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9. Der Naturgarten<br />

Seit den Anfängen der Reformbewegung hat es in der Gartenwelt immer eine<br />

Naturgartenbewegung gegeben. Als deren Kernforderung kann man ihren Wunsch<br />

herausstellen, mit der Natur in Einklang leben zu wollen. Der Mensch selber wird hier als ein<br />

Glied in einem Ökosystem gesehen.<br />

706<br />

„Es ist paradox: Im Urlaub erbaut sich der Mitteleuropäer an verträumten<br />

Dörfchen in Griechenland oder auf Korsika, schwärmt von unverfälschtem<br />

Wildwuchs des Wegrandes, fotografiert begeistert zerfallenes, überwuchertes<br />

Gemäuer, Eidechsen und ungeordnete Blütenpracht. Zu Hause aber, im eigenen<br />

Garten, rückt er mit Richtschnur und Schneckengift der Natur zu Leibe ---. Was<br />

--- der eigenen Vorstellung nicht gemäß ist, wird mit Hacke, Unkrautvertil-<br />

gungsmitteln und Insektiziden vernichtet“ (Horst Stern, 1980).<br />

Die Industrialisierung und die Fortschritte der Wissenschaften, besonders in der Medizin,<br />

führten zu einer Bevölkerungsexplosion. Dies wiederum führte einerseits zu einem<br />

Zurückdrängen der Natur in Nischenbereiche und andererseits beim Menschen zu einer<br />

zunehmend naturfremden Lebensweise, für die er biologisch nur begrenzt geschaffen ist. Sein<br />

Feinstoffwechsel geriet durcheinander, sein psychisches Gleichgewicht ging als Folge davon<br />

verloren, und seine physischen Krankheiten nahmen zu. Der Verlust an der vertrauten Natur<br />

wurde seit den Anfängen der Industrialisierung beobachtet und Gegenbewegungen meldeten<br />

sich zu Wort. Zugleich mit der Heimatbewegung entstand die Naturschutzbewegung, die<br />

gemeinsam einerseits rückblickend den bisherigen Bauerngarten idealisierte (den es in dieser<br />

Form nie gegeben hat) und andererseits über ein „Zurück zur Natur“ einen „Naturgarten“<br />

forderte, einen Garten als Schutzareal für die ansonsten sterbende Natur. Diese Gedanken<br />

waren wesentliche Teilinhalte der Reformbewegung.<br />

So sah Willy Lange (1864 – 1941)<br />

„den Menschen nicht unter oder über, sondern in die Natur gestellt. Wenn die<br />

Pflanze im Garten das gleiche Recht hat wie wir selbst, dann stellt sie an uns<br />

die Forderung, dass wir ihr den Standort schaffen, den sie von Natur (aus)<br />

braucht ---„.<br />

Dieses Denken mündete über die Florenkunde und die sich entwickelnde Lehre von den<br />

Pflanzengesellschaften, in der Gartengestaltung angeregt durch Foerster und dann Hansen, in<br />

einem Pflanzenverwendungssystem nach Lebensbereichen, das allerdings Allgemeingültigkeit<br />

für sich beanspruchte und weit über die Bereiche des Naturgartens hinauswies.<br />

Insgesamt beeinflussten uns in Deutschland drei Entwicklungsstränge:<br />

Die entscheidenden Ideen für den Naturgarten reiften vielleicht in Holland in<br />

den Jahren zwischen 1920- 1970 heran. Bereits 1925 hatte<br />

Jacobus (Jac) Peter Thijsse, 1865 – 1945: Grundschullehrer, der sich um den<br />

holländischen Naturschutz und den dortigen Naturgarten sehr verdient<br />

gemacht hat einen ersten öffentlichen Naturgarten im Blomendaal<br />

(Gemeinde nahe Amsterdam) angelegt. In ihm standen nur heimische<br />

Pflanzen.<br />

In der Folgezeit entstanden dann immer wieder ähnliche Anlagen (u.a. der<br />

berühmte Thijsse-Park von Amstelveen), die dort auf eine ganze Gartenge-<br />

staltergeneration Einfluß nahmen. Den größten Einfluß unter ihren Vertretern<br />

hatte vielleicht

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