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Normen gebunden, die sie nicht aufgeben kann, z.B. die Vorgaben eines Standortes und der<br />

Wachstumsfaktoren der Pflanzen. Dadurch ist die Skandalmöglichkeit von vornherein stark<br />

eingeschränkt. Die Belohnungen erhält die Person hier aus anderen Wertbezügen, die nur<br />

begrenzt sozialabhängig sind. Sie liegen weitgehend in der Befriedigung seiner<br />

phylogenetischen Vorgaben und entsprechen damit seinen tieferen biologischen Anlagen.<br />

Stichworte:<br />

+ technische Normen (z.B. . bei Baumaßnahmen),<br />

+ DIN – Normen.<br />

14. Probleme der Gartengestaltung<br />

Da wir heute weitgehend nur noch in kurzfristigen Zeitprojektionen leben und auch keine<br />

Vorstellungen von der Entwicklung unserer Kultur besitzen, es in der traditionellen<br />

Gartengestaltung aber wegen der natürlichen Entwicklungszeit der Pflanzen mit längeren<br />

Zeitphasen zu tun haben, verlegen wir uns zunehmend auf zeitlich kürzere Gartenphasen, auf<br />

modische „temporäre Gärten“. Mit diesen sind aber (so man überhaupt darüber nachdenkt)<br />

ethische Fragen verbunden, das Problem unserer gärtnerischen Wegwerfkultur. Wir haben es<br />

hier auch mit etwas Lebendem zu tun, und deshalb bleiben auch bei aller Brutalität unserer<br />

Naturausbeutung die Kriterien der Ehrfurcht und Demut zentrale Gedanken unserer<br />

Hochkultur. Da passt die Reduzierung des Gartens auf eine „Event“-Ebene nur schwer hinein.<br />

„Um einen Garten fühlen, erleben und sehen zu können, sind erst gewaltige Investitionen an<br />

Zeit erforderlich. Die volle Rendite erfolgt zum Teil erst mit erheblichen Verzögerungen.<br />

Diese Zeitspanne zwischen Arbeit und Belohnung ist für heutiges Empfinden zu lang. Die<br />

Soziologie spricht von der „Erlebnisverdichtung“ in der Moderne, d.h. auf jeden Aufwand<br />

folgt der unmittelbare Kick der Befriedigung. Und das in immer kürzeren Abständen und in<br />

immer schnellerem Tempo.<br />

Der Wunsch, sich diesem stets rasanter drehenden Rad zu entziehen ist da. Er manifestiert<br />

sich in dem Wunsch nach Orten der Entschleunigung. Der Garten wird als solcher Raum des<br />

Bewährten, des „wahren“ Lebens abseits des real gelebten, gedacht“.<br />

(Jörg Pfennigschmidt, 2007 in „Blätterrauschen“).<br />

Niemand kann sagen, was die Globalisierung und die neuen Informationstechnologien für<br />

unser Weltverständnis in der Zukunft bringen werden. Eine relativ feste Konstante ist für die<br />

nächste Zeit vielleicht nur die phylogenetische Vorgabe des Menschen in ihrer Ganzheit - und<br />

diese bedeutet, auch weiterhin Sehnsüchte nach einer vergangenen Naturwelt zu haben. Sie zu<br />

befriedigen, ist eine Aufgabe zu seiner psychischen und physischen Gesundheit und zugleich<br />

eine Möglichkeit, sich kreativ gestaltend nach seinen persönlichen Bedürfnissen in seine<br />

Umwelt einzubringen.<br />

Gelegentlich wird die Gartenkunst als Kunstdisziplin abgelehnt, weil man die<br />

Wachstumsprozesse ihrer lebenden Elemente nur begrenzt kontrollieren kann. Doch<br />

inzwischen gehören die sich selbst steuernden Abläufe auch voll zur Kunstwelt.<br />

Jede Kultur benötigt für ihre Entwicklung Reibungspositionen, evtl. sogar eine Gegenkultur.<br />

Die gibt es zurzeit in der Landschaftsarchitektur kaum. Man richtet sich in seinen Traditionen<br />

ein und beklagt die fehlenden Innovationen. Bereits 1953 hat Max Frisch in einem Vortrag<br />

beklagt (dort bezogen auf die Schweizer Architektur): Die Diktatur des Durchschnittlichen<br />

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