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Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

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Sie war ein Ausdruck der Reformbewegung, und man verstand sich als eine kulturelle Elite.<br />

Es wäre interessant zu wissen, wie viele der späteren Gartenkünstler (damals hießen die<br />

Gartengestalter noch so!!) aus dem Kreis der Jugendbewegung hervorgegangen oder durch sie<br />

beeinflusst waren. Von den herausragenden wahrscheinlich die meisten, vielleicht sogar alle.<br />

Zu den am meisten beschworenen Begriffen der Reformbewegung gehörte die „Schönheit“<br />

(hauptsächlich bezogen auf die Körperästhetik eines Menschen). Sie verstand sich als eine<br />

Summe von konkreten Merkmalen, die es erlaubte, ein Idealprodukt zu finden, bzw. kritisch<br />

dessen Fehler zu benennen. Real erreicht sollte sie werden durch Übungen, Sport,<br />

Sonnenbäder oder Ähnliches. Dabei konnten die klassischen Schönheitsideale einer „Venus<br />

von Milo“ oder eines „Diskuswerfers“ nicht mehr vorbildhaft sein, wohl aber das Erfahren<br />

der menschlichen Anatomie in einem hellenistischen Gymnasium (und nicht in einem<br />

akademischen Aktsaal). Um Kunst und Wirklichkeit in Einklang zu bringen, musste man nun<br />

für das Ideal den realen Körper mit Hilfe von Leibesübungen in einen idealen Zustand<br />

bringen. Dabei gehörte zur körperlichen Schönheit wie bei den Griechen die Nacktheit. Sie<br />

wurde zugleich als eine Befreiung vom Korsett empfunden. Erst in einem nackten Körper<br />

vereinigten sich „Maß und Harmonie“. So soll Paula Modersohn-Becker, die der<br />

Lebensreformbewegung nahe stand, sich viel nackend bewegt, Licht- und Luftbäder geliebt<br />

und gerne nackt getanzt haben. So kann man die vielen nackten Gestalten der Brücke-Maler<br />

mit ganz anderen Augen sehen. Bei dieser damals allgemeinen Nähe zum nackten Körper war<br />

es nur ein kleiner Schritt zum Heroischen und Weihevollen, bzw. später zum Gewalttätig-<br />

Kriegerischen.<br />

Werte der Lebensreform<br />

Der innere Widerspruch der lebensreformerischen Bewegung bestand darin, dass sie mit Hilfe<br />

neuer Ideen die historischen Sozialstrukturen und Kulturformen in die Zukunft zu retten<br />

versuchte. Im Mittelpunkt ihres Denkens stand neben der Natur die Tradition. In ihr<br />

verkörperten sich damals die Ideale des damaligen Bildungsbürgertums. Nicht zufällig baute<br />

die Freideutsche Jugend mit ihren Bünden auf deren Gedankengut. Über ihre Forderungen<br />

nach „Natürlichkeit“, „Naturgerechtigkeit“ oder „Naturgemäßheit“ war sie zu ihren Idealen<br />

der Echtheit, Reinheit, Klarheit, Einfachheit und Schönheit gelangt. Das Leben sollte wahr<br />

sein (im Sinne von wahrhaftig) und nicht auf Lügen bauen. Alles was in deren Nähe stehen<br />

konnte, wurde abgelehnt. So z.B. Imitate. Ihnen wurde das Einfache und Echte<br />

entgegengestellt. In der Kunst bewahrte das „Einfache“ durch seine Übersichtlichkeit vor<br />

einem möglichen Schwindel. Mit der Forderung nach dem Einfachen, seinem praktischzweckmäßigen<br />

Bezug und einem Leben in Bescheidenheit stand das Verlangen nach dem<br />

„Wahren“ und „Echten“ in Beziehung. Eitelkeit und eine oberflächliches Leben wurden<br />

verurteilt. Die Kunst besaß dadurch klare Orientierungswerte. Auf die Gartenkunst bezogen<br />

hat Hans Schiller diese Forderungen in seiner „Gartengestaltung“ (1952) breit ausgeführt. Sie<br />

bildeten dort die ethische Grundlage für die Gestaltung eines Gartens.<br />

Weitere Forderungen waren:<br />

- Reinheit, Klarheit und Helligkeit:<br />

Das Unverfälscht-Saubere, das Verständliche und das Durchsichtige. Sie galten als<br />

die Voraussetzung für eine Schönheit in ihrer ursprünglichen Form. Man erkennt<br />

diese Forderung sehr gut an den Gartenentwürfen aus dieser Zeit, besonders denen<br />

von Maasz. In einer für uns zeitgemäßeren Form findet man sie aber auch in den<br />

Gärten von Kienast wieder.<br />

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