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Blüte. Über die Pflanzen sollte der Garten ein Ort des Kennenlernens der Natur werden. Sein<br />

„Schüler“ Oehme geht von einem völlig anderen ästhetischen Naturbild aus. Er sieht den<br />

Garten und alle Jahreszeiten als eine Einheit, in der er ein natürliches Gleichgewicht zwischen<br />

den Pflanzen herzustellen versucht. Er will unseren ästhetischen Blick wieder verstärkt zur<br />

Natur zurückführen und dabei wieder verstärkt deren „Kommen und Vergehen“<br />

berücksichtigen. Oudolf, der über Pagel in einer geistigen Beziehung zu Foerster steht - ein<br />

Ausdruck davon ist seine Liebe zu Gräsern -, geht verstärkt vom strukturellen Aufbau der<br />

Pflanzen aus. Dabei sind für ihn die Wildpflanzen besonders wichtig, weil bei diesen<br />

zwischen Blüten und Blättern noch ausgewogene Größenverhältnisse bestehen und auch die<br />

möglichen Farbkombinationen kaum unharmonisch sind. Anders als bei Foerster ist für ihn<br />

die Blüte weniger wichtig, da sie nur von kurzer Dauer ist.<br />

Zurzeit besteht die Mode, Stauden mit einem Wildcharakter mit Zuchtstauden zu<br />

vergesellschaften. Besonders beliebt dabei sind u.a. viele Gräser, Wiesenknöpfe und Mädesüß<br />

(Wiesenknöpfe in verschiedenen Arten und Sorten, in verschiedenen Höhen und Farben:<br />

weiß, rosa, rot. Am liebsten z.Z. Sanguisorba tenuifolia var. alba: weiß, übermannsgroß,<br />

auffällige Solitärstaude des Frühsommers).<br />

Die neue Ästhetik fordert eine gewisse Naturhaftigkeit und Ungezwungenheit und orientiert<br />

sich dabei an Vegetationsbildern aus der Natur. Dabei arbeitet sie mit relativ wenig<br />

Pflanzenarten, verlegt ihre Kontrastbemühungen von der Blüte zu denen der<br />

Pflanzenstrukturen und Blattformen und strebt, bezogen auf die Staudenbeete der<br />

Vergangenheit, einen möglichst geringen Pflegeaufwand an. Kennzeichnend für die deutsche<br />

Staudenverwendung ist weiterhin das Ausgehen von Leit-, Begleit- und Füllarten, unter<br />

Berücksichtigung ihrer pflanzensoziologischen Bezüge. In Bezug auf eine mögliche Dynamik<br />

in den Pflanzungen spielt dabei deren Konkurrenz- und Verdrängungsverhalten eine wichtige<br />

Rolle.<br />

Die Pflege dieser Beete zielt auf eine naturnahe Wirkung (im öffentlichen Bereich soll sie aus<br />

Kostengründen möglichst mechanisch erfolgen). Eine gewisse Dynamik in ihnen<br />

(Veränderung des Pflanzenbildes) wird dabei akzeptiert. Die neue Ästhetik führt weg von der<br />

üppigen Zuchtblüte der Prachtstauden mit ihren knalligen Farben hin zu subtilen<br />

Farbharmonien. Während bei Foerster noch die reinen Zwei- und Dreifarbklänge dominierten,<br />

sind es heute, abgestuft auf die Jahreszeiten, großzügige Farbkompositionen in warmen und<br />

kalten Farbklängen, z.B. gelb und orange oder violett und blau. Zusätzlich werden andere<br />

ästhetische Kriterien verstärkt beachtet wie das Erscheinungsbild, während der ganzen<br />

Vegetationszeit, die Formen der Blütenstände (Oudolf) und das vegetable Pflanzenbild, z.B.<br />

seine Strukturaussagen in der Winterzeit.<br />

Die Qualität eines Gartens hängt zunächst von seiner Raumaufteilung ab (dies gilt besonders<br />

für kleine Gärten). Danach kommt die Zuordnung seiner Elemente. Ein häufiger Fehler bei<br />

der Anlage von Staudenbeeten ist die Missachtung ihrer Tiefengestaltung, bzw.<br />

Tiefenwirkung. Man erreicht sie durch die bewusste Verteilung der Leit- und Begleitpflanzen,<br />

deren konsequente Beschränkung und ihre großzügige Verwendung. Schlanke, vertikale<br />

Pflanzen erleichtern dabei das Erreichen dieses Zieles.<br />

Klare Linienführungen unterstützen die Wirkung moderner Staudenbeete. Ein Betrachter<br />

muss sich dabei auf die dargebotenen Gartenbilder konzentrieren und die angestrebte Aussage<br />

erkennen können (die meisten unserer heutigen Staudenbeete besitzen gar keine!). Erst<br />

dadurch wird eine Gartengestaltung zur Gartenkunst, erst dadurch erhält sie ihre geistige<br />

Dimension. Entscheidend dafür ist eine deutbare Gestaltungssprache. Es ist ein Spiel<br />

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