25.10.2013 Aufrufe

Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

- schuf abstrakte Landschaftsskulpturen (erhöhte u.a. die Gartenränder mit dem<br />

Erdaushub, um im Innenbereich große intime Freiflächen zu erhalten).<br />

- versuchte mit gartengestalterischen Mitteln die Kluft zwischen moderner,<br />

abstrakter Kunst und Alltagswelt zu überbrücken.<br />

Kienast übernahm von Cramer dessen<br />

- deduktives Prinzip (das Besondere eines Ortes, einer Situation herauszustellen),<br />

- Beschränkung auf das Wesentliche (auf Weniges, das dann aber kraftvoll sein<br />

sollte),<br />

- Vorbehaltlose Bereitschaft moderne Materialien zu verwenden,<br />

- Bereitschaft zu einer zeitgemäßen Formensprache.<br />

Cramer hatte in seiner Zeit mit seiner abstrakten Formensprache die Verständnisschwelle der<br />

Bevölkerung für seine Arbeiten überschritten. Er war aber vom Garten als Kulturgut, als<br />

mögliches Kunstwerk zutiefst überzeugt. In seinen Arbeiten ist es ihm gelungen, sich von<br />

bestehenden traditionellen Vorstellungen zu befreien und einen neuen skulpturalen Garten<br />

inhaltlich und formal im Sinne der modernen Kunst zu schaffen. Mit seinen Arbeiten war er<br />

zu einem echten Dialogpartner innerhalb des Kunstbereichs geworden. Kienast hat seine<br />

Gedanken weiterentwickelt, ohne dessen abstrakte Formensprache zu übernehmen. Dabei<br />

- verzichtete er auf alles Unnötige,<br />

- suchte er nach einer inhaltlichen Aussage,<br />

- setzte er einer einfachen Grundstruktur die pflanzliche Lebenskraft entgegen.<br />

Er schuf damit die Kernkriterien des modernen Gartens.<br />

3. Der heutige Garten<br />

In seinen zehn Thesen zur Landschaftsarchitektur nennt Kienast als bestimmende Merkmale<br />

des heutigen Gartens<br />

- das Erkennen seiner Überlagerungen,<br />

- die Vielschichtigkeit,<br />

- die Durchdringung verschiedener Strukturen und Systeme.<br />

Diese Kriterien erlauben eine Verschiedenheit unter den Nutzern. Nach ihm ist die „Garten-<br />

und Landschaftsarchitektur .... Spiegel der Zeit. Es sollen die aktuellen, ökonomischen,<br />

ökologischen, sozialen und technischen Randbedingungen sichtbar werden“. Nach ihm wird<br />

der Garten zu einem Ausdruck des Zeitgeistes.<br />

In den letzten 30 Jahren bestimmten zwei Gestaltungsrichtungen die Diskussion:<br />

- Naturgartenbewegung<br />

- Minimalismus, Dekonstruktivismus (die „reine“ oder die „schräge“<br />

Linienführung).<br />

Ihr Problem war, dass sie nicht nur den bisherigen Paradigma (Wertvorstellungen), sondern<br />

auch dem bisherigen Geschmack (Gefühlsbezug) der Bevölkerung nicht entsprachen. Ihr<br />

fehlender phylogenetischer Bezug zu den Bedürfnissen der Menschen wurde - und damit<br />

deren rezeptionsästhetische Ablehnung - mit ihrem anspruchsvolleren Niveau erklärt, das<br />

nicht den gängigen Geschmacksvorstellungen entgegen kam. Jede naturbezogene<br />

Umweltgestaltung ist aber auf die Befriedigung dieser phylogenetischen Anlagen im<br />

Menschen angewiesen, wenn sie Erfolg haben will. Natürlich gibt es ein gutes oder weniger<br />

gutes verinnerlichtes Formgefühl der Menschen, doch ist ein Gegenstand, ein Objekt nur<br />

rational kalt, dann fehlt ihm etwas Menschengemäßes. Vielleicht ist es gerade dieser Mangel,<br />

der uns oft die „primitiven“ Bauten z.B. im Tessin so wohltuend angenehm empfinden lässt.<br />

Noch ist ein Planender nur auf seine Sensibilität angewiesen, wenn er arbeiten will, denn noch<br />

gibt es über diese menschlichen Bezugs- und Bedürfnisspektren keine Forschungsunterlagen.<br />

274

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!