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18. Kriterium: Normen<br />

Jede Kultur besitzt ihre festen Normen. Sie sind die Grundlagen der inneren Beziehungen<br />

ihrer Mitglieder unter einander. In ihnen ist ihre Geschichte in Form von Traditionen und<br />

Wertvorstellungen eingebunden. An der Reibung mit ihnen führt aber auch der Weg in die<br />

Zukunft. Sie stehen deshalb immer in einem Spannungsfeld von Geschichte und Vision. In<br />

der Gartenkunst geben sie die ungeschriebenen und geschriebenen Ordnungsvorstellungen<br />

unserer Gesellschaft wieder.<br />

Zu den Normen zählen wir neben anderen<br />

- Auflagen: Vorschriften, Richtlinien, Anordnungen, Gebote,<br />

- einzuhaltende Wertvorstellungen,<br />

- Korrektheiten (z.B. in der Ausführung von Natursteinarbeiten),<br />

- Maßstäbe (z.B. soziale Erwartungshaltungen),<br />

- Konventionen: Bräuche,<br />

- Regeln,<br />

- Grundsätze: Gesetzmäßigkeiten,<br />

- Arbeitsweisen,<br />

- Leitmotive,<br />

- Anforderungen: z.B. funktionsbezogene Programme.<br />

Jede Kunst ist das Ergebnis einer bestimmten Gesellschaft, d.h. das Ergebnis einer<br />

bestehenden Gegenwart mit ihren Zwängen und Erwartungen, in die der einzelne Künstler<br />

eingebunden ist und zu der er sich emotional in eine Beziehung setzt. Bringt er diese zum<br />

Ausdruck, so schafft er Kunst. Leidet er an ihr oder ist er aus irgendeinem psychischen<br />

Grunde nicht angepasst, dann ist er bei einer ausreichenden inneren Kraft bereit, mit den<br />

bestehenden Konventionen zu brechen und neue Wege aufzuzeigen. Übernimmt diese die<br />

Gesellschaft, weil sie innerlich reif für sie ist, kommt es zu neuen Wertvorstellungen,<br />

Paradigmen, bzw. Stilen. In unserer Zeit des Individualismus (oft nur unangepasster<br />

Egoismus) gehen dabei zunehmend die konsensfähigen Orientierungen verloren.<br />

Als der Individualismus mit der Reformbewegung die Gartenkunst erreichte, verlor diese<br />

weitgehend ihre Kommunikationsfähigkeit als Kunstdisziplin, weil niemand in der Lage war,<br />

in ihr die für sie notwendigen neuen Normen aufzuzeigen. Orientierungsanleihen bei anderen<br />

Wissenschaften stellten dafür keine Hilfe dar. Sie halfen zwar bei der beruflichen<br />

Perspektiverweiterung, ließen aber die Gartenkunst innerlich ausbluten. So entdeckte man<br />

z.B. für die Gartendenkmalpflege die Archäologie, ohne dadurch letztlich ein<br />

ernstzunehmender Archäologe werden zu können. Sie mag zwar bei manchen Reproduktionen<br />

durchaus hilfreich sein, bei der Rekonstruktion des Hortus Palatinus (für die es ausreichend<br />

historische Pläne gibt) wird sie aber nur als ein Verhinderungsargument seiner Gegner<br />

benutzt.<br />

Die Kunst erfasst emotionale Befindlichkeiten in einem sozialen Raum. Wird dieser von sich<br />

ständig überlagernden Reizen und Informationen überfüllt, hilft manchmal nur ein Skandal,<br />

um Aufmerksamkeit zu erringen (um in der Regel danach sofort wieder vergessen zu werden,<br />

wenn man nicht die Skandalfolge zur Methode macht). Gelernt, die Individualität im Rahmen<br />

der Selbstverwirklichung in irgendeine Banalität führen zu müssen, reicht in der Regel die<br />

Kraft nicht einmal für einen solchen Skandal. In einem Garten ist eine Person allerdings an<br />

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