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Buch downloaden (.pdf, ca. 4.1 MB) - Bert Beitmann

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- dass sie keine Ware ist, die einen großen Markt anspricht oder spektakuläre<br />

Gewinne verspricht.<br />

- dass die heutigen Landschaftsarchitekten von ihrer Ausbildung und ihrem<br />

Selbstverständnis her sich selber eher als Freiraumingenieure denn als Künstler<br />

sehen (oft dürfte ihnen auch die nötige künstlerische „Begabung“ fehlen. Es ist<br />

schwer, einem Unmusikalischen zu erläutern, was Musik eigentlich ist.<br />

Letztlich erfordert dies eine bestimmte Beschaffenheit im Gehirn. Siehe dazu:<br />

Oliver Sacks „Der einarmige Pianist“).<br />

Die heutige Situation der Gartenkunst entstand nach dem 2. Weltkrieg, als es der<br />

Hannoverschen Schule unter Wiepking gelang, für den akademischen gärtnerischen<br />

Berufsstand viele neue Berufsfelder zu erschließen. Zwangsläufig förderte man deshalb die<br />

technischen Aspekte zu Lasten der künstlerischen - bis es diese eigentlich nicht mehr gab. Ein<br />

„entideologisierter“ Funktionalismus wurde berufsbestimmend. Aber eine Architektur wird<br />

nicht allein über ihre Zweckform definiert. Dies wäre zu oberflächlich-formalistisch. Als<br />

Kulturausdruck hat sie auch immer einen geistigen Bezug.<br />

Eine häufige Haltung in unserer Zeit ist die Position: Die Kunst muss frei sein. Doch kann<br />

sich ein Gartenkünstler nicht über die Gesetzmäßigkeiten in der Natur hinwegsetzen. Und<br />

auch in der Kunst kann es aus Kommunikationsgründen keine reine Willkür geben. Natur und<br />

Kultur erfordern beide für ihre Einheit die Befolgung von Vorgaben, im architektonischmusikalischen<br />

Bereich weitgehend mathematische Gesetzmäßigkeiten. Kultur ist immer als<br />

etwas Ganzes zu sehen, und ein Garten ist ein Teil von ihr, ist selber als etwas<br />

Menschengemachtes immer in erster Linie Kultur - Kultur aus der Lebensumwelt, der<br />

Architektur. Er ist eine Neuschöpfung und besitzt, da er von einem kulturabhängigen<br />

Schöpfer geschaffen wurde, auch selber dessen kulturellen, geistigen Hintergrund. Er wird<br />

dann zu einem Kunstwerk, wenn er bewusst oder unbewusst diese Haltung vertritt.<br />

Ein Garten ist eine Einheit in der Vielheit. Dabei darf die Vielheit die kompositorische<br />

Struktur, das Architektonische nicht erdrücken, bzw. in den Hintergrund drängen. Letztlich<br />

sind alle darin angewandten ästhetischen Gesetze geometrischer Natur, proportionsabhängige<br />

Bezüge innerhalb einer Ganzheit. Erst durch ihre Gesetzmäßigkeiten wird eine Architektur<br />

zur Architektur. Dies gilt auch für einen Naturgarten. Er folgt letztlich einem inneren Bild<br />

seines Schöpfers und kann deshalb im Gegensatz zum Glauben vieler Laien viel Arbeit<br />

bereiten. (so sind auch unsere Naturschutzgebiete in der Regel Schutzgebiete historischer<br />

Kulturlandschaften, die nur mit Hilfe eines großen Pflegeaufwandes in ihrem optischen Bild<br />

erhalten werden können: z.B. die Heide- oder Moorflächen durch das regelmäßige Beseitigen<br />

der Birken).<br />

Innerhalb einer architektonischen Schöpfung müssen sich deren Gesetzmäßigkeiten in allen<br />

ihren Teilen wiederfinden lassen. So widerspruchsvoll es klingen mag: Die wahre Freiheit<br />

beginnt dort erst mit der Beherrschung der Gebundenheit. Mögliche Vorgaben, Forderungen<br />

(z.B. funktionaler Art) töten nicht die Fantasie, sondern fordern sie erst heraus. Der Schöpfer<br />

eines Gartens, eines Kunstwerks lebt deshalb intensiver, als wenn er diese Arbeit nicht täte. Er<br />

bringt darin seine Gefühle, sein Erleben zum Ausdruck und schafft damit auch ein Bild seiner<br />

Zeit. Innerhalb einer Kultur hat so jede Zeit ihre eigene Formgestaltung, ihren Stil. In ihm<br />

verwirklicht sich eine formale soziale Kommunikationsbasis. Uns fehlt heute das Bewusstsein<br />

dafür. Ein allgemein akzeptierter Stil ist heute kaum erkennbar. Eine der Ursachen ist die<br />

fehlende Auseinandersetzung mit der Lebensreformbewegung. Zu lange standen die<br />

politischen Auseinandersetzungen des 19. Jhs. allein im Blickfeld des sozialen Interesses. Die<br />

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