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- Hutcheson (1694-1747) hinterfragte dann die Legitimität dieser<br />

Geschmacksurteile. Kant knüpfte später an dessen Gedanken an.<br />

Ein Hauptergebnis der englischen Philosophie wurde der Landschaftsgarten.<br />

In Deutschland baute man die Ästhetik zu einem starken Zweig der Philosophie aus. Man<br />

beschäftigte sich damals besonders mit dem Problem, wie die Wahrheit der rationalen<br />

Wissenschaften mit der „fernliegenden“ Wahrheit der Dichtung und der schönen Künste<br />

vergleichbar sei.<br />

Die Künste emanzipierten sich damals aus der Anwendung bestimmter Regeln und der<br />

Herrschaft der Vernunft und setzten dem Verstand das Fühlen und Empfinden entgegen. Man<br />

ordnete die Künste der Welt des Subjektiven zu und sprach von einer „sinnlichen Erkenntnis“.<br />

Baumgarten (1714-1762) machte aus der Ästhetik eine „Wissenschaft des Schönen“. Sie<br />

stellte für ihn die „Vollkommenheit der sinnlichen Erkenntnis“ dar. Für Kant war sie dann<br />

vierzig Jahre später in seiner „Kritik der Urteilskraft“ (1790) die subjektive Empfindung eines<br />

„interesselosen Wohlbefindens“. Es ging ihm in seiner Schrift um das Verhältnis zwischen<br />

der sinnlichen Wahrnehmung und dem menschlichen Erkenntnisprozess. Dabei ging er von<br />

Vorgaben im Menschen aus, die in ihm unabhängig von seinen Erfahrungen („a priori“)<br />

angelegt seien und deshalb in diese einfließen. Zu diesen zählte er Raum und Zeit und die<br />

Fähigkeit, seine „Welt“ („das Mannigfaltige“) in seinem Sinne zu ordnen. Die Ästhetik war<br />

für ihn eine emotionale Bewertung des sinnlich Wahrgenommenen, das Schöne das<br />

Gefallende frei von Interessen. Erst bei der selbstlosen Betrachtung eines Gegenstandes erlebe<br />

man die „höhere“ Lust, die in einem das Schöne wecke. Kant machte für das Erkennen des<br />

Schönen (und aller Erkenntnis) das Zusammenwirken der Sinne und des Verstandes<br />

verantwortlich. Seine Leistung bestand darin, dass er erstmals die Sinnlichkeit als<br />

Erkenntnisorgan für die Kunst genannt hat. In der Gartenkunst (bei ihm „Lustgärtnerei“) sah<br />

er eine Schwesterdisziplin der Malerkunst. Während die letztere die Schönheit der Natur<br />

darstelle, teile die Gartenkunst deren Schönheit über die Zusammenstellung ihrer Produkte<br />

mit.<br />

Das Verdienst der Aufklärung war es, dass sie erstmals die Abbildung der Welt als eine<br />

menschliche Leistung verstand. Über den Weg zu dieser stritt man sich. Das Schöne war für<br />

Kant allein das Ergebnis der menschlichen Sinne (frei von eigenen Interessen) gewesen.<br />

Wahre Kunst war nach ihm eine „Zweckmäßigkeit ohne Zweck“, d.h. dass sie sich ihre<br />

Legitimation aus sich selber nahm. Damit wurde sie aber frei für alle Fantasien und<br />

Erwartungen. Für Sulzer dienten die schönen Künste der Förderung des Sittlichen, zur<br />

„Erhöhung“ des Geistes. Ein Gedanke, der als Erziehungsgedanke z.B. in Wörlitz und später<br />

als Teilaspekt in die Bürgerparks einfloss. Bei Kants Nachfolger (Schelling, Schiller, Goethe)<br />

wurde dann das Schöne zu einem Selbstzweck, bei dem das Individuelle über das Allgemeine<br />

stand. Dieses Denken wurde für das bürgerliche Kunstverständnis bestimmend. In der<br />

Gartenkunst floss diese Haltung in den Biedermeiergarten ein.<br />

Oft unterscheidet man aus der Anfangszeit des Barockgartens noch nationalistisch (in der<br />

Tradition der 2. Hälfte des 19. Jh.) zwischen einem französischen und einem norddeutschniederländischen,<br />

der in der Regel zu einer Überbewertung des französischen Einflusses in<br />

Deutschland führt. Geistes- und kunstgeschichtlich aussagefähiger ist vielleicht die damals<br />

quer durch alle europäischen Länder gehende Diskussion zwischen den Poussinisten (Linie,<br />

Klassik) und den Rubenisten (Farbe), wobei man in Frankreich verstärkt zur Linie und in den<br />

Niederlanden zur Farbe neigte. Als Diderot (1713-1784) und Rousseau (1712-1778) die Linie<br />

als das entscheidende Kriterium für die bildende Kunst ansahen, betonte man in den<br />

Niederlanden die Farbe. Die Anerkennung dieses Gedankens würde zu einer Aufwertung<br />

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