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Wer das Ideal eines „zeitgenössisch-kritischen“ Gartens im Ausdruck des Protestes gegen die<br />

romantische Mystifizierung einer unberührten, „ersten Natur“ proklamiert, übersieht, dass er<br />

damit nur eine kulturabhängige, ideologische Position vertritt, die im Widerspruch zur<br />

biologischen Programmierung des Menschen steht.<br />

Die Gartenkunst in ihrer Beziehung zu den anderen Künsten<br />

Die drei klassischen Disziplinen der bildenden Kunst waren die Architektur, die Malerei und<br />

die Bildhauerei. Die Gartenkunst konnte zu jeder von ihnen gerechnet werden. Einerseits ist<br />

sie wie die Architektur eine Raumkunst. In der Renaissance und zum Teil auch noch im<br />

Barock waren viele bedeutende Architekten auch zugleich Gartenkünstler. Kant stellte sie in<br />

die Nähe der Malerei, die selber die Natur darstellt, während die Gartenkunst nach ihm ihre<br />

Ideen über die Zusammenstellung derer Produkte mitteilte. Wir kennen Raffael allgemein nur<br />

als Maler, doch stellte sein Entwurf für den Garten der Villa Madama wahrscheinlich den<br />

ersten bedeutenden Garten im modernen Sinne dar. Nie zuvor waren nach der Antike Haus<br />

und Garten zu solch einer Einheit verschmolzen worden. Auch Le Nôtre (der Schöpfer von<br />

Versailles) hatte zunächst mit Le Brun eine Ausbildung als Maler erhalten. In der Bildhauerei<br />

gab es früher nur wenig Bildhauer, die auch Gärten anlegten. In der Renaissance war<br />

vielleicht Tribolo der bedeutendste, auf den die Gärten an der Villa Castello (Florenz)<br />

zurückgehen. In der jüngsten Vergangenheit wurden aber viele Gärten Schöpfungen<br />

bedeutender Bildhauer (von Noguchi, Karavan bis zu Nicki de Saint-Phalle). Man kann<br />

geradezu sagen, dass der moderne Garten als eine innenräumige Skulptur zu sehen ist. Dieser<br />

vielfache Bezug zeigt nur einen Aspekt der kreativen Möglichkeiten in der Gartenkunst.<br />

Keine andere Kunstdisziplin besitzt ihre Vielseitigkeit.<br />

Der andere, in Zukunft vielleicht bedeutendere Aspekt ergibt sich aus der archaischen<br />

Beschaffenheit des menschlichen Bewusstseins. Kein anderer Lebensbereich verbindet heute<br />

den in seiner Kultur eingebundenen Menschen so mit der Welt seiner biologischen Herkunft<br />

wie ein Garten. Da alle seine Sinne noch auf seine Wahrnehmungen in der Natur genetisch<br />

programmiert sind und über diese die Steuerung seines Stoffwechsels, bringt ihn deren Fehlen<br />

aus seinem inneren Gleichgewicht und macht ihn krank. Alle naturnahen, bzw.<br />

sinnesbezogenen Therapien setzen in Verbindung mit Bewegungsprogrammen an diesem<br />

Punkt an. Ein Garten vermittelt nun dem Einzelnen die Verbindung von Natur und Kultur,<br />

und er kann darin je nach seiner persönlichen Befindlichkeit seine Bedürfnisse und<br />

Sehnsüchte projizieren. In keinem seiner sonstigen Lebensbereiche kann er gemäß seiner<br />

Natur so kreativ sein wie hier. Kein anderer besitzt für ihn letztlich diese Bedeutung. Von<br />

hierher gesehen wird die Gartenkunst für ihn zwangsläufig zur bedeutendsten aller Künste<br />

werden (zu jeder Zeit war jeweils die Kunstgattung die bedeutendste, die die Menschen<br />

innerhalb ihrer Zeit am meisten benötigten. Damit gehört die Zukunft der Gartenkunst).<br />

Die Gartenkunst könnte z.Z. die heutigen Menschen viel eher zu sich herüberholen als jede<br />

andere zeitgenössische Kunstdisziplin (leider kann man in Deutschland z.Z. kaum<br />

entsprechende Arbeiten vorweisen; nur Freiflächenplanungen mit mehr oder weniger großem<br />

wissenschaftlichem Hintergrund). Dies gilt sowohl in Bezug auf die zeitgenössische Musik,<br />

Malerei, Bildhauerei wie auch manche Bereiche der Architektur.<br />

In der Gartenkunst hat es immer Bezüge zur Malerei gegeben. Im Barockgarten wurden die<br />

Anlagen zweidimensional im Sinne von Flächen gesehen (voll erfassbar nur von einem<br />

einzigen Standort innerhalb des Schlosses. Dies allein schon wegen seiner perspektivischen<br />

Ausrichtung der Achse), im Landschaftsgarten dagegen als eine zu erwandernde Folge von<br />

Bildern.<br />

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