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Das Paradies war immer ein Ort der menschlichen Projektionen, ein großer Mythos, immer<br />

verbunden mit unseren Sehsüchten nach Reichtum und Luxus (damit verbunden: kein Hunger<br />

mehr, soziale Anerkennung, die Träume in den Entwicklungsländern bezogen auf den reichen<br />

Westen, der Armen bezogen auf die Reichen) und freien Sex (bei den Hippies „paradise<br />

now“). Die Kirchen haben es einst als Projektion für einen Befriedigungsaufschub bei den<br />

Unterprivilegierten im Sinne ihrer eigenen Interessen gegenüber den Privilegierten genutzt.<br />

Sie versprachen ihren Gläubigen nach dem Tod das Paradies als einen Ort der Seligkeit.<br />

Immer war damit eine schöne Welt verbunden, ohne Hunger und Streit, in der man sich<br />

ungestraft vergnügen konnte. Es gab in ihr keine Krankheiten oder Tod. Damit besaß das Bild<br />

vom Paradies aber immer etwas Statisches, kein Altern und auch keine Jahreszeiten. Damit<br />

trennte es sich von einem realen Garten, in dem es keinen Stillstand gibt. Während das<br />

Paradies keine Geschichte kennt, ist ein Garten von seinem Werden und Vergehen bestimmt.<br />

Einen Garten anzulegen, bedeutet ein Suchen (ein Suchen nach allem, was gesucht werden<br />

kann). Er ist geschaffen ein Bekenntnis - vielleicht in erster Linie ein Ethisches. Ich frage in<br />

ihm:<br />

- Was bedeutet mir die Natur?<br />

- Wer bin ich in ihr?<br />

- Welchen Teil meines Weges gehe ich mit ihr?<br />

Zugleich besitzt ein Garten eine subjektive Erlebnisdimension.<br />

Dabei sind unsere Paradiesprojektionen auch immer Kinder ihrer Zeit. Platon entwarf die<br />

seinen im „Idealstaat“, Thomas Morus in seiner „Utopia“, Rousseau in seinen<br />

Gesellschaftskritiken, Marx in seinen Entwürfen zum Sozialismus und die Lebensreformer am<br />

„Monte Verita“. In der Gartenkunst lösten im 19. Jh. die Palmen die Orangen als<br />

paradiesische Projektionspflanzen ab. Paradiesvorstellungen gehören zum archetypischen<br />

Besitz der Menschheit. Immer schwingt in den Überlegungen darüber der Gedanke an etwas<br />

Verlorenes mit. Nach Jean Paul bleibt nur die Erinnerung, aus der man nicht vertrieben<br />

werden kann.<br />

Als in der Renaissance das Bewusstsein für die neue Gartenkunst geschaffen wurde, gab es<br />

bereits die gedankliche Verbindung von Paradies und Garten. So sagte bereits Lorenzo de<br />

Medici (1449-1492):<br />

„Weil „Paradies“, wer es richtig bestimmen will, nichts anderes sagen will als<br />

ein sehr angenehmer Garten, voll von allen gefälligen Dingen, von Bäumen,<br />

Äpfeln, Blumen, bewegtem und fließendem Wasser, Vogelgesang und in der<br />

Tat von allen Annehmlichkeiten, welche das menschliche Herz sich ausdenken<br />

kann“.<br />

Die Natur<br />

Unser Naturverständnis ist von unserem Naturbegriff abhängig. Wir können uns in sie<br />

einordnen oder uns über sie stellend sie zu beherrschen versuchen. Wir können ihr mit<br />

unseren Sinnen begegnen oder auch rational. Immer werden wir ein anderes Bild von ihr<br />

erhalten. In unserer Kultur begreifen wir sie in der Regel nur als eine Ressource, egal ob es<br />

sich dabei um den Boden, das Wasser oder als Rohstofflieferant handelt. Allerdings begreifen<br />

wir sie zunehmend auch als eine nur begrenzt zur Verfügung stehende Reserve und einen<br />

Bereich zu dem wir psychisch und physisch biologisch irgendwie in einer Beziehung stehen.<br />

Rational stehen wir zwar einerseits am Ende ihrer Energienutzung, u.a. der Nahrungskette,<br />

doch zugleich stoffwechselmäßig in einem Abhängigkeitsverhältnis von ihr. Welches<br />

Kriterium ich auch immer betone, es wird in mir immer ein anderes Naturbild entstehen<br />

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