zur Ästhetik<br />

allgemeingültige Aussagen an (z.B. noch Kant). Mit der Emanzipation des deutschen<br />

Bürgertums während der Zeit der Klassik stellte man sie in den Dienst dieser neuen<br />

Bestrebungen. Bedeutsam wurden dabei Winkelmann (1717 – 1768), Lessing (1729 – 1781),<br />

Herder (1744 – 1803) und Hegel (1770 – 1831). Für Herder war die Kunst ein Lebensbild.<br />

Dabei musste das Schöne im Kunstwerk untersucht werden. Beide vereinten sich zu der<br />

künstlerischen Form, die zugleich ein Ausdruck des Wahren und Guten sei.<br />

Der nachfolgende Subjektivismus führte zum Zerfall der klassischen Kunstvorstellungen.<br />

Fechner begründete eine psychologische Ästhetik und forderte eine Ästhetik von unten,<br />

während Dilthey in den Geisteswissenschaften für ein „Verstehen“ innerhalb der Hermeneutik<br />

plädierte. Daneben gab es mehrere Bemühungen neue ästhetische Werttheorien aufzustellen<br />

(u.a. um das Eindringen naturwissenschaftlicher Überlegungen in die Ästhetik zu verhindern,<br />

verschiedene Symboltheorien und Ausformungen der Ikonologie). Für die Sozialphilosophie<br />

des letzten Jahrhunderts wurde dann die gesellschaftliche Funktion der Ästhetik zunächst zu<br />

einer zentralen Frage, während gegen Ende des Jhs. die Grenzen zwischen der Populär- und<br />

Hochkultur und die Auflösung zwischen den Gattungs- und Stilgrenzen<br />

Untersuchungsgegenstände wurden. Die Ästhetik wurde zum Inhalt der Sozialphilosophie, zu<br />

einem der Sozialwissenschaften. Das bedeutete, dass für die Beurteilung der Stellung der<br />

Gartenkunst innerhalb der allgemeinen Kunstszene heute wissenschaftlich hauptsächlich diese<br />

heranzuziehen sind.<br />

Daneben sucht man Erklärungen für die Bedeutung der Ästhetik für unser Leben in der<br />

allgemeinen Beschaffenheit des menschlichen Gehirns. Man glaubt, dass viele unserer<br />

heutigen Vorlieben sich einst evolutionspsychologisch in unser Erbgut einprogrammiert<br />

haben. In der Forschung hinterfragt man dafür Farben, Formen und Landschaften. Man weiß,<br />

dass es dafür in unserem Gehirn kein isoliertes „Schönheitszentrum“ gibt, sondern dass an<br />

unserem Schönheitsempfinden mehrere Hirnareale zusammenwirken. Man hinterfragt, welche<br />

Reize uns dabei stimulieren und weiß, dass es Objekte mit einer gewissen Komplexität und<br />

der Fähigkeit unser Gehirn zu einer Musterbildung anzuregen ist. Alle diese<br />

Forschungsansätze haben letztlich einen biologischen Bezug. Damit aber erhält die<br />

Gartenkunst für unser Bewusstsein einen besonderen Stellenwert, da sie als einzige unter den<br />

Künsten einen komplexen Naturbezug hat. Geisteswissenschaftliche Forschungsansätze in der<br />

Nachfolge Nelson Goodmans sehen in der Kunst zeichengebundene Kommunikationsformen,<br />

die die Frage aufwerfen, was künstlerische Aussagen von andern Zeichenprozessen<br />

unterscheidet. Ihre Beantwortung hängt dann davon ab, was wir als eine künstlerische<br />

Aussage anerkennen. Vielleicht ist auch hier unser Gehirn entscheidend beteiligt, indem es für<br />

die Wahrnehmung von bestimmten Kulturprodukten ein besonderes Belohnungssystem<br />

besitzt. Naturbezogene Reize, Zeichen dürften ihm dabei besonders nahe stehen - ein Garten<br />

ist dann ein komplexes Angebot naturnaher Zeichen.<br />

Seit der „Modernen“ steht man dem „Schönen“ sehr distanziert gegenüber. Für sie steht es<br />

nicht mehr für das Wahre, sondern eher für das Unwahre, das Schöngemachte bis hin zum<br />

Kitsch. Man ersetzt heute lieber diesen Begriff durch den des Erhabenen, Authentischen oder<br />

Interessanten. Dabei lässt man den psychogenetischen Aspekt völlig außer acht, bei dem wir<br />

nur auf positive Reize mit Belohnungshormonen reagieren. Biologisch gilt dann als schön,<br />

was im Aussehen einen Vorteil im natürlichen Ausleseprozess verspricht. Die Forschung hat<br />

nachgewiesen, dass wir bestimmte Wahrnehmungen angenehmer empfinden als andere (z.B.<br />

in der Musik bestimmte Intervalle oder in der Architektur bestimmte Proportionen). Ein<br />

ästhetisch bestimmter Lebensbezug macht ein Leben komplexer, reicher.<br />

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