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Grundforderungen an einen Garten<br />

Der Wunsch nach einem Garten ist immer mit positiven Erwartungen verbunden.<br />

Phylogenetisch gehören dazu eine gewisse Offenheit, Weite, Großzügigkeit bei allem Wunsch<br />

nach Geborgenheit und einer gewissen Menge an Vegetation. Dabei scheint es so zu sein,<br />

dass wir zugleich eine starke Ablehnung gegenüber Krankem, Totem oder auch nur einer<br />

Brache haben, vielleicht gegen letztere, weil wir sie unbewusst als etwas Kulturkrankes oder<br />

Kulturtotes empfinden. Alle Versuche des Autors, in seinem Garten Abgestorbenes als Teil<br />

eines normalen Naturkreislaufes zu integrieren, musste er aufgeben, weil dessen<br />

Vorhandensein ihn emotional immer gestört hat. Wahrscheinlich verstößt unsere Zivilisation<br />

in vielen Bereichen gegen unsere biologische Programmierung, so dass wir bei der Suche<br />

nach einem Ausgleich für deren negative Folgen auf die letzten naturnahen Refugien<br />

zurückgreifen, die uns verblieben sind. Ein Ergebnis davon ist, dass wir in einem Garten dann<br />

nur noch Entspannung und geistige Entlastung suchen und erst in einem zweiten Schritt, wenn<br />

wir noch die Kraft und die Möglichkeiten dazu haben, uns in diese Natur nach unseren<br />

Bedürfnissen gestaltend einbringen.<br />

Es ist die Ohnmacht gegenüber den professionellen Gestaltern, die die Nutzer diese gewähren<br />

lässt. Der „fehlende Geschmack“ der Laien, der den ersteren ihre Narrenfreiheit sichert,<br />

bedeutet nichts anderes, als dass diese an den tatsächlichen Bedürfnissen der Nutzer<br />

vorbeiarbeiten - und sie dies können, weil die Interessen und Wünsche der beiden Gruppen zu<br />

gegensätzlich sind und sich deshalb gegenseitig neutralisieren. Manchmal scheint es so zu<br />

sein, dass die heutigen Gartengestalter weder ein echtes emotionales Verhältnis zur Natur<br />

noch zu den Nutzern haben. Ihr Beruf sichert ihnen ihre Existenzgrundlage und in unserer<br />

rational ausgerichteten Kultur ihr Ingenieurwissen ihre soziale Stellung. Es ist das<br />

Naheliegendste, wenn der normale Mensch sich von der Natur zunächst die Sonne und frische<br />

Luft verspricht und eventuell auch noch etwas Ruhe. Wenn dann noch lang vermisste<br />

Wahrnehmungsreize wie Vogelgesang oder Blumen hinzukommen, der Betroffene sogar noch<br />

in einen Dialog mit der Natur treten kann, hat er die Chance vom Augenblick zu erhoffen,<br />

dass er bleibt.<br />

Der Mensch ist ein Lebewesen, das seine Existenz in den Widersprüchen von Natur und<br />

Kultur leben muss, und ein Garten bildet die Nahtstelle zwischen diesen beiden Welten. Wenn<br />

er darin gestaltend eingreift, sie nach seiner persönlichen Bedürfnislage gestaltet, wird er sich<br />

mehr zu der einen oder der anderen Seite schlagen, zu mehr Wildheit oder mehr<br />

Domestikation, zu mehr Bizarrem oder mehr Formalem. Aber wenn wir schreiben wollten, zu<br />

mehr Komplexem oder mehr Einfachem, merken wir, dass wir bei dem Komplexen schnell<br />

überfordert sind und wir uns für das Einfache entscheiden, weil es uns in unserem Leben eher<br />

entlastet.<br />

Gelebt ist ein Garten zunächst ein Ort sinnlicher Umweltbezüge. Erst danach ist er ein Ort<br />

intellektueller oder künstlerischer Bezüge. Erst der Mensch macht ihn zu einem ökologischen<br />

Ort oder versucht, darüber seine Kinder oder seine Bürger zu erziehen.<br />

Als Hausgarten bedeutet ein Garten Intimität. Als privater Raum ist er relativ frei von sozial<br />

vorgegebenen Einschränkungen. Er kann zum Ausdruck einer gelebten Individualität werden<br />

und zwar nicht nur räumlich als etwas vor uns Liegendes, sondern auch als etwas Zeitliches,<br />

das mit seinem Besitzer gewachsen ist. Wollen wir ihm dabei Dauer verleihen, dann müssen<br />

wir auf die Langlebigkeit seiner Elemente achten und uns bei der Anlage bewusst sein, dass<br />

sie ihren vegetativen Höhepunkt evtl. erst in Jahrzehnten erreicht.<br />

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