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für unsere jeweilige Anpassung. Damit sind auch die Inhalte der Gartenkunst dem Menschen<br />

im Rahmen seiner auf die Natur bezogenen Wahrnehmungsprogrammierung weitgehend<br />

apriori vorgegeben. Er kann sich von diesem biologischen Erbe nur begrenzt im Rahmen<br />

einer Selbstzerstörung lösen, indem er sich kulturell gegen diese seine Natur stellt. Ein Garten<br />

kann ihm dafür im Sinne einer gewissen Rückkehr einen gewissen Ausgleich verschaffen. Er<br />

kann sich nicht aus der Wechselwirkung von Natur und Kultur in ihm selber befreien, wohl<br />

aber seinen in unserer Kultur verkümmerten Naturbezug stärken, um dadurch psychisch und<br />

physisch gesund zu bleiben, indem er wieder ein ihm gemäßes Gleichgewicht in sich herstellt.<br />

Der Garten wird zu einer Zufluchtstätte eines sonst aus seiner Naturbasis entwurzelten<br />

Menschen.<br />

Da es verschieden programmierte und damit interessierte Menschen gibt, gibt es auch<br />

verschieden ausgerichtete Gärten. Jeder, der mit vielen Personen zu tun hat, empfindet den<br />

einen sympathischer als den anderen. Oft weiß er sehr schnell, mit wem er einen inneren<br />

Kontakt pflegen möchte und mit wem nicht. Gründe für diesen Vorzug wird er oft nicht<br />

nennen können. Dieses atmosphärische Empfinden gilt auch für Gärten. Bei der menschlichen<br />

Verschiedenheit muss es auch „verschiedene Gärten“ geben.<br />

3. Der Garten als Kunstwerk<br />

Da die Gartenkunst einen eigenen Kommunikationsbereich im Außenraum betrifft, hat sie mit<br />

der viel umfangreicher denkenden eigentlichen Landschaftsplanung nicht viel gemein. Zwar<br />

betrifft diese wie jeder Kulturbereich einen verwandten Erlebnisbereich, doch handelt es sich<br />

dabei um ein Erleben ganz anderer Art. Bei der Gartenkunst gehrt es um das Umsetzen einer<br />

inneren ganz anderen Haltung. Sie ist es, die eine Gestaltung zur Kunst macht. Die Schaffung<br />

eines allein dekorativen Umfeldes würde dem Kunstgewerbe zuzuordnen sein. Die<br />

Gartenkunst setzt sich nicht allein mit den Gartenelementen Erde, Wasser und Pflanzen<br />

auseinander, sondern denkt in Räumen, Strukturen, Ansichten (Bildern), plastischen<br />

Elementen, der Umsetzung von Gedanken. Ein handwerklicher Garten arbeitet dagegen mit<br />

einem Planum, Terrassen, Wegen und verschiedenen Elementen wie Pergolen, Teichen u.ä..<br />

In ihm ist die Pflanze ein Funktions- (z.B. für den Sichtschutz) oder ein Dekorationsmittel. In<br />

einem Erzeugnis der Gartenkunst ist sie dagegen ein bedeutendes inhaltliches<br />

Gestaltungselement.<br />

Ein Gartenkünstler arbeitet mit Inszenierungen, Assoziationssträngen. Er schafft mit der Hilfe<br />

von Kompositionen visuelle, naturnahe Räume. Bei ihm wird der Garten zu einem abstrakten<br />

Symbol der Natur, im weitesten Sinne des Existentiellen überhaupt.<br />

Heute haben wir in der Gartengestaltung den Handwerker, den Freiraumingenieur<br />

(Grünplaner) und den Gartenkünstler. Die beiden letzten bezeichnen sich heute als<br />

Landschaftsarchitekten. Sie werden akademisch ausgebildet. Dabei gibt es bei genauerer<br />

Betrachtung den letzteren nur noch in Ausnahmefällen. Im Rahmen der Aufgabenausweitung<br />

des Berufsfeldes wurde er aus wirtschaftlichen Gründen völlig aus dem Blickfeld verdrängt.<br />

Die ursprüngliche zentrale Tätigkeit wurde heute bestenfalls zu einer Randarbeit. Heute<br />

könnten Gartenliebhaber auf die moderne Gartenkunst genau so anregend sein wie z.B. Maler<br />

als „Bildhauerlaien“ auf die moderne Skulptur (wie einst die „Dilettanten“ beim<br />

Landschaftsgarten). Vielleicht steht die Gartenkunst ihres Bezuges zur Ästhetik wegen den<br />

Geisteswissenschaften näher als die Landschaftsgestaltung mit ihrem fast alleinigen<br />

naturwissenschaftlichen Bezug. Oft werden die allein rational, funktional konzipierten Gärten<br />

glorifiziert. Sie erfüllen in der Regel auch eine Reihe an Forderungen. Ihnen fehlt allerdings<br />

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