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Die neuen Pflanzen besaßen intensivere Farben als die heimischen. Ihre Zahl in einem Garten<br />

galt in der damaligen Zeit als ein wichtiges Statussymbol. So ließ z.B. Rothschild in seinem<br />

Garten in Halton (Buckinghamshire) 41.000 von ihnen auspflanzen.<br />

1833 hatte man das Tafelglas erfunden, 1845 in England die Glassteuer aufgehoben. Eine<br />

Folge davon war die Errichtung vieler Glashäuser, in denen besonders die Sommerblumen<br />

vorgezogen werden konnten. Zeitgleiche Entwicklungen in der Farbenlehre (Eugéne<br />

Chevreul, 1839) führten allerdings zu einer gewissen Dogmatisierung ihrer<br />

Zusammenstellungen:<br />

- die Beetformen wurden vereinfacht,<br />

- die einzelnen Beete in symmetrische Muster unterteilt,<br />

- deren Farbzusammenstellungen zu einem gesellschaftlich wichtigen<br />

Gesprächsstoff erhoben.<br />

Um 1850 wurde dann im Rahmen dieser Entwicklung eine Sommerblumenbepflanzung mit<br />

grellen Farben empfohlen.<br />

In den 70er und 80er Jahren entstand nun eine Bewegung gegen diese Entwicklung. Es<br />

wurden abgelehnt<br />

- die kurzlebigen Effekte der Einjährigen (Sommerblumen),<br />

- ihre aufdringlichen Farben.<br />

In England machte sich der Gartenjournalist William Robinson (1838 – 1935) zu ihrem<br />

Sprecher. Durch seine Freundschaft mit verschiedenen Vertretern der Arts & Crafts-<br />

Bewegung verbanden sich dort beide Gruppen zu einem neuen Stil, dem englischen<br />

Reformgarten wie ihn dann G. Jekyll vertrat. In Deutschland ist die Entwicklung schwerer zu<br />

erfassen, weil sie hier zunächst viel breiter angelegt war. An ihrem Anfang standen die<br />

Heimatbewegung und deren Angst vor dem Verlust der regionalen Identitäten durch die<br />

Industrialisierung. Zu ihrem Programm gehörte im Rahmen ihrer Zivilisationskritik u.a. auch<br />

eine romantische Idealisierung der Natur. Ihr standen mit irgendeiner diffusen Beziehung fast<br />

alle deutschen Gartenkünstler um die Jahrhundertwende nahe. Nicht zufällig waren viele von<br />

ihnen später Mitglieder der Nationalsozialisten geworden, nachdem viele ihrer Gedanken von<br />

diesen aufgegriffen worden waren. Die Entwicklung war: Heimatbewegung völkische<br />

Bewegung (bzw. völkischer Heimatschutz) unverwechselbare völkische Eigenart <br />

völkische Überlegenheit. Aus dieser Bewegung ist u.a. auch Willy Lange hervorgegangen mit<br />

seinem Robinson in mancher Hinsicht so ähnlichem Naturgartengedanken (aber auch der<br />

Wandervogel, der Naturschutz, Denkmalschutz, der Ökologiegedanke und große Teile der<br />

Reformbewegung). Weil es heute so schwer ist, den Gesamtkomplex objektiv zu<br />

durchschauen, wird Lange gerne zunächst in eine Nachfolge von Robinson gebracht, der dann<br />

später den Nationalsozialisten nahe stand. Das ist aber nicht wahr. Lange war durchaus ein<br />

eigenständiger Denker gewesen.<br />

Robinson selber stand in der Nachfolge von Shirley Hibberd (1825 – 1890), der in seiner<br />

Zeitschrift „Gardener’s Chronicle“ schon früh anstelle der reinen Sommerbeete diese auch mit<br />

Gehölzen und Stauden bepflanzen wollte, damit sie im Winter nicht so kahl seien.<br />

Entscheidend für einen Garten seien dessen strukturgebende Träger, da sie ihn das ganze Jahr<br />

über entscheidend prägten. Hibberd empfahl auch, an Stelle der Primärfarben neutrale<br />

Farbnuancen vorzuziehen u. die unterschiedlichen Farbtöne der Blätter stärker zu beachten.<br />

Schon vor Robinson verlangte er reine Staudenrabatten (winterharte Rabatten) und<br />

Sondergärten (z.B. die Rosengärten nicht zu nahe am Haus, da sie nur während der Blütezeit<br />

angenehm seien):<br />

„Die winterharte krautige Rabatte ist das Beste im Blumengarten, obwohl<br />

gemeinhin als das Schlechteste betrachtet. Wenn sie gut ausgeführt, gut bestückt<br />

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