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zu etwas „Neuem“ verplant. Es herrschte ein radikales Überbauungsverhältnis. Die<br />

Entwicklung des menschlichen Natur-, Ortsbezuges lässt sich damit verkürzt folgendermaßen<br />

darstellen: Der<br />

- archaisch-mythische Mensch: Einordnungsverhältnis,<br />

- olympisch-mythische Mensch: Überformungsverhältnis,<br />

- christlich-mittelalterliche Mensch: Überbauungsverhältnis,<br />

- neuzeitlich-rationale Mensch: Verplanungsverhältnis<br />

(das dann in die heutige<br />

Freiraumplanung einmündete).<br />

In der Romantik machte sich dann wieder ein Interesse am Genius loci bemerkbar. (Viele<br />

seiner Gedanken wurden allerdings bereits in der Gegenaufklärung genannt). Es war die Zeit,<br />

in der der Landschaftsgarten seinen Durchbruch von seinen subjektiven Projektionen hin zu<br />

Orts- und Landschaftsbildern machte. Die vorgefundene Landschaft wurde in ihm nicht mehr<br />

überbaut, sondern ihr Charakter herausgearbeitet und der Natur ein gewisses Eigenleben<br />

gelassen. (Neben dem Landschaftsgarten hatte die Romantik auch einen bleibenden Einfluss<br />

auf den Natur- und Heimatschutz). Im Landschaftsgarten wurden vorhandene<br />

Landschaftsbilder kreativ, künstlerisch überformt (nicht im Sinne einer Natur-„Nachahmung“<br />

sondern einer Natur-„Idealisierung“). Orte wurden von anderen Orten abgegrenzt,<br />

herausgehoben und erhielten den Rang von etwas ästhetisch Wertvollen. In der romantischen<br />

Weltanschauung verweisen rationalistische Ansätze immer wieder auf das Göttliche hinter<br />

dem vordergründig Wahrnehmbaren. Die romantisch-ästhetische Weltanschauung bekam eine<br />

religiöse Tiefe. Erst über den ästhetischen Bezug erhielt der Romantiker seine göttlichen<br />

Ahnungen. Die Landschaftsmalerei wurde um einen verklärenden Tiefgang bereichert (C.D.<br />

Friedrich). Landschaften bekamen über den Naturschutz Denkmalcharakter. Der englische<br />

Pantheismus (der vorromantischen Zeit) wurde jetzt zu einer naturschützenden Gedankenwelt.<br />

In der Romantik bekam der Begriff des Genius loci dann eine neue Bedeutung. Man versuchte<br />

nur die vorhandenen Eigenschaften eines Ortes zu verbessern (z.B. heroische oder<br />

melancholische Ansichten). Dabei griff man gerne auf vorhandene Naturphänomene,<br />

Gewässer oder alte Bäume zurück. Man erinnerte sich wieder an den antiken und<br />

mittelalterlichen Inhalt des Begriffs. Man sah wieder einen naturgegebenen Lokalcharakter<br />

oder verortete einen Zeitgeist (geschichtliche Ereignisse, Fragmente). Damit begann ein neuer<br />

Zugang zum Genius loci. Das romantische Orts- und Landschaftserleben kannte drei Formen:<br />

- romantisch-dämonische Form: Eichendorff,<br />

- romantisch-daimonische Form: Böcklin,<br />

- romantisch-pantheistische Form: C.D. Friedrich.<br />

Der Mensch ordnete sich hier wieder in die Landschaft ein.<br />

Während der Zeit der Industrialisierung dienten die Genien (Geister) dann nur noch als Dekor<br />

und Ornament. Besonders L. Klages betonte die zerstörerische Seite unserer<br />

Fortschrittsideologien. Er sah die Naturentfremdung, Verstädterung, Luftverschmutzung,<br />

Lärmbelästigung, die Zerstörung der Naturlandschaften, das Ausmerzen der Naturvölker und<br />

das Aussterben der Tiere:<br />

„Eine Verwüstungsorgie ohnegleichen hat die Menschheit ergriffen, die<br />

„Zivilisation“ trägt die Züge entfesselter Mordsucht, und die Fülle der Erde<br />

verdorrt vor ihrem giftigen Anhauch. ---- Unter den Vorwänden von „Nutzen“,<br />

„wirtschaftlicher Entwicklung“, „Kultur“ geht er in Wahrheit auf Vernichtung des<br />

Lebens aus. ---- In seinem Dienste ---- steht die gesamte Technik und in deren<br />

Dienste wieder die weitaus größte Domäne der Wissenschaft“.<br />

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