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dieser erst würde einen Garten zu einem Kunstwerk machen - das umgesetzte innere Bild<br />

eines Menschen darstellen.<br />

Manchmal behindern Normen die Arbeit, manchmal bereichern sie diese aber auch, weil<br />

hinter ihnen oft die Erfahrungen einer ganzen Kultur stehen und Einengungen die kreativen<br />

Ansätze stärker auf bestimmte Ergebnisse hin ausrichten. In Normen konkretisieren sich die<br />

Werte einer Gesellschaft. Sie repräsentieren deren Ideale und damit ihre Maßstäbe. Über sie<br />

gewinnt jede Gesellschaft ihre Identität. In der Regel werden sie von deren Bildungseliten<br />

festgelegt und von der Bevölkerungsmasse übernommen. Das bedeutet, dass sie<br />

kulturabhängig sind und damit oft im Sinne bestimmter Interessen instrumentalisiert werden<br />

können. Zum Problem wird diese Ausgangslage, wenn diese anerkannte „Bildungselite“ in<br />

einem Arbeitsbereich einer Gesellschaft sehr klein ist - wie in der Gartenkunst. Die<br />

ausführenden Gartengestalter orientieren sich an den wenigen gärtnerischen Gartenfakultäten.<br />

Die dortigen Professoren der Landschaftsgestaltung wollen allerdings anerkannte Ingenieure<br />

sein und orientieren sich an den rationalen Natur- und Technikwissenschaften. Für die<br />

eigentliche Gartenkunst bleibt dort kaum ein Raum. Künstlerische Orientierungsnormen sind<br />

von dort kaum zu erwarten. Ohne sie wird es aber keine kunstorientierte Gartendiskussion<br />

geben. Entsprechende Normen würden allerdings auch zu Auseinandersetzungen führen, weil<br />

sie sich gegen andere Vorstellungen stellen würden. Der jetzige Zustand müsste eigentlich<br />

dem Schöpferischen, der Forderung nach Originalität mehr Freiräume verschaffen, doch<br />

werden diese in Ermangelung von tatsächlichen „Gartenkünstlern“ nicht genutzt.<br />

Kompositionen werden von einem Rhythmus bestimmt, d.h. der regelmäßigen Wiederholung<br />

bestimmter Motive, Bilder, Elemente, Strukturen und Materialien. In unserer Zeit benutzen<br />

wir den Rhythmusbegriff nur für die Zeitkünste (Musik, Poesie), während er in der Antike<br />

auch in den Raumkünsten gebräuchlich war (z.B. Rhythmus der Säulenordnung). Man<br />

versteht darunter die Beziehung bestimmter Raum- und Zeitmaße zu einer Einheit.<br />

Rhythmische Empfindungen sind in einem Menschen phylogenetisch tief angelegt<br />

(Pulsschlag, Atemrhythmus). Sie werden also nicht nur über das Auge und Ohr<br />

wahrgenommen. Ein Rhythmus bestimmt die Dynamik einer Gestaltung. Erst durch ihn<br />

gewinnen die Gestaltungsstrukturen ihre Lebendigkeit.<br />

Jede Struktur ist ein Gefüge, ein Gefüge von Relationen, Beziehungen. Über sie werden die<br />

verschiedenen Einzelteile eines Ganzen zu einer Einheit verbunden. Dabei ist zu beachten,<br />

- dass die Ganzheit einen geistigen Vorrang vor den Einzelteilen erhält.<br />

- dass die Einzelteile sich in die Ganzheit einordnen.<br />

- dass zwischen den Einzelteilen Wechselbeziehungen entstehen.<br />

- dass feste Strukturen einer Arbeit einerseits eine feste Orientierungsstabilität<br />

verleihen, andererseits aber Veränderungen oft erheblich erschweren.<br />

Eine häufige Strukturvorgabe ist die Symmetrie, die spiegelbildliche Anordnung um eine<br />

Mittelachse. Sie steht für ein Gleichgewicht der Gestaltungselemente, für Ruhe und<br />

symbolisierte einst den Kosmos. Eine Symmetrie schafft von vornherein ein bestimmtes<br />

Ordnungsbild - gestalterisch vielleicht das sicherste. Auffallend ist allerdings, dass sie<br />

innerhalb der Künste selten exakt angewandt wird, weil sie dann schnell langweilig wirkt. In<br />

der Regel wird sie im Rahmen der menschlichen Wahrnehmungsmöglichkeiten leicht<br />

abgewandelt. Vielleicht einer der Gründe weshalb die oft fachlich überkorrekt ausgeführten<br />

Einzelelemente in deutschen Gärten so gleichförmig wirken und die handwerklich viel<br />

weniger korrekten in England, Italien oder Frankreich viel anregender sind (z.B. eine sauber<br />

ausgeführte Pergola in Deutschland oder ein mit Wein überrankter Sitzplatz in Südeuropa).<br />

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