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Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

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Heidelberg). Ein Garten repräsentiert aber auch ein soziales System, und es ist die jeweilige<br />

Aufgabe dieses Systems, seine Erwartungen (Funktionen) neu zu definieren (so verändern<br />

sich bei einem Familiengarten dessen Aufgaben vom Spielgarten der Kinder zum<br />

altengerechten, pflegearmen Garten).<br />

In diesem Sinne spielt die Gebrauchstauglichkeit eine große Rolle, die Benutzerfreundlich-<br />

keit, die Benutzbarkeit. In Grünanlagen kann man die Fehlplanungen oft gut an den<br />

Trampelpfaden erkennen. Sie wurden dann den Erwartungen ihrer Besucher nicht gerecht. Bei<br />

uns in Deutschland wird die Gebrauchstauglichkeit sehr stark durch Normen (für die<br />

Nutzung) und die technischen Ausführungsmöglichkeiten bestimmt. Zu diesen Normen<br />

gehören Nutzungsmaße (z.B. Stufenhöhen, Sitzbankhöhen), aber auch Wasserdichtigkeit oder<br />

statische Standsicherheit.<br />

Architektur bewegt sich immer in dem Spannungsfeld zwischen objektiver Form und<br />

hemmungslosem Individualismus. Dabei besitzt sie immer einen ästhetischen und einen<br />

kommunikationstheoretischen Ansatz (hier im Sinne des Informationsaustausches innerhalb<br />

einer sozialen Gruppe), in unserer postindustriellen Gesellschaft stilmäßig als Historismus,<br />

Funktionalismus, Expressionismus oder Symbolismus diskutiert, je nachdem, wo der<br />

Schwerpunkt der Orientierung lag, in der postindustriellen Gesellschaft als Postmoderne und<br />

Dekonstruktivismus und in der Informationsgesellschaft als Hybrid-Architektur, in der man<br />

mit Hilfe des Computers in der Lage ist, sich von den Funktionen als Planungsvorgabe zu<br />

lösen und vom traditionellen Architekturobjekt zu einer prozesshaften Architektur zu<br />

gelangen. Dadurch werden die Funktionen einer Anlage neu definiert. Das Problem, das sich<br />

für uns dabei abzeichnet, ist die Möglichkeit, dass sie sehr schnell das „menschliche Maß“<br />

verliert, wie man es z.Z. sehr oft im Straßenbau beobachten kann.<br />

Schon Vitruv forderte, die Gestalt eines Bauwerks von seiner Nutzung abzuleiten. Und für<br />

Weinbrenner (1819) ergab sich die Schönheit einer Architektur aus deren vollkommenen<br />

Übereinstimmung mit ihren Zwecken. Hundert Jahre später verlangte Behne ein<br />

Gleichgewicht von konkreter Zweckerfüllung und Formwillen. Berühmt wurde der Ausspruch<br />

des amerikanischen Architekten Louis Sullivan (1896, Hauptvertreter der Chi<strong>ca</strong>go School):<br />

Die Form folgt aus der Funktion (= FFF). Wörtlich:<br />

- „Es ist das Gesetz aller organischen und anorganischen, aller physischen und<br />

metaphysischen, aller menschlichen und übermenschlichen Dinge, aller echten<br />

Manifestationen des Kopfes, des Herzens und der Seele, dass das Leben in<br />

seinem Ausdruck erkennbar ist, dass die Form immer der Funktion folgt“.<br />

- „Ob es der gravitätische Adler in seinem Flug oder die geöffnete Apfelblüte,<br />

das sich abplagende Arbeitspferd, der anmutige Schwan, die sich abzweigende<br />

Eiche, der sich schlängelnde Strom an seiner Quelle, die treibenden Wolken,<br />

die überall scheinende Sonne, die Form folgt immer der Funktion, und das ist<br />

das Gesetz“.<br />

Zwar können Funktionen in verschiedene Formen übertragen werden, auch in Ornamenten<br />

aufgehen, doch bleiben sie bei Sullivan immer an das menschliche Maß gebunden. Dadurch<br />

ist auch die Ästhetik in der Funktion eingebunden. Sie erhält eine eigene Aufgabe. Im<br />

Bauhaus kam dann dieses Prinzip zum Durchbruch. Die Moderne definierte sich über die<br />

Funktion. Das Problem das dabei entstand, war eine Spaltung des Kunstbetriebes:<br />

- Eine Gruppe der Künstler betonte in ihren Kunstwerken weiterhin die<br />

Erfüllung eines bestimmten Zwecks, des Folgens der Funktionen.<br />

- Eine andere betonte dazu im Gegensatz die „Autonomie der Kunst“, ihre<br />

Bindungsfreiheit (damit verlor sie aber auch weitgehend ihre soziale<br />

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